„An die Frauen Münchens!“ – Frauenzeitschriften

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Straßenbahnschaffnerinnen in ihrer Dienstuniform, 1916. Gruppenaufnahme in einem Straßenbahndepot, Autor: Pettendorfer. Sign.: C 1916081 (Münchner Stadtarchiv)

Zeitschriften boten die Möglichkeit, rasch auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren. Als Meinungsmultiplikatoren nahmen sie unmittelbar Einfluss auf aktuelle Debatten. Am Beginn des Kriegs dominierte in den bayerischen Frauenzeitschriften, die meist Verbandsorgane der organisierten Frauenbewegung waren, der allerorts übliche Hurrapatriotismus. Warnende Stimmen waren selten und hatten mit der Zensur der bayerischen Behörden zu kämpfen. Als die Verluste zunahmen und das Leben an der Heimatfront zusehends schwerer wurde, änderte sich der Tenor hin zu Durchhalteparolen, aber auch Kritik. Im Oktober 1914 aber spiegelt der Aufruf „An die Frauen Münchens“ von Emma Haushofer-Merk im „Vereins-Anzeiger des Stadtbundes Münchner Frauen-Vereine“ die allgemeine Stimmung unter den Frauenvereinen wieder:

Der große Gedanke, der ganz Deutschland zu einer starken ehernen Macht zusammenschmiedet, mit dem unsere Männer, unsere Söhne, unsere Brüder, begeistert ins Feld ziehen, er glüht auch in allen Frauenherzen und mit der gleichen Opferwilligkeit, mit der die Männer ihren Beruf, ihre Arbeit, ihr Heim im Stiche lassen, haben auch die Frauen sich bereit gezeigt, nach ihrer Art und nach ihren Kräften dem Vaterland zu dienen, haben sie sich in Scharen herangedrängt zu freiwillig hingebender Hilfeleistung. [...] Einigen wir Frauen uns zu einem Heerbann, der sich unserer gewaltigen Armee an die Seite stellen kann, in Treue, Liebe, in Ausdauer und Begeisterung für unser Volk und bei allem weiblichen Mitleid in Selbstbeherrschung und Geduld.

(Emma Haushofer-Merk: An die Frauen Münchens! In: Vereins-Anzeiger des Stadtbundes der Münchner Frauen-Vereine 1. Nr. 8. 1. Oktober 1914, S. 1.)

Die in Bayern vertriebenen Frauenzeitschriften hatten genau wie die politischen Frauenvereine, die hinter ihnen standen, verschiedene Weltanschauungen und wandten sich an unterschiedliche Leserinnen. Unter den zahlreichen Publikationen ragen Die Frauenbewegung, Zeitschrift für Frauenstimmrecht und Die Gleichheit heraus. Hier äußerten sich Autorinnen vorwiegend kriegskritisch und setzten dem nationalen Taumel pazifistische Überlegungen entgegen, während Frauenstreben und Münchner Hausfrau die Frauen zur Pflicht am Vaterland aufriefen.

(Dieckmann, Ruth; Mörtl, Petra [1995]: „… verzichten lernen, opfern wollen wir…“ Der Erste Weltkrieg im Spiegel von Münchner Frauenzeitschriften. In: Zwischen den Fronten. Münchner Frauen in Krieg und Frieden 1900-1950. Hg. v. Kulturreferat der LH München. Buchendorfer Verlag, München, S. 85-107.)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl