Ina Seidel

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Ina Seidel 1951 (Bayerische Staatsbibliothek/Timpe)

Ina Seidel blieb ihrer Mutteropfer-Ideologie auch nach Ende des Ersten Weltkriegs treu, wie ihr Bestseller Das Wunschkind zeigt. Die Schrecken des Ersten Weltkrieges hielten sie nicht davon ab, sich dem Nationalsozialismus anzunähern und den Zweiten Weltkrieg unter das Motto zu stellen: „Geschlagen ziehen wir nach Haus, die Enkel fechten´s besser aus.“

An den Straßen

Wieder wie vor fünfundzwanzig Jahren
dröhnt die Straße, dran ich damals wohnte

[...]

von dem Marschtakt grauer Männerscharen,
vom Marschieren junger Feldsoldaten
und der hohen Häuser feste Mauern
hallen wider, wie sie einstmals taten,
hallen feierlich vom starken Singen. [...]
Söhne ihr! Empfangen zwischen Schlachten!
Jeder eurer Namen eingeschrieben
für den Namen eines, der geblieben
war mit tausend andren in den Schlachten

[...]

Als der Tag des Krieges ging zur Rüste,
wußten wir es – Deutschland war verloren-
doch in euch war Deutschland neugeboren!
Söhne! mit dem Blute eurer Väter
war die Stirne früh schon in der Wiege
euch gezeichnet. Doch aus ihrem Kriege
wuchset ihr: Berufene und Täter.

Wieder wie vor fünfundzwanzig Jahren,
Deutschland, Mutter stehst du an den Straßen,

[...]

folgt dein Herz, o Mutter Deutschland, diesen
unerschütterlich entschlossenen Söhnen
dorthin, wo Gesang in Feldschlacht mündet,
dorthin, wo der Schicksalskreis sich ründet,
dorthin, wo sie – ihrer Väter Erben –
dieser Väter Kampf mit jungen Händen
an sich reißen – wo sie ihn vollenden,
mir dir, für dich siegen. Oder sterben. –

(Ina Seidel: An den Straßen. In: Tapfere Trauer. Ein Gedenken für unsere Gefallenen. Hg. v. V. A. Frey. Georg Truckenmüller Verlag, Stuttgart und Berlin 1942, S. 35-37.)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl

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