Der Trotzkopf
Welch große Bedeutung der Mädchenkriegsliteratur zugeschrieben wurde, zeigt der Fall Trotzkopf, bei dem eine der populärsten Figuren der Mädchenliteratur instrumentalisiert und für den Krieg vereinnahmt wurde – ohne Autorisierung durch die Autorin oder deren Erben. Der Trotzkopf war unzweifelhaft die Königin der Backfischliteratur des 19. Jahrhunderts und ist, trotz seines antiquierten Frauenbildes, ein bis heute auch in Bayern gern gelesenes Mädchenbuch. Emmy von Rhodens Roman über Ilse Macket, Tochter eines Gutsbesitzers aus Pommern, wurde 1885 posthum veröffentlicht und entwickelte sich rasch zum Renner. Aufgrund des großen Erfolges entstanden in enger Folge drei Fortsetzungen, verfasst von Rhodens Tochter Else Wildhagen. Während des Ersten Weltkrieges veröffentlichte Marie Luise Mancke unter dem Pseudonym Marie von Felseneck den Band Trotzkopfs Erlebnisse im Weltkriege. Das Buch wurde von Wildhagen als Plagiat betrachtet und wird heute nicht mehr verlegt. Auch darin findet sich das typisch kriegsverherrlichende Pathos jener Zeit:
Langsam trat das Brautpaar über die Schwelle des Dorfkirchleins, fast feierliche Stille umfing sie, denn jedermann war vor dem Anblick der beiden Neuvermählten tief ergriffen. Leo, der kraftvolle Krieger, dessen Brust außer anderen Orden, das Kreuz von Eisen schmückte, und an seinem Arm die liebliche Braut, die demutvoll ihre Stirn neigt, es war ein Bild herrlichster, deutscher Mannesschöne und fraulicher Anmut.
(Marie von Felseneck: Trotzkopfs Erlebnisse im Weltkrieg, Weichert Verlag, Berlin 1916, S. 207f.)
Der Trotzkopf wird, ganz dem Ideal entsprechend, zur Pflegerin ihres Mannes, der schwer verletzt aus dem Krieg zurückkehrt:
„Der Arzt glaubt nicht, dass ich jemals wieder ohne Stock gehen lerne; ich....“
„O, Leo, dann führe ich dich. […] Mein Arm leitet dich. O, Leo, was gibt es Herrlicheres für ein liebend Weib auf Erden, als Schutz und Stab ihres Gatten zu sein?“
(Ebda.)
Weitere Kapitel:
Welch große Bedeutung der Mädchenkriegsliteratur zugeschrieben wurde, zeigt der Fall Trotzkopf, bei dem eine der populärsten Figuren der Mädchenliteratur instrumentalisiert und für den Krieg vereinnahmt wurde – ohne Autorisierung durch die Autorin oder deren Erben. Der Trotzkopf war unzweifelhaft die Königin der Backfischliteratur des 19. Jahrhunderts und ist, trotz seines antiquierten Frauenbildes, ein bis heute auch in Bayern gern gelesenes Mädchenbuch. Emmy von Rhodens Roman über Ilse Macket, Tochter eines Gutsbesitzers aus Pommern, wurde 1885 posthum veröffentlicht und entwickelte sich rasch zum Renner. Aufgrund des großen Erfolges entstanden in enger Folge drei Fortsetzungen, verfasst von Rhodens Tochter Else Wildhagen. Während des Ersten Weltkrieges veröffentlichte Marie Luise Mancke unter dem Pseudonym Marie von Felseneck den Band Trotzkopfs Erlebnisse im Weltkriege. Das Buch wurde von Wildhagen als Plagiat betrachtet und wird heute nicht mehr verlegt. Auch darin findet sich das typisch kriegsverherrlichende Pathos jener Zeit:
Langsam trat das Brautpaar über die Schwelle des Dorfkirchleins, fast feierliche Stille umfing sie, denn jedermann war vor dem Anblick der beiden Neuvermählten tief ergriffen. Leo, der kraftvolle Krieger, dessen Brust außer anderen Orden, das Kreuz von Eisen schmückte, und an seinem Arm die liebliche Braut, die demutvoll ihre Stirn neigt, es war ein Bild herrlichster, deutscher Mannesschöne und fraulicher Anmut.
(Marie von Felseneck: Trotzkopfs Erlebnisse im Weltkrieg, Weichert Verlag, Berlin 1916, S. 207f.)
Der Trotzkopf wird, ganz dem Ideal entsprechend, zur Pflegerin ihres Mannes, der schwer verletzt aus dem Krieg zurückkehrt:
„Der Arzt glaubt nicht, dass ich jemals wieder ohne Stock gehen lerne; ich....“
„O, Leo, dann führe ich dich. […] Mein Arm leitet dich. O, Leo, was gibt es Herrlicheres für ein liebend Weib auf Erden, als Schutz und Stab ihres Gatten zu sein?“
(Ebda.)