Die Insel
Ästhetisch-belletristische Monatsschrift mit Bildbeilage
DIE INSEL ist von 1899-1901 erschienen und gilt als eine der bedeutendsten Zeitschriften der Jahrhundertwende. Sie ist Beispiel für Geist und Ästhetik dieser Zeit.
Initiatoren sind der damals erst 18-jährige Alfred Walter Heymel und sein Stiefcousin Rudolf Alexander Schröder. Heymel erbt das große Vermögen seinen Adoptivvaters, des Kaufmanns und Konsuls Adolph Heymels aus Dresden, und möchte das Geld als Kunstmäzen in die Gründung einer Literaturzeitschrift stecken. Schröder lernt in München 1898 Otto Julius Bierbaum kennen, der als Redakteur und Herausgeber einiger Zeitschriften, wie zum Beispiel des PAN oder des Münchner Theater-Journals, bereits Erfahrungen im Zeitschriftensektor vorweisen kann und über umfangreiche Kontakte in der Münchner wie auch Berliner Literaturszene verfügt.
Schröder und Heymel gelingt es, Bierbaum von der Idee einer Zeitschriftengründung zu überzeugen. Um die Titelgebung der Zeitschrift ranken sich einige Legenden. So soll etwa das Insel-Hotel in Konstanz für den Namen Pate gestanden haben. Sicher ist nur, dass die Idee zum Titel maßgeblich von Bierbaum stammt. Der Insel-Topos kann aber als typisch für die Zeit des Jugendstils verstanden und somit programmatisch auf die Zeitschrift angewendet werden: DIE INSEL soll einen exklusiven Platz für Schönheit und Kunst bieten – und Schutz vor den Herausforderungen der Realität. Rudolf Alexander Schröder schreibt 1899 in einem Gedicht: „Ich möchte (…) /Mich wie auf wundervolle Inseln weit im Meer/ Gerettet fühlen.“
Als Kommissionsverlag kann der Schuster und Loeffler Verlag Berlin gewonnen werden. Als Autoren werden vorrangig Bekannte aus dem Kreis Bierbaums angeworben. Heymel kann aufgrund seines Vermögens attraktive Honorare bieten. So können für die erste Ausgabe neben Texten von Bierbaum und Schröder, auch Beiträge von Detlef von Liliencron und Hugo von Hofmannsthal gedruckt werden. In der INSEL veröffentlichen unter anderen auch Frank Wedekind, Robert Walser, Rainer Maria Rilke, Franz Blei und Richard Dehmel. Legendär ist die Wohnung Heymels in der Leopoldstraße 4 in München, wo auch die Redaktion der Zeitschrift beheimatet ist und ein reger Austausch zwischen den Mitgliedern des „INSEL-Kreises“ stattfindet.
Die Ausstattung und Illustration der ersten Ausgaben übernehmen Peter Behrens, der auch das Signet der Zeitschrift, das Segelschiff, entwirft, und später u.a. Heinrich Vogeler. DIE INSEL gilt bis heute Buchkunst und Ikone des Jugendstils und ist dank ihrer Ausstattung begehrtes Sammlerobjekt.
Das erste Heft erscheint im Oktober/November 1899 mit 3.000 Exemplaren. Der erwartete Erfolg bleibt aber aus und führt zu finanziellen Problemen der Zeitschrift. Honorare müssen gekürzt und die Auflage auf erst 1.500 Exemplare und ab dem sechsten Heft auf 1.000 Exemplare gesenkt werden.
Von Beginn an gestaltet sich das Verhältnis der Herausgeber zueinander problematisch. Bierbaum muss sich noch vor Erscheinen des ersten Heftes aus gesundheitlichen Gründen in ärztliche Obhut an den Bodensee begeben, sodass die unerfahrenen Schröder und Heymel die Herausgabe alleine meistern müssen. Das führt nicht nur zur wiederholten Verschiebung von Veröffentlichungsterminen, sondern trübt auch das Verhältnis zu Autorinnen und Autoren, deren unveröffentlichte Manuskripte zu lange unter Verschluss gehalten oder gar nie veröffentlicht werden. So fordert zum Beispiel Thomas Mann das Manuskript zu Tristan von der Redaktion zurück, um es anderweitig veröffentlichen zu können.
Die Differenzen zwischen den Herausgebern verschärfen sich, sodass die einzelnen Redaktionsmitglieder zunehmend alleinverantwortlich einzelne Ausgaben redigieren. Schröder und vor allem Heymel ziehen sich aus dem Redaktionsgeschäft immer mehr zurück und überlassen Bierbaum und z.T. Franz Blei die Gestaltung der Hefte. Vor Erscheinen des Dritten Jahrgangs treten beide ganz aus der Redaktion aus. Heymel bleibt aber als Finanzier im Hintergrund. Wegen zunehmender finanzieller Probleme wird der Insel-Verlag 1901 unter der Leitung von Rudolf von Pollnitz selbständig und trennt sich vom Kommissionsverlag Schuster und Loeffler.
Otto Julius Bierbaum gerät während der Redaktion der letzten Hefte zunehmend unter öffentlichen und finanziellen Druck, da andere, parallel laufende Projekte wie das lyrische Trianon-Theater scheitern. Maßnahmen zur Rettung der Zeitschrift wie die Übernahme durch die Zeitschrift für Bücherfreunde oder die Konzentration auf Schwerpunkthefte (z.B. Japan, England), die Franz Blei vorantreibt, scheitern.
Ende 1901 wird das Erscheinen der INSEL eingestellt. Dafür wird zum Teil Bierbaum selbst verantwortlich gemacht, der die INSEL für eigene Projekte missbraucht habe. Andere Stimmen beklagen die unscharfe Programmatik der Zeitschrift. Der Insel-Verlag besteht aber fort, wird 1906 von Anton Kippenberg übernommen und ist heute Teil des Suhrkamp-Verlags.
Kurt Ifkovits: Die Insel. Eine Zeitschrift der Jahrhundertwende. Dissertation. Band 1 und 2. Wien 1996.
Die Insel
Ästhetisch-belletristische Monatsschrift mit Bildbeilage
DIE INSEL ist von 1899-1901 erschienen und gilt als eine der bedeutendsten Zeitschriften der Jahrhundertwende. Sie ist Beispiel für Geist und Ästhetik dieser Zeit.
Initiatoren sind der damals erst 18-jährige Alfred Walter Heymel und sein Stiefcousin Rudolf Alexander Schröder. Heymel erbt das große Vermögen seinen Adoptivvaters, des Kaufmanns und Konsuls Adolph Heymels aus Dresden, und möchte das Geld als Kunstmäzen in die Gründung einer Literaturzeitschrift stecken. Schröder lernt in München 1898 Otto Julius Bierbaum kennen, der als Redakteur und Herausgeber einiger Zeitschriften, wie zum Beispiel des PAN oder des Münchner Theater-Journals, bereits Erfahrungen im Zeitschriftensektor vorweisen kann und über umfangreiche Kontakte in der Münchner wie auch Berliner Literaturszene verfügt.
Schröder und Heymel gelingt es, Bierbaum von der Idee einer Zeitschriftengründung zu überzeugen. Um die Titelgebung der Zeitschrift ranken sich einige Legenden. So soll etwa das Insel-Hotel in Konstanz für den Namen Pate gestanden haben. Sicher ist nur, dass die Idee zum Titel maßgeblich von Bierbaum stammt. Der Insel-Topos kann aber als typisch für die Zeit des Jugendstils verstanden und somit programmatisch auf die Zeitschrift angewendet werden: DIE INSEL soll einen exklusiven Platz für Schönheit und Kunst bieten – und Schutz vor den Herausforderungen der Realität. Rudolf Alexander Schröder schreibt 1899 in einem Gedicht: „Ich möchte (…) /Mich wie auf wundervolle Inseln weit im Meer/ Gerettet fühlen.“
Als Kommissionsverlag kann der Schuster und Loeffler Verlag Berlin gewonnen werden. Als Autoren werden vorrangig Bekannte aus dem Kreis Bierbaums angeworben. Heymel kann aufgrund seines Vermögens attraktive Honorare bieten. So können für die erste Ausgabe neben Texten von Bierbaum und Schröder, auch Beiträge von Detlef von Liliencron und Hugo von Hofmannsthal gedruckt werden. In der INSEL veröffentlichen unter anderen auch Frank Wedekind, Robert Walser, Rainer Maria Rilke, Franz Blei und Richard Dehmel. Legendär ist die Wohnung Heymels in der Leopoldstraße 4 in München, wo auch die Redaktion der Zeitschrift beheimatet ist und ein reger Austausch zwischen den Mitgliedern des „INSEL-Kreises“ stattfindet.
Die Ausstattung und Illustration der ersten Ausgaben übernehmen Peter Behrens, der auch das Signet der Zeitschrift, das Segelschiff, entwirft, und später u.a. Heinrich Vogeler. DIE INSEL gilt bis heute Buchkunst und Ikone des Jugendstils und ist dank ihrer Ausstattung begehrtes Sammlerobjekt.
Das erste Heft erscheint im Oktober/November 1899 mit 3.000 Exemplaren. Der erwartete Erfolg bleibt aber aus und führt zu finanziellen Problemen der Zeitschrift. Honorare müssen gekürzt und die Auflage auf erst 1.500 Exemplare und ab dem sechsten Heft auf 1.000 Exemplare gesenkt werden.
Von Beginn an gestaltet sich das Verhältnis der Herausgeber zueinander problematisch. Bierbaum muss sich noch vor Erscheinen des ersten Heftes aus gesundheitlichen Gründen in ärztliche Obhut an den Bodensee begeben, sodass die unerfahrenen Schröder und Heymel die Herausgabe alleine meistern müssen. Das führt nicht nur zur wiederholten Verschiebung von Veröffentlichungsterminen, sondern trübt auch das Verhältnis zu Autorinnen und Autoren, deren unveröffentlichte Manuskripte zu lange unter Verschluss gehalten oder gar nie veröffentlicht werden. So fordert zum Beispiel Thomas Mann das Manuskript zu Tristan von der Redaktion zurück, um es anderweitig veröffentlichen zu können.
Die Differenzen zwischen den Herausgebern verschärfen sich, sodass die einzelnen Redaktionsmitglieder zunehmend alleinverantwortlich einzelne Ausgaben redigieren. Schröder und vor allem Heymel ziehen sich aus dem Redaktionsgeschäft immer mehr zurück und überlassen Bierbaum und z.T. Franz Blei die Gestaltung der Hefte. Vor Erscheinen des Dritten Jahrgangs treten beide ganz aus der Redaktion aus. Heymel bleibt aber als Finanzier im Hintergrund. Wegen zunehmender finanzieller Probleme wird der Insel-Verlag 1901 unter der Leitung von Rudolf von Pollnitz selbständig und trennt sich vom Kommissionsverlag Schuster und Loeffler.
Otto Julius Bierbaum gerät während der Redaktion der letzten Hefte zunehmend unter öffentlichen und finanziellen Druck, da andere, parallel laufende Projekte wie das lyrische Trianon-Theater scheitern. Maßnahmen zur Rettung der Zeitschrift wie die Übernahme durch die Zeitschrift für Bücherfreunde oder die Konzentration auf Schwerpunkthefte (z.B. Japan, England), die Franz Blei vorantreibt, scheitern.
Ende 1901 wird das Erscheinen der INSEL eingestellt. Dafür wird zum Teil Bierbaum selbst verantwortlich gemacht, der die INSEL für eigene Projekte missbraucht habe. Andere Stimmen beklagen die unscharfe Programmatik der Zeitschrift. Der Insel-Verlag besteht aber fort, wird 1906 von Anton Kippenberg übernommen und ist heute Teil des Suhrkamp-Verlags.
Kurt Ifkovits: Die Insel. Eine Zeitschrift der Jahrhundertwende. Dissertation. Band 1 und 2. Wien 1996.