Mädchenkriegsliteratur

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Fritz von Uhde: Das Bilderbuch, 1889

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs nahmen die nationalistischen und kriegsverherrlichenden Tendenzen in der Jugendliteratur zu. Der Markt wurde geradezu überschwemmt mit Büchern, die Kinder und Jugendliche auf den Krieg einstimmen sollten. Für jede Zielgruppe einstand eine eigene Literatur. Bücher für Jungen sollten sie auf ihren Einsatz an der Front vorbereiten (vgl. Wilhelm Momma: Waffenbrüder. Erzählungen aus dem großen Krieg 1914/15). Mädchen im Westen sollten lernen, mit den Kriegsfolgen an der Heimatfront zurechtzukommen, Mädchen in Ostpreußen, die unmittelbar in kriegerische Handlungen involviert waren, wurden vor allem mit Schauergeschichten über Russen und Kosaken konfrontiert. (Maria Czygan: Deutsche Mädel – Erzählungen aus Ostpreußens Schreckenszeit).

Mädchenkriegsliteratur wurde dabei nahezu ausnahmslos von Frauen verfasst. Viele von ihnen hatten mit ihren Romanen bereits vor dem Krieg die Grundlagen für die Rolle der jungen Frau im Ersten Weltkrieg geschaffen. Weg von der Backfischliteratur der 1880er- und 1890er-Jahre, war der kokette Backfisch abgelöst worden vom gesunden, kraftvollen, deutschen Mädel: der Kameradin – hilfsbereit und allzeitbereit. Für diesen Weltkrieg, der als erster totaler Krieg in allumfassender Weise auch Frauen mit einbezog war dieses Frauenbild von großem Vorteil. Dennoch blieben Mädchenkriegsbücher, in denen Frauen aktiv eingreifen, eine Seltenheit. Es ging vor allem um den Dienst zu Hause, der auch als Liebes- und Friedensdienst begriffen wurde. Laut Literatur lässt der Krieg die Mädchen reifen. Selbstbewusst macht er sie nicht. Dies zeigt sich vor allem in den Romanen, die die Rückkehr des Soldaten behandeln. Mädchenkriegsliteratur wirbt für Verständnis für Männer und ist bemüht, in jungen Frauen Opferbereitschaft zu erwecken. Die Kriegskrankenschwester wird zum Ideal einer ganzen Generation.

(Wilkending Gisela [1993]: Der Krieg und die Mädchen. Mädchenkriegsliteratur im Ersten Weltkrieg. In: Spiegel der Forschung 2, S. 35-41.)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl