„Soldat Soldat! Für Deutschland ist kein Herzblut zu schad!“ – Mütter- und Opferlyrik
Der Beginn des Krieges schuf in vielen kriegführenden Ländern eine Volksgemeinschaft, wie es sie in dieser Form zuvor nicht gegeben hatte. Der Satz Wilhelm II., dass er keine Parteien mehr kenne, sondern nur noch Deutsche, zeigt dieses neue Zusammengehörigkeitsgefühl ebenso, wie die Zustimmung der SPD zu den Kriegskrediten und ihr Einschwenken auf eine Politik des Burgfriedens. Die Volksgemeinschaft vernichtete die Arbeiterinternationale und die länderübergreifende Frauenbewegung. Der Erste Weltkrieg war der erste totale Krieg der Geschichte. Jede Frau und jeder Mann war Teil davon, alles wurde ihm untergeordnet. Zudem war er der erste Krieg, der auch an der sogenannten Heimatfront geführt wurde.
Während die Männer sich durch ihren Einsatz an der Front in den Dienst der neuen Volksgemeinschaft stellten, bewährten sich die Frauen auf eben diesem neuen Schlachtfeld: in der Produktion, als Familienoberhaupt und vor allem als Heldenmütter und Kriegerwitwen. Sie stehen im Mittelpunkt der sogenannten Mütter- und Opferlyrik, die einen Großteil der Kriegslyrik im Ersten Weltkrieg ausmacht. In den ersten zwei Kriegsjahren kam es zu einer Massenproduktion an schnell geschriebener und meist auch sehr trivialer Lyrik. Die Gedichte wurden in Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht und fanden so weite Verbreitung. Einige Gedichtbände fanden ihren Weg auch ins Marschgepäck der Soldaten. Schätzungen gehen davon aus, dass täglich bis zu 50.000 Gedichte an deutsche Zeitungsredaktionen geschickt wurden. Mit dem Fortschreiten des Krieges nahm die Kriegslyrik jedoch ab, bis sie zum Ende des Krieges hin nahezu vollständig zum Erliegen kam.
(Häntzschel, Hiltrud [1995]: „O Deutschland, o Mutter!“. Münchner Schriftstellerinnen im Spannungsfeld von Frieden und Krieg. In: Zwischen den Fronten. Münchner Frauen in Krieg und Frieden 1900-1950. Hg. v. Kulturreferat der LH München. Buchendorfer Verlag, München, S.123-145.)
Weitere Kapitel:
Der Beginn des Krieges schuf in vielen kriegführenden Ländern eine Volksgemeinschaft, wie es sie in dieser Form zuvor nicht gegeben hatte. Der Satz Wilhelm II., dass er keine Parteien mehr kenne, sondern nur noch Deutsche, zeigt dieses neue Zusammengehörigkeitsgefühl ebenso, wie die Zustimmung der SPD zu den Kriegskrediten und ihr Einschwenken auf eine Politik des Burgfriedens. Die Volksgemeinschaft vernichtete die Arbeiterinternationale und die länderübergreifende Frauenbewegung. Der Erste Weltkrieg war der erste totale Krieg der Geschichte. Jede Frau und jeder Mann war Teil davon, alles wurde ihm untergeordnet. Zudem war er der erste Krieg, der auch an der sogenannten Heimatfront geführt wurde.
Während die Männer sich durch ihren Einsatz an der Front in den Dienst der neuen Volksgemeinschaft stellten, bewährten sich die Frauen auf eben diesem neuen Schlachtfeld: in der Produktion, als Familienoberhaupt und vor allem als Heldenmütter und Kriegerwitwen. Sie stehen im Mittelpunkt der sogenannten Mütter- und Opferlyrik, die einen Großteil der Kriegslyrik im Ersten Weltkrieg ausmacht. In den ersten zwei Kriegsjahren kam es zu einer Massenproduktion an schnell geschriebener und meist auch sehr trivialer Lyrik. Die Gedichte wurden in Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht und fanden so weite Verbreitung. Einige Gedichtbände fanden ihren Weg auch ins Marschgepäck der Soldaten. Schätzungen gehen davon aus, dass täglich bis zu 50.000 Gedichte an deutsche Zeitungsredaktionen geschickt wurden. Mit dem Fortschreiten des Krieges nahm die Kriegslyrik jedoch ab, bis sie zum Ende des Krieges hin nahezu vollständig zum Erliegen kam.
(Häntzschel, Hiltrud [1995]: „O Deutschland, o Mutter!“. Münchner Schriftstellerinnen im Spannungsfeld von Frieden und Krieg. In: Zwischen den Fronten. Münchner Frauen in Krieg und Frieden 1900-1950. Hg. v. Kulturreferat der LH München. Buchendorfer Verlag, München, S.123-145.)