Joseph Rovan
Der Historiker, Publizist und Politikberater Joseph Rovan ist neben Alfred Grosser der bedeutendste deutsch-französische Intellektuelle der Nachkriegszeit. Geboren am 25. Juli 1918 in München als Joseph Rosenthal, verbrachte er einen Großteil seiner Kindheit in Wien und zog dann mit seinen Eltern nach Berlin. Gleichwohl behielt seine Familie einen Wohnsitz in Murnau:
Während des Krieges [...] mieteten meine Eltern in dem Dorf Seehausen in der Nähe von Markt Murnau, wo seinerzeit zahlreiche Künstler wie Kandinsky oder die Maler der Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“ lebten, eine wunderschöne Wohnung am Ufer des Staffelsees. Hermann Probst [Vater von Christoph Probst, Weiße Rose], der beste Freund meines Vaters hatte ebenfalls, und zweifellos kurz vor meinen Eltern, eine Wohnung in einer Villa nahe Murnau gefunden. Die Wohnung meiner Eltern lag zu dem mit vielen Inseln ausstaffierten See hin, und gleich unterhalb der Villa erstreckte sich ein mit schönen Erlen gesäumter Strand. Als ich in dem Alter war, auch hingehen zu dürfen, um 1920/21, wunderte ich mich, dass es sich in Wahrheit um drei nebeneinander gelegene Strandbäder handelte: eines für Frauen, eines für Männer und eines für verheiratete Paare.
Joseph Rovans Mutter entstammte einer bayerisch-jüdischen Holzhändlerfamilie aus Regensburg, sein Vater, ein jüdisch-preußischer Kaufmann, verließ Deutschland mit seiner Familie nach der Machtergreifung Hitlers 1933 in Richtung Frankreich. Nach dem Abitur begann Joseph Rovan an der Sorbonne ein Studium der Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaften. 1940 wurde er zur Armee eingezogen. Nach dem Einmarsch der Deutschen brachte er seine Eltern in die Schweiz und schloss sich der Résistance an. Hier wurde er zum Spezialisten für gefälschte Dokumente, mit deren Hilfe Flüchtlinge außer Landes kamen. Im Februar 1944 wurde Joseph Rovan in Paris verhaftet und von der Gestapo grausam gefoltert. Im Sommer 1944 wurde er ins KZ Dachau deportiert.
(Joseph Rovan: Erinnerungen eines Franzosen der einmal Deutscher war. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2003, S. 43)
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Der Historiker, Publizist und Politikberater Joseph Rovan ist neben Alfred Grosser der bedeutendste deutsch-französische Intellektuelle der Nachkriegszeit. Geboren am 25. Juli 1918 in München als Joseph Rosenthal, verbrachte er einen Großteil seiner Kindheit in Wien und zog dann mit seinen Eltern nach Berlin. Gleichwohl behielt seine Familie einen Wohnsitz in Murnau:
Während des Krieges [...] mieteten meine Eltern in dem Dorf Seehausen in der Nähe von Markt Murnau, wo seinerzeit zahlreiche Künstler wie Kandinsky oder die Maler der Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“ lebten, eine wunderschöne Wohnung am Ufer des Staffelsees. Hermann Probst [Vater von Christoph Probst, Weiße Rose], der beste Freund meines Vaters hatte ebenfalls, und zweifellos kurz vor meinen Eltern, eine Wohnung in einer Villa nahe Murnau gefunden. Die Wohnung meiner Eltern lag zu dem mit vielen Inseln ausstaffierten See hin, und gleich unterhalb der Villa erstreckte sich ein mit schönen Erlen gesäumter Strand. Als ich in dem Alter war, auch hingehen zu dürfen, um 1920/21, wunderte ich mich, dass es sich in Wahrheit um drei nebeneinander gelegene Strandbäder handelte: eines für Frauen, eines für Männer und eines für verheiratete Paare.
Joseph Rovans Mutter entstammte einer bayerisch-jüdischen Holzhändlerfamilie aus Regensburg, sein Vater, ein jüdisch-preußischer Kaufmann, verließ Deutschland mit seiner Familie nach der Machtergreifung Hitlers 1933 in Richtung Frankreich. Nach dem Abitur begann Joseph Rovan an der Sorbonne ein Studium der Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaften. 1940 wurde er zur Armee eingezogen. Nach dem Einmarsch der Deutschen brachte er seine Eltern in die Schweiz und schloss sich der Résistance an. Hier wurde er zum Spezialisten für gefälschte Dokumente, mit deren Hilfe Flüchtlinge außer Landes kamen. Im Februar 1944 wurde Joseph Rovan in Paris verhaftet und von der Gestapo grausam gefoltert. Im Sommer 1944 wurde er ins KZ Dachau deportiert.
(Joseph Rovan: Erinnerungen eines Franzosen der einmal Deutscher war. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2003, S. 43)