Literatur zum Überleben
Unter Lebensgefahr schrieb Nico Rost in Dachau auf Zetteln und Papierfetzen eine Art Tagebuch, in dem er vom 10. Juni 1944 bis zu seiner Befreiung, akribisch genau alles notierte, was im Lager geschah. Die Auseinandersetzung mit der deutschen Literatur wurde ihm zur Überlebensstrategie:
„Die alte Erde steht noch, und der Himmel wölbt sich noch über mir!“ Ein Ausspruch Goethes, der mir soeben einfiel. [...] Erst jetzt und hier in Dachau [...] fange ich an, die tiefe Bedeutung dieses Wortes zu begreifen. Solange es noch ist, wie Goethe sagt, ist nichts verloren; solange habe ich noch einen Halt, stehe ich noch mit beiden Füßen fest auf der Erde und kann mit Vertrauen der Zukunft entgegensehen.
(Nico Rost: Goethe in Dachau. Verlag Volk & Welt, Berlin, S. 11)
Allem Schrecken zum Trotz blieb Nico Rost der festen Überzeugung, dass der Nationalsozialismus nur eine vorübergehende Erscheinung sein konnte. Indem er deutsche Schriftsteller las, versuchte er seinen Glauben an die Kontinuität der deutschen Kultur wachzuhalten und am literarischen Widerstand festzuhalten.
Von meiner Vorliebe für die deutsche Literatur getrieben, habe ich mich seit 1933 beinahe mit den emigrierten deutschen Schriftstellern identifiziert, habe ihre Sache zu der meinen gemacht, Dutzende von Artikeln über sie und zu ihren Gunsten geschrieben, Proteste und Aufrufe, Vorlesungen und Versammlungen organisiert. Ihre Sache verteidigen war für mich gleichbedeutend mit dem Kampf gegen den Faschismus. Meine deutschen Freunde waren die ersten, die gegen ihn kämpften, deshalb waren meine Sympathien gerechtfertigt. Sie haben – durch ihre Emigration – die große Linie der deutschen Literatur fortgesetzt. [...] Goethe und Schiller, Herder und Hölderlin, [werden] noch leben [...], wenn alle Bindings und Johsts, alle Dwingers und Bluncks schon längst vergessen sind.
(S. 34)
Weitere Kapitel:
Unter Lebensgefahr schrieb Nico Rost in Dachau auf Zetteln und Papierfetzen eine Art Tagebuch, in dem er vom 10. Juni 1944 bis zu seiner Befreiung, akribisch genau alles notierte, was im Lager geschah. Die Auseinandersetzung mit der deutschen Literatur wurde ihm zur Überlebensstrategie:
„Die alte Erde steht noch, und der Himmel wölbt sich noch über mir!“ Ein Ausspruch Goethes, der mir soeben einfiel. [...] Erst jetzt und hier in Dachau [...] fange ich an, die tiefe Bedeutung dieses Wortes zu begreifen. Solange es noch ist, wie Goethe sagt, ist nichts verloren; solange habe ich noch einen Halt, stehe ich noch mit beiden Füßen fest auf der Erde und kann mit Vertrauen der Zukunft entgegensehen.
(Nico Rost: Goethe in Dachau. Verlag Volk & Welt, Berlin, S. 11)
Allem Schrecken zum Trotz blieb Nico Rost der festen Überzeugung, dass der Nationalsozialismus nur eine vorübergehende Erscheinung sein konnte. Indem er deutsche Schriftsteller las, versuchte er seinen Glauben an die Kontinuität der deutschen Kultur wachzuhalten und am literarischen Widerstand festzuhalten.
Von meiner Vorliebe für die deutsche Literatur getrieben, habe ich mich seit 1933 beinahe mit den emigrierten deutschen Schriftstellern identifiziert, habe ihre Sache zu der meinen gemacht, Dutzende von Artikeln über sie und zu ihren Gunsten geschrieben, Proteste und Aufrufe, Vorlesungen und Versammlungen organisiert. Ihre Sache verteidigen war für mich gleichbedeutend mit dem Kampf gegen den Faschismus. Meine deutschen Freunde waren die ersten, die gegen ihn kämpften, deshalb waren meine Sympathien gerechtfertigt. Sie haben – durch ihre Emigration – die große Linie der deutschen Literatur fortgesetzt. [...] Goethe und Schiller, Herder und Hölderlin, [werden] noch leben [...], wenn alle Bindings und Johsts, alle Dwingers und Bluncks schon längst vergessen sind.
(S. 34)