Georg Queri: An der Westfront
Eines Tags hielt ich's nicht mehr aus.
Und packte meinen Rucksack und fuhr nach dem Westen.
Da war der Krieg...
(Georg Queri: Kriegsbüchl aus dem Westen, S. 34)
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges hat Georg Queri sein Thema gefunden, das ihn die nächsten vier Jahre beschäftigen wird. Obgleich ein Einsatz als Soldat aufgrund eines frühen Hüftgelenkbruchs für ihn nicht in Frage kommt, reist er im September 1914 als Privatmann ohne Auftrag einer Zeitung oder Zeitschrift „an die Lothringer Grenze hinauf nach Metz“, wo er sich in der Bankstraße 31 im dritten Stock einquartiert (Georg Queri: Kriegsbüchl aus dem Westen, S. 34). Am 11. September wird er Augenzeuge einer kurzfristigen Besetzung von Pont-à-Mousson bei Toul durch bayerische Soldaten, die sich aber schon bald zurückziehen müssen. Der Einzug der Bayern wird von den ortsansässigen Franzosen teilweise wohlwollend empfunden, wie Queri im Kriegsbüchl aus dem Westen (1915) schreibt:
Andern Tags sprach man in Pont-à-Mousson weder von Boches noch von Barbares, sondern von Bavarois, die äußerst nette Menschen seien – wenn sie nur nicht die französischen Fahnen entfernt und durch deutsche ersetzt hätten. Und dann immer diese Wacht am Rhein...
Und in den Gazetten standen wieder Artikel: „Die Deutschen haben die Verwaltung der Stadt in die Hand genommen und wissen alle Artigkeit in solchen Dingen zu wahren. Man kommt gut mit ihnen aus und vor allen Dingen: sie bezahlen alles mit barer Münze.“ [...] Und der Bürgermeister sagte [zum deutschen Ortskommandanten], nicht ohne Leid in der Stimme: „Schöne Leute haben Sie!“
„Ja, Herr Bürgermeister, wir haben noch viel mehr und noch viel bessere. Wir sind bloß Bayern...“
Oh, Bayern... Und das Murmeln des Gemeinderats ließ die Anschauung ersterben, die man aus dem „Matin“ übernommen hatte, daß die Bayern wohl kaum mit dem Kaiser ziehen würden.
(Georg Queri: Kriegsbüchl aus dem Westen, S. 75)
Immer wieder registriert Queri die Auswüchse, die der Krieg mit sich bringt – wobei er darauf bedacht ist, die Furcht der Franzosen vor den deutschen Greueltaten zu besänftigen bzw. ins rechte Licht zu rücken: „Es ist bezeichnend, daß selbst ein Soldat aus dem nächsten Grenzgebiet das Märchen von teutonischer Barbarei mit allem Ernst aufnahm, so wie es die französische Heeresleitung auszugeben beliebte. Sie wollte Löwen erwecken und schuf Hasen – entsetzt flüchtende, arme Infanteristen, die nach anfänglicher großer Tapferkeit beim Ansturm der Gegner an das grausame Schicksal dachten, das ihnen die Unvernunft vorgemalt hatte.“ (Georg Queri: Kriegsbüchl aus dem Westen, S. 44) Und an anderer Stelle: „In blutgedüngten Feldern, auf denen heute noch gefallene Franzosen ihres endlichen Begräbnisses harren, Leichen, auf die leichter Schnee gebettet zu sein scheint: in dunklen Nächten stahlen sich unsere Leute vor die Front in die Gefahr hinaus und gossen Kalklösung über die Toten.“ (Ebda., S. 79)
Weitere Kapitel:
Eines Tags hielt ich's nicht mehr aus.
Und packte meinen Rucksack und fuhr nach dem Westen.
Da war der Krieg...
(Georg Queri: Kriegsbüchl aus dem Westen, S. 34)
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges hat Georg Queri sein Thema gefunden, das ihn die nächsten vier Jahre beschäftigen wird. Obgleich ein Einsatz als Soldat aufgrund eines frühen Hüftgelenkbruchs für ihn nicht in Frage kommt, reist er im September 1914 als Privatmann ohne Auftrag einer Zeitung oder Zeitschrift „an die Lothringer Grenze hinauf nach Metz“, wo er sich in der Bankstraße 31 im dritten Stock einquartiert (Georg Queri: Kriegsbüchl aus dem Westen, S. 34). Am 11. September wird er Augenzeuge einer kurzfristigen Besetzung von Pont-à-Mousson bei Toul durch bayerische Soldaten, die sich aber schon bald zurückziehen müssen. Der Einzug der Bayern wird von den ortsansässigen Franzosen teilweise wohlwollend empfunden, wie Queri im Kriegsbüchl aus dem Westen (1915) schreibt:
Andern Tags sprach man in Pont-à-Mousson weder von Boches noch von Barbares, sondern von Bavarois, die äußerst nette Menschen seien – wenn sie nur nicht die französischen Fahnen entfernt und durch deutsche ersetzt hätten. Und dann immer diese Wacht am Rhein...
Und in den Gazetten standen wieder Artikel: „Die Deutschen haben die Verwaltung der Stadt in die Hand genommen und wissen alle Artigkeit in solchen Dingen zu wahren. Man kommt gut mit ihnen aus und vor allen Dingen: sie bezahlen alles mit barer Münze.“ [...] Und der Bürgermeister sagte [zum deutschen Ortskommandanten], nicht ohne Leid in der Stimme: „Schöne Leute haben Sie!“
„Ja, Herr Bürgermeister, wir haben noch viel mehr und noch viel bessere. Wir sind bloß Bayern...“
Oh, Bayern... Und das Murmeln des Gemeinderats ließ die Anschauung ersterben, die man aus dem „Matin“ übernommen hatte, daß die Bayern wohl kaum mit dem Kaiser ziehen würden.
(Georg Queri: Kriegsbüchl aus dem Westen, S. 75)
Immer wieder registriert Queri die Auswüchse, die der Krieg mit sich bringt – wobei er darauf bedacht ist, die Furcht der Franzosen vor den deutschen Greueltaten zu besänftigen bzw. ins rechte Licht zu rücken: „Es ist bezeichnend, daß selbst ein Soldat aus dem nächsten Grenzgebiet das Märchen von teutonischer Barbarei mit allem Ernst aufnahm, so wie es die französische Heeresleitung auszugeben beliebte. Sie wollte Löwen erwecken und schuf Hasen – entsetzt flüchtende, arme Infanteristen, die nach anfänglicher großer Tapferkeit beim Ansturm der Gegner an das grausame Schicksal dachten, das ihnen die Unvernunft vorgemalt hatte.“ (Georg Queri: Kriegsbüchl aus dem Westen, S. 44) Und an anderer Stelle: „In blutgedüngten Feldern, auf denen heute noch gefallene Franzosen ihres endlichen Begräbnisses harren, Leichen, auf die leichter Schnee gebettet zu sein scheint: in dunklen Nächten stahlen sich unsere Leute vor die Front in die Gefahr hinaus und gossen Kalklösung über die Toten.“ (Ebda., S. 79)