Emil Alphons Rheinhardt

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Eleonora Duse in New York, 1896

Der österreichische Expressionist Emil Alphons Rheinhardt war Teil des französischen Widerstands und wurde im Juli 1944 von Frankreich aus nach Dachau deportiert. Geboren am 4. April 1889 in Wien, wuchs Rheinhardt in einem streng katholischen Milieu auf. Nach dem Abitur begann er ein Medizinstudium, das durch den Krieg jäh unterbrochen wurde. Er diente zunächst als Sanitätssoldat in Dubrovnik und wurde 1916 ins Kriegsarchiv nach Wien versetzt. Noch während des Krieges ging er die erste von insgesamt drei Ehen ein. Anfang 1918 wurde er Redakteur der expressionistischen Zeitschrift Daimon. Bis 1920 veröffentlichte er mehrere Gedicht- und Prosabände sowie eine Novellensammlung. Mit seinen Freunden Hugo von Hoffmannsthal, Arthur Schnitzler, Franz Werfel und Jakob Wassermann gehörte Rheinhardt dem Akademischen Verband für Literatur und Musik in Wien an und wurde bald zu einer zentralen Figur des literarischen Expressionismus in Wien.

1920 zog er nach München und wurde Lektor im Drei-Masken-Verlag. Hier kam er in Kontakt mit Thomas Mann, Lion Feuchtwanger und Ernst Bloch. 1924 ging er nach Italien und schrieb eine Biografie über die Schauspielerin Eleonora Duse, die 20 Auflagen erlebte und sein kommerziell erfolgreichstes Buch wurde. 1928 ließ er sich in Le Lavandou an der Cote d' Azur nieder, wo er weitere historische Biografien verfasste. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 trafen zahlreiche Exilanten bei ihm ein, darunter Golo Mann, Alfred Kantorowicz und Bodo Uhse. Doch erst nach dem Anschluss Österreichs 1938 begann Rheinhardt sich aktiv politisch zu betätigen und wurde Mitbegründer der Liga für das geistige Österreich. Er hielt Vorträge und verfasste zahlreiche Protestaufrufe.

Bei Kriegsausbruch wurde Rheinhardt, der noch immer österreichischer Staatsbürger war, zunächst in Les Milles interniert. Lange Zeit bemühte er sich vergebens um ein Visum für die USA. Als es ihm endlich glückte, konnte er sich nicht dazu durchringen, seine langjährige Sekretärin Erica de Behr, die als Staatenlose nur im Besitz eines Nansen-Passes war, zurückzulassen und blieb in Le Lavandou. Im März 1943 schloss er sich der Résistance an. Am 28. April 1943 wurde er wegen Beteiligung am französischen Widerstand verhaftet und nach Verhören unter Folter am 2. Juli 1944 vom Sammellager Compiègne aus nach Dachau gebracht.

(Krist, Martin [2003]: „Wir sterben alle unseren eigenen Tod!“ E. A. Rheinhardt (1889-1945). Nachwort zu: E. A. Rheinhardt: Tagebuch aus den Jahren 1943/44. Geschrieben in den Gefängnissen der Gestapo in Menton, Nizza und Les Baumettes [Marseille]. Hg. von Martin Krist. Turia + Kant Verlag, Wien)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl