„Da sagten die Frauen: Nein!“ – Kriegsgegnerinnen
Von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, gab es von Anfang an auch mahnende, warnende Stimmen, Autorinnen, die den Krieg strikt ablehnten und ihre Arbeit ganz in den Dienst des so verhassten Pazifismus stellten. Aufgrund der in Bayern herrschenden Zensur war es jedoch nahezu unmöglich, diese Gedanken zu publizieren. Zu den wenigen Plattformen, in denen Anti-Kriegsliteratur noch erscheinen konnte, gehörte Franz Pfemferts Literaturzeitschrift Die Aktion, in der auch bayerische Pazifistinnen ihre Stimme erhoben. Ansonsten blieb vielen nur das Exil. Die Schweiz wurde zum Exilort für pazifistisch gesinnte Literatinnen wie Claire Goll, Annette Kolb, Emmy Hennings und Franziska zu Reventlow. Sie gehörten dem kleinen Kreis europäischer Schriftstellerinnen an, die ihr Einsatz gegen Militarismus, Krieg und Nationalismus aus ihren Heimatländern vertrieben hatte.
Zwei, die sich nicht vertreiben ließen, und sich aller behördlichen Schikanen zum Trotz öffentlich gegen den Krieg auflehnten, waren Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann, die für ihre pazifistische Gesinnung auch von ehemaligen Mitstreiterinnen aus der bürgerlichen Frauenbewegung scharf kritisiert wurden. Mussten die Kriegsgegnerinnen unter den bayerischen Schriftstellerinnen zu Lebzeiten ihren Mut auch mit Ausgrenzung und Schreibverbot bezahlen, so widerfuhr ihnen doch eine späte Gerechtigkeit. Während die Kriegsbefürworterinnen heute nahezu vergessen sind, gelten die Pazifistinnen auch literarisch zum Besten, was bayerische Literatur im 20. Jahrhundert hervorgebracht hat.
Fantasie von übermorgen
Und als der nächste Krieg begann
da sagten die Frauen: Nein!
und schlossen Bruder, Sohn und Mann
fest in der Wohnung ein.
[...]
Sie legten jeden übers Knie
Der diesen Krieg befahl:
Die Herren der Bank und Industrie,
Den Minister und General
Da brach so mancher Stock entzwei.
Und manches Großmaul schwieg.
In allen Ländern gab´s Geschrei,
doch nirgends gab es Krieg.
[...]
(Erich Kästner: Fantasie von übermorgen. In: Werke. Bd. 1: Zeitgenossen, haufenweise. Gedichte. Hg. v. Harald Hartung. Hanser, München und Wien 1998, S. 72f.)
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Von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, gab es von Anfang an auch mahnende, warnende Stimmen, Autorinnen, die den Krieg strikt ablehnten und ihre Arbeit ganz in den Dienst des so verhassten Pazifismus stellten. Aufgrund der in Bayern herrschenden Zensur war es jedoch nahezu unmöglich, diese Gedanken zu publizieren. Zu den wenigen Plattformen, in denen Anti-Kriegsliteratur noch erscheinen konnte, gehörte Franz Pfemferts Literaturzeitschrift Die Aktion, in der auch bayerische Pazifistinnen ihre Stimme erhoben. Ansonsten blieb vielen nur das Exil. Die Schweiz wurde zum Exilort für pazifistisch gesinnte Literatinnen wie Claire Goll, Annette Kolb, Emmy Hennings und Franziska zu Reventlow. Sie gehörten dem kleinen Kreis europäischer Schriftstellerinnen an, die ihr Einsatz gegen Militarismus, Krieg und Nationalismus aus ihren Heimatländern vertrieben hatte.
Zwei, die sich nicht vertreiben ließen, und sich aller behördlichen Schikanen zum Trotz öffentlich gegen den Krieg auflehnten, waren Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann, die für ihre pazifistische Gesinnung auch von ehemaligen Mitstreiterinnen aus der bürgerlichen Frauenbewegung scharf kritisiert wurden. Mussten die Kriegsgegnerinnen unter den bayerischen Schriftstellerinnen zu Lebzeiten ihren Mut auch mit Ausgrenzung und Schreibverbot bezahlen, so widerfuhr ihnen doch eine späte Gerechtigkeit. Während die Kriegsbefürworterinnen heute nahezu vergessen sind, gelten die Pazifistinnen auch literarisch zum Besten, was bayerische Literatur im 20. Jahrhundert hervorgebracht hat.
Fantasie von übermorgen
Und als der nächste Krieg begann
da sagten die Frauen: Nein!
und schlossen Bruder, Sohn und Mann
fest in der Wohnung ein.
[...]
Sie legten jeden übers Knie
Der diesen Krieg befahl:
Die Herren der Bank und Industrie,
Den Minister und General
Da brach so mancher Stock entzwei.
Und manches Großmaul schwieg.
In allen Ländern gab´s Geschrei,
doch nirgends gab es Krieg.
[...]
(Erich Kästner: Fantasie von übermorgen. In: Werke. Bd. 1: Zeitgenossen, haufenweise. Gedichte. Hg. v. Harald Hartung. Hanser, München und Wien 1998, S. 72f.)