Franziska zu Reventlow

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Franziska zu Reventlow mit Sohn Rolf 1898

Franziska zu Reventlow durchlebte die Pein einer Soldatenmutter, nachdem ihr Sohn Rolf eingezogen worden war. Welche Gefühle dies in ihr auslöste, schildert sie in einem Brief an Friedrich Kitzinger:

Jetzt ist er wieder bei der Kompagnie – lieber Freund, es wäre reizend von Ihnen, wenn Sie Weihnachten mit einer Kleinigkeit an ihn denken könnten, vielleicht auch etwas zu essen, wenn es mit anderen Sachen schwierig ist. Ich kann ihm von hier überhaupt nichts schicken. – Überhaupt, seit er draußen ist  ich kann Ihnen nicht sagen wie mir ist. Ich hätte mir selbst doch etwas mehr „Seelenstärke“ zugetraut. Aber ich bin einfach verzweifelt. Hoffen oder sich drein ergeben, ist ein reiner Unsinn, wenn man weiß, dass das Liebste auf der Welt in Gefahr ist und unerreichbar, und beides als chronischer Zustand. Probieren Sie nur einmal das von morgens bis abends zu wissen. Nachts träumt man wenigstens noch, dass es nicht wahr ist  aber man sollte weder darüber schreiben noch sprechen, denn wenn man den Mund auftut, fängt man eben an zu schreien.

(Franziska zu Reventlow an Friedrich Kitzinger aus Ascona. Herbst 1916. In: Franziska Gräfin zu Reventlow. Briefe 1890-1917. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1977, S. 580.)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl