Carry Brachvogel
Selbst die Frauenrechtlerin Carry Brachvogel leidet an der Frauen nicht vergönnten Verteidigung des Vaterlandes und ist froh darüber, dass dieser totale Krieg der Frau zum ersten Mal eine eigenständige Aufgabe zuweist.
Dem Mann ist es vergönnt, hinauszuziehen, zu streiten und zu sterben für ein höchstes Gut, der Frau aber bleibt diese gewaltigste und beglückendste Hingabe ihrer eigenen Persönlichkeit versagt und auch die radikalste aller Frauenrechtlerinnen wäre nicht im Ernst auf den Gedanken verfallen, die Frauen zum Kriegsdienst auszubilden und heranzuziehen.
Die Frau von heute setzt sich in ganz andere, persönlichere Beziehung zum Krieg, als ihre Mutter oder Großmutter getan hat. Während der Mann im Feld mit uniformierten Feinden streitet, bekämpft sie daheim, bewehrt mit einer großzügigen Organisation, die inneren Feinde, die den äußeren zu Hilfe kommen möchten: Arbeitslosigkeit, Hunger und Not. Gleichviel ob es ihr vergönnt ist, ganz selbständig oder nur als dienendes Glied in diesem unblutigen und doch so schweren Feldzug mitzustreiten, – überall ist sie am Platze, ist sie sich der großen Verantwortung bewusst, die jetzt auf ihren Schultern liegt. Sie weiß, dass es sich jetzt um ganz andere Werte handelt als um Verbandszeug oder gestrickte Socken, dass sie jetzt mit dazu berufen ist, den gewaltigen Kampf auszufechten, in dem unsere Heere Tag für Tag unter dem Granatfeuer stehen. Arbeit zu schaffen und so die große Not fernzuhalten, die uns zu einem übereilten Frieden zwingen könnte, das ist heute die ehrenvolle Aufgabe vor die sich die deutsche Frau gestellt sieht.
Nie ist ein Frauengeschlecht vor eine höhere Aufgabe gestellt worden als das unsere!
(Carry Brachvogel: Die Frau und der Krieg. In: Aus unserer großen Zeit. Frauenworte. Zum Besten vom Roten Kreuz. J. F. Lehmann's Verlag, München 1914, S. 10-13.)
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Selbst die Frauenrechtlerin Carry Brachvogel leidet an der Frauen nicht vergönnten Verteidigung des Vaterlandes und ist froh darüber, dass dieser totale Krieg der Frau zum ersten Mal eine eigenständige Aufgabe zuweist.
Dem Mann ist es vergönnt, hinauszuziehen, zu streiten und zu sterben für ein höchstes Gut, der Frau aber bleibt diese gewaltigste und beglückendste Hingabe ihrer eigenen Persönlichkeit versagt und auch die radikalste aller Frauenrechtlerinnen wäre nicht im Ernst auf den Gedanken verfallen, die Frauen zum Kriegsdienst auszubilden und heranzuziehen.
Die Frau von heute setzt sich in ganz andere, persönlichere Beziehung zum Krieg, als ihre Mutter oder Großmutter getan hat. Während der Mann im Feld mit uniformierten Feinden streitet, bekämpft sie daheim, bewehrt mit einer großzügigen Organisation, die inneren Feinde, die den äußeren zu Hilfe kommen möchten: Arbeitslosigkeit, Hunger und Not. Gleichviel ob es ihr vergönnt ist, ganz selbständig oder nur als dienendes Glied in diesem unblutigen und doch so schweren Feldzug mitzustreiten, – überall ist sie am Platze, ist sie sich der großen Verantwortung bewusst, die jetzt auf ihren Schultern liegt. Sie weiß, dass es sich jetzt um ganz andere Werte handelt als um Verbandszeug oder gestrickte Socken, dass sie jetzt mit dazu berufen ist, den gewaltigen Kampf auszufechten, in dem unsere Heere Tag für Tag unter dem Granatfeuer stehen. Arbeit zu schaffen und so die große Not fernzuhalten, die uns zu einem übereilten Frieden zwingen könnte, das ist heute die ehrenvolle Aufgabe vor die sich die deutsche Frau gestellt sieht.
Nie ist ein Frauengeschlecht vor eine höhere Aufgabe gestellt worden als das unsere!
(Carry Brachvogel: Die Frau und der Krieg. In: Aus unserer großen Zeit. Frauenworte. Zum Besten vom Roten Kreuz. J. F. Lehmann's Verlag, München 1914, S. 10-13.)