Lernen von E.T.A. Hoffmann
Jörg Maurer, die Musik war ein wesentliches Element Ihrer Arbeit als Kabarettist? Wo bleibt sie beim Schreiben? Fehlt sie Ihnen?
Wenn ich schreibe, ist die Musik immer noch voll und ganz da. Erstens lege ich öfters die beruhigenden Trompetenkaskaden von Miles Davis auf, wenn der Schreibfluss bei mir einmal stockt. Das hilft in den meisten Fällen. Zweitens gelten unglaublich viele musikalische Gesetze auch im Textfluss der Literatur. Vielleicht sogar gerade da. Ein paar Beispiele? Etwa: Nach Allegro sollte nicht nochmals Allegro kommen, sondern entweder gleich Presto oder Andante. (Ein Trick von E.T.A. Hoffmann, der gleichzeitig Autor und Musiker und Jurist war.) Dann: Ein Kapitel, das länger als eine Mozartsonate dauert, muss gekürzt werden. (Und Mozartsonaten sind sehr kurz. Von Mozart kann man überhaupt viel lernen.) Und schließlich: Es gibt Tonarten in der Literatur. Es gibt Tempi, es gibt Accelerandi, es gibt gezielte Dissonanzen ... Die Musik ist bei mir nach wie vor noch da. Ich habe viel Musik in die Romane gepackt.
Und das Publikum? Fehlt es Ihnen nicht beim Schreiben? Das Verhältnis zu den Lesern ist ja kein so unmittelbares wie das zu den Theaterbesuchern? Wie empfinden Sie das?
Stimmt, das Publikum ist natürlich beim Schreiben viel weiter weggerückt. Das ist schade. Wenn die Leute zur Lesung kommen, dann ist es sozusagen schon zu spät, dann ist das Buch schon gedruckt. Man hat kein direktes Feedback wie beim Kabarett. Trotzdem: Was die Leser mir jetzt sagen und schreiben, das kann ich im nächsten Roman bedenken. Als die Föhnlage in die 15. Auflage gegangen ist, hat mir eine Leserin geschrieben, dass die bayerischen Landesfarben, nicht blau-weiß, sondern weiß-blau sind. Vorher ist das niemandem aufgefallen. Vielleicht schon, aber jeder hat das für einen Witz gehalten.
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Jörg Maurer, die Musik war ein wesentliches Element Ihrer Arbeit als Kabarettist? Wo bleibt sie beim Schreiben? Fehlt sie Ihnen?
Wenn ich schreibe, ist die Musik immer noch voll und ganz da. Erstens lege ich öfters die beruhigenden Trompetenkaskaden von Miles Davis auf, wenn der Schreibfluss bei mir einmal stockt. Das hilft in den meisten Fällen. Zweitens gelten unglaublich viele musikalische Gesetze auch im Textfluss der Literatur. Vielleicht sogar gerade da. Ein paar Beispiele? Etwa: Nach Allegro sollte nicht nochmals Allegro kommen, sondern entweder gleich Presto oder Andante. (Ein Trick von E.T.A. Hoffmann, der gleichzeitig Autor und Musiker und Jurist war.) Dann: Ein Kapitel, das länger als eine Mozartsonate dauert, muss gekürzt werden. (Und Mozartsonaten sind sehr kurz. Von Mozart kann man überhaupt viel lernen.) Und schließlich: Es gibt Tonarten in der Literatur. Es gibt Tempi, es gibt Accelerandi, es gibt gezielte Dissonanzen ... Die Musik ist bei mir nach wie vor noch da. Ich habe viel Musik in die Romane gepackt.
Und das Publikum? Fehlt es Ihnen nicht beim Schreiben? Das Verhältnis zu den Lesern ist ja kein so unmittelbares wie das zu den Theaterbesuchern? Wie empfinden Sie das?
Stimmt, das Publikum ist natürlich beim Schreiben viel weiter weggerückt. Das ist schade. Wenn die Leute zur Lesung kommen, dann ist es sozusagen schon zu spät, dann ist das Buch schon gedruckt. Man hat kein direktes Feedback wie beim Kabarett. Trotzdem: Was die Leser mir jetzt sagen und schreiben, das kann ich im nächsten Roman bedenken. Als die Föhnlage in die 15. Auflage gegangen ist, hat mir eine Leserin geschrieben, dass die bayerischen Landesfarben, nicht blau-weiß, sondern weiß-blau sind. Vorher ist das niemandem aufgefallen. Vielleicht schon, aber jeder hat das für einen Witz gehalten.