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30.09.2024, 09:34 Uhr
Redaktion
Zukunft öffnen!

Schülerinnen und Schüler des Staffelsee-Gymnasiums Murnau erdichten die Zukunft

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(c) privat

ZUR REIHE: „Zukunft öffnen!“ widmet sich den Ideenwelten der jungen Generationen. Sie können hier ihre Gedanken, Meinungen und Visionen über die Zukunft in vielfältiger Form zum Ausdruck zu bringen; in Gedichten, Essays, Erzählungen, Comics und Berichten. So entsteht eine kreative Plattform, die „nach vorne schaut“.

*

Die Zukunft schmeckt nach zerkauten Problemen

 

 

(c) Stiftung Lyrik Kabinett München. Linolschnitt von Isabel Meißner

Der Lyrik-Schreibworkshop Zilp-Zalp findet, im Auftrag des Lyrik-Kabinetts, seit vielen Jahren am Staffelsee-Gymnasium in Murnau statt. Eine kleine Gruppe, bestehend aus Schülerinnen und Schüler der verschiedenen Jahrgangsstufen, setzt sich unter der Leitung der Autorin Andrea Heuser nicht nur intensiv mit Gedichten aus Vergangenheit und Gegenwart auseinander. Sie erproben auch selbst, wie es ist, ihre Erfahrungen und Wahrnehmungen von Welt in Form von eigenen Gedichten auszudrücken. Sie lernen an ihren Texten zu feilen und erste Eindrücke dahingehend zu sammeln, dass literarisches Schreiben neben Inspiration und Talent eben auch Handwerk und Arbeit ist.  

Dieser Workshop wurde konzipiert als eine vertiefende, erweiternde und begleitende Ergänzung zur Arbeit der Jugendlichen am jährlichen ZILPZALP Gedichtekalender: Der von der Stiftung Lyrik-Kabinett München herausgegebene Lyrikkalender wird von den Schülerinnen und Schülern des Staffelsee-Gymnasiums Murnau erarbeitet. Die Jugendlichen gestalten darüber hinaus zu jeweils einem der ausgewählten Gedichte einen eigenen Linolschnitt unter der Leitung der Lehrerin und Künstlerin Susanne Hanus, die seit diesem Jahr auch die Gedichtauswahl betreut.   

Was ich von der Zukunft erwarte

Die Jugendlichen des Workshops verliehen jetzt auch ihren Gedanken über die Zukunft lyrisch Ausdruck; sie haben sich dem Unbekannten dichtend und reflektierend in eigenen Texten genähert. 

Vier der lyrischen Texte werden hier mit freundlicher Genehmigung der jeweiligen Schülerinnen und Schüler nun einer lesenden Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zwei der Gedichte haben, in Kooperation mit dem Lyrik-Kabinett, zudem als Zusatzblätter Aufnahme in den ZILPZALP Gedichtekalender 2025 gefunden.  

 

Was ist das, was kommt?

Meine Zukunft kommt schleichend.

Ich komme ihr jeden Tag etwas näher

Und doch erreiche ich sie nie.

Ich laufe voller Erwartung auf sie zu,

Doch sie empfängt mich nicht mit offenen Armen.

 

Die Zukunft riecht nach Ärger,

Die Zukunft schmeckt nach zerkauten Problemen.  

Sie sieht aus wie ein Tunnel, von dem man nur

Den vordersten Teil sieht.

Man weiß nicht, wo er hinführt.  

Man kann die Zukunft auch ändern, 

Doch das Ergebnis bleibt immer offen.

 

Vielleicht ist sie auch wie die Sonne,

Die gerade untergegangen ist.

Und von der man weiß, dass sie bald wiederkommt

Und mich strahlend anblickt. 

(Emma Riedl, Klasse 8) 

 

 

Zukunft 

Dieser Tag, dessen Datum ich nicht nenn',

ist in der Zukunft ohne Euro und Yen.

Früher wussten wir nicht, wie man Feuer macht,

und heute stecken wir uns Chips in den Kopf. 

Wir bezahlen über unsere Gedanken,

und werden von uns selbst vernichtet. 

 

In der Vergangenheit dachten wir, die Erde sei eine Scheibe.

Jetzt wissen wir, wie groß die Erde und die anderen Planeten sind.

Und irgendwann werden unsere Nachkommen nur noch Roboter sein.

Wird das so sein?

 

Denke ich mir, doch 

ich weiß es nicht.

Denn wir sind nicht in der Zukunft,

sondern im Jetzt und Hier. 

(Dario Riedl, Klasse 6)

 

 

Was ich von der Zukunft erwarte

Ich möchte frei im Leben sein

und ganz viel von der Natur erleben.

Ich möchte frei von Sorgen sein

und Tiere durch den Wald schleichen sehen.

 

Ich möchte alles Glück der Welt in meinen Händen halten

und anderen im besten Falle etwas davon überreichen.

Ich möchte die Sonnenstrahlen auf meiner Haut fühlen

und Menschen in Herzen berühren.

(Isabel Meißner, Klasse 11) 

 

 

Wie wird das Wetter wohl morgen?

grau, mit krausen Falten

unstet, zögernden Lidern

regnerisch, feuchten Wangen

bewölkt, ohne Sicht 

oder

grau, mit Lachfalten

regnerisch, roten Bäckchen

bewölkt, auf Wolken schwebend

 

im Endeffekt

ich weiß es nicht

doch wenn ich jetzt gen Himmel schaue

während ein sanfter Wind meine Haare durchfährt

muss ich lächeln

 

mir wird warm

(Tora Kreder, Klasse 11)

 

(c) Lyrik Kabinett München. Linolschnitt von Theresa Off

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