Agnes Sapper
Die 1852 in München geborene, später in Würzburg lebende Agnes Sapper gilt neben Johanna Spyri als auflagenstärkste Jugendbuchautorin des frühen 20. Jahrhunderts. Allein ihr 1907 veröffentlichter Roman Die Familie Pfäffling, der vom Alltag einer Musiklehrerfamilie in einer süddeutschen Kleinstadt berichtet, verkaufte sich rund 900.000 Mal. Er wurde in mehrere Sprachen übersetzt, zuletzt sogar ins Japanische. Dass Agnes Sapper in ihren Büchern, bei allem Tiefgang und aller Sensibilität für soziale Probleme, vor allem „deutsche Tugenden“ wie Pflichtbewusstsein, Gehorsam, Fleiß, Ehrlichkeit und gutes Benehmen predigte, kritisierten Jugendbuchautoren wie James Krüss in den 1970er-Jahren scharf. Während des Ersten Weltkriegs wanderten Sappers Bücher als Erbauungsliteratur auch ins Marschgepäck der Soldaten. Auch die Tochter des Gründers der Süddeutschen Zeitung, Karl Brater, war erfasst vom nationalistischen Taumel und schrieb auf die schnelle zwei Kriegskinderbücher im Sinne des chauvinistischen Zeitgeists.
Karl hatte inzwischen den Ausruf des Kaisers gelesen, mit der begeisterten Aufforderung, in den Krieg zu ziehen, der dem Vaterland aufgezwungen war. Und unter dem Ausruf war ein Telegramm angeschlagen, das besagte, dass auch Deutschland, als treuer Bundesgenosse Österreichs, seine ganze Heeresmacht mobil mache. Da fühlte der Junge, was es Großes bedeute [...]
Die Mutter sah Philipp nach, der hin und her ging und für die erschöpften Reisenden in liebevollster Weise sorgte. Ihr Philipp, ihr unnützer Schlingel; nein, ihr Philipp, der künftige Soldat, der sein Leben geben wollte fürs Vaterland; der zum Mann wurde durch den Krieg!
Und der große Tag kam; der Retter Ostpreußens erschien: Generaloberst von Hindenburg, der die Russen bei Tannenburg und den masurischen Seen besiegte und dadurch das Land wieder befreite. Was war das für ein Jubel im ganzen deutschen Vaterland!
(Agnes Sapper: Kriegsbüchlein für unsere Kinder. 1914. Neuauflage Kindle Edition.)
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Die 1852 in München geborene, später in Würzburg lebende Agnes Sapper gilt neben Johanna Spyri als auflagenstärkste Jugendbuchautorin des frühen 20. Jahrhunderts. Allein ihr 1907 veröffentlichter Roman Die Familie Pfäffling, der vom Alltag einer Musiklehrerfamilie in einer süddeutschen Kleinstadt berichtet, verkaufte sich rund 900.000 Mal. Er wurde in mehrere Sprachen übersetzt, zuletzt sogar ins Japanische. Dass Agnes Sapper in ihren Büchern, bei allem Tiefgang und aller Sensibilität für soziale Probleme, vor allem „deutsche Tugenden“ wie Pflichtbewusstsein, Gehorsam, Fleiß, Ehrlichkeit und gutes Benehmen predigte, kritisierten Jugendbuchautoren wie James Krüss in den 1970er-Jahren scharf. Während des Ersten Weltkriegs wanderten Sappers Bücher als Erbauungsliteratur auch ins Marschgepäck der Soldaten. Auch die Tochter des Gründers der Süddeutschen Zeitung, Karl Brater, war erfasst vom nationalistischen Taumel und schrieb auf die schnelle zwei Kriegskinderbücher im Sinne des chauvinistischen Zeitgeists.
Karl hatte inzwischen den Ausruf des Kaisers gelesen, mit der begeisterten Aufforderung, in den Krieg zu ziehen, der dem Vaterland aufgezwungen war. Und unter dem Ausruf war ein Telegramm angeschlagen, das besagte, dass auch Deutschland, als treuer Bundesgenosse Österreichs, seine ganze Heeresmacht mobil mache. Da fühlte der Junge, was es Großes bedeute [...]
Die Mutter sah Philipp nach, der hin und her ging und für die erschöpften Reisenden in liebevollster Weise sorgte. Ihr Philipp, ihr unnützer Schlingel; nein, ihr Philipp, der künftige Soldat, der sein Leben geben wollte fürs Vaterland; der zum Mann wurde durch den Krieg!
Und der große Tag kam; der Retter Ostpreußens erschien: Generaloberst von Hindenburg, der die Russen bei Tannenburg und den masurischen Seen besiegte und dadurch das Land wieder befreite. Was war das für ein Jubel im ganzen deutschen Vaterland!
(Agnes Sapper: Kriegsbüchlein für unsere Kinder. 1914. Neuauflage Kindle Edition.)