Gefängnis
Gefängnis lautet der Titel des ersten Prosabuchs, mit dem Emmy Hennings an die Öffentlichkeit trat. Es erschien 1919 bei Erich Reiß in Berlin. Das Gefängnis wurde genauso zum Auftrittsort für sie wie die Bühne, das Café oder die Kneipe.
Zu ihren zahlreichen Verehrern innerhalb der Schwabinger Bohème gehört Erich Mühsam. Im August 1914, so berichtet er in seinem Tagebuch, wurde Emmy Hennings inhaftiert und angeklagt, einen nächtlichen Besucher bestohlen zu haben. Das Untersuchungsgefängnis unterwarf sie sofort den Gesetzen ihrer eigenen Bühne:
Ich stehe wie angewurzelt, besorgt, dass meine Verlegenheit überhandnehmen könne; weiß nicht mehr, wie man ein Gesicht zur Schau trägt; denke, es sei meine Pflicht, daran zu denken, dass ich meine Beine möglichst unauffällig setze. Um Himmelswillen, nicht mir den Armen schlenkern! Ich lege mir eine Kopfhaltung zurecht, versuche einen ruhigen Gesichtsausdruck. [...] Mit dem kläglichen Mut, der mir zu Gebote steht, räuspere ich mich und höre mich selber seufzen, als hätte ich eine Rede gehalten. Der Zustand ist umso quälender, je mehr ich ihn beobachte. Ein Fußscharren lege ich mir zurecht und probiere es aus.
(Emmy Hennings: Gefängnis, S. 90)
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Gefängnis lautet der Titel des ersten Prosabuchs, mit dem Emmy Hennings an die Öffentlichkeit trat. Es erschien 1919 bei Erich Reiß in Berlin. Das Gefängnis wurde genauso zum Auftrittsort für sie wie die Bühne, das Café oder die Kneipe.
Zu ihren zahlreichen Verehrern innerhalb der Schwabinger Bohème gehört Erich Mühsam. Im August 1914, so berichtet er in seinem Tagebuch, wurde Emmy Hennings inhaftiert und angeklagt, einen nächtlichen Besucher bestohlen zu haben. Das Untersuchungsgefängnis unterwarf sie sofort den Gesetzen ihrer eigenen Bühne:
Ich stehe wie angewurzelt, besorgt, dass meine Verlegenheit überhandnehmen könne; weiß nicht mehr, wie man ein Gesicht zur Schau trägt; denke, es sei meine Pflicht, daran zu denken, dass ich meine Beine möglichst unauffällig setze. Um Himmelswillen, nicht mir den Armen schlenkern! Ich lege mir eine Kopfhaltung zurecht, versuche einen ruhigen Gesichtsausdruck. [...] Mit dem kläglichen Mut, der mir zu Gebote steht, räuspere ich mich und höre mich selber seufzen, als hätte ich eine Rede gehalten. Der Zustand ist umso quälender, je mehr ich ihn beobachte. Ein Fußscharren lege ich mir zurecht und probiere es aus.
(Emmy Hennings: Gefängnis, S. 90)