Anna Croissant-Rust
In 17 Bildern zeigte Anna Croissant-Rust bereits 1914, dass der Tod weder auf Alter, Stand noch Geschlecht Rücksicht nehmen wird:
In der hintersten Ecke, vor der langsam tickenden alten Wanduhr sitzt ein Mann, an einem kleinen Tische allein. [...] Niemand kennt ihn, niemand beachtet ihn. Keiner sieht den Ausdruck der Hilflosigkeit in seinen unruhigen Augen, wenn ihn der Husten packt. Von schlaflosen Nächten reden diese Augen, von Kummer und stierer Furcht. Allein gebangt, allein gefürchtet, allein gekämpft, allein verzweifelt. –
Es wird leer und leerer um den Einsamen. Das Café wird still und von der Wand tönt vernehmlich das Ticken der großen Uhr.
Und da ist es nicht mehr die alte Wanduhr, ein fletschendes, weißes Beingesicht ist´s, das ihm von der Wand herunter zugrinst; über das grinsende Gesicht aber laufen unaufhaltsam im Wirbel die Zeiger wie Riesenspinnen. Starr und gelähmt fühlt er, wie sie näher kommen, wie diese Riesenspinnen zu dürren, fleischlosen Armen werden, die nach ihm greifen, die sich rasend um ihn drehen, die schon seinen Mund , seine Augen berühren, die ihn im Wirbel mit fortreißen wollen. Eiseskälte packt ihn, seine Füße werden steif, sein Herz hört auf zu schlagen – jetzt! jetzt packen sie ihn! Ein halberstickter, gurgelnder Angstschrei - mit dumpfem Krachen stürzt die Wanduhr neben ihm nieder.
(Anna Croissant-Rust: Der Tod. Edition Monacensia. Allitera Verlag, München 2014, S. 28f.)
Weitere Kapitel:
In 17 Bildern zeigte Anna Croissant-Rust bereits 1914, dass der Tod weder auf Alter, Stand noch Geschlecht Rücksicht nehmen wird:
In der hintersten Ecke, vor der langsam tickenden alten Wanduhr sitzt ein Mann, an einem kleinen Tische allein. [...] Niemand kennt ihn, niemand beachtet ihn. Keiner sieht den Ausdruck der Hilflosigkeit in seinen unruhigen Augen, wenn ihn der Husten packt. Von schlaflosen Nächten reden diese Augen, von Kummer und stierer Furcht. Allein gebangt, allein gefürchtet, allein gekämpft, allein verzweifelt. –
Es wird leer und leerer um den Einsamen. Das Café wird still und von der Wand tönt vernehmlich das Ticken der großen Uhr.
Und da ist es nicht mehr die alte Wanduhr, ein fletschendes, weißes Beingesicht ist´s, das ihm von der Wand herunter zugrinst; über das grinsende Gesicht aber laufen unaufhaltsam im Wirbel die Zeiger wie Riesenspinnen. Starr und gelähmt fühlt er, wie sie näher kommen, wie diese Riesenspinnen zu dürren, fleischlosen Armen werden, die nach ihm greifen, die sich rasend um ihn drehen, die schon seinen Mund , seine Augen berühren, die ihn im Wirbel mit fortreißen wollen. Eiseskälte packt ihn, seine Füße werden steif, sein Herz hört auf zu schlagen – jetzt! jetzt packen sie ihn! Ein halberstickter, gurgelnder Angstschrei - mit dumpfem Krachen stürzt die Wanduhr neben ihm nieder.
(Anna Croissant-Rust: Der Tod. Edition Monacensia. Allitera Verlag, München 2014, S. 28f.)