Bayern zieht in den Krieg: Wettlauf zum Meer
Nach der Marne-Schlacht und dem taktischen Zurückweichen deutscher Armeen kommt es zwischen dem 20. September und dem 20. Oktober 1914 zum sog. „Wettlauf zum Meer“, der eigentlich ein „Wettlauf um die Flanke“ beider Kriegsparteien ist. Das gegenseitig sich beschleunigende Manövrieren in Nordfrankreich und Belgien endet erst an der Küste bei Ostende.
Unter Kronprinz Rupprecht bildet man eine neue 6. Armee aus gemischten Verbänden; die in Elsass-Lothringen verbleibenden Einheiten der alten 7. Armee werden der 6. Armee einverleibt, so dass Rupprecht nun den Gesamtbefehl über die deutschen Truppen von Metz bis zur Schweizer Grenze hat.
Die schweren Kämpfe in Nordfrankreich verlieren sich jedoch im Stellungskampf. Schließlich verbleibt nur noch ein schmaler Landstreifen an Belgiens Küste zwischen Ypern und Nieuport, wo ein deutscher Durchbruchversuch nicht den gewünschten Erfolg bringt (sog. „Erste Flandernschlacht“). Zu den bayerischen Einheiten gehört die neue 6. bayerische Reservedivision, zu deren vier Regimentern das Reserve-Infanterieregiment 16 „List“ zählt. In letzterem kämpft auch der Österreicher Adolf Hitler als Kriegsfreiwilliger.
Die bayerischen Reserveeinheiten sind schlecht ausgerüstet und werden irrtümlich von deutscher Seite beschossen. Man kann aber die Front bis zur Küste schließen und die rechte deutsche Flanke vor der gegnerischen Umfassung schützen.
Unter dem Oberbefehl Rupprechts werden die 4., 6. und 2. Armee von der Obersten Heeresleitung neugruppiert. Die zu Kriegsbeginn geschlossene Formation bayerischer Einheiten hat sich nunmehr auf verschiedene Armeen verteilt. Die Verteidigung an der Westfront erstarrt und fordert viele Opfer – bei rund 30.0000 Soldaten in Elsass-Lothringen ca. 66.000 Mann. Die Ersatztruppen können die Verluste nicht ausgleichen.
Beurteilung: Trotz der gewonnenen Schlacht in Lothringen – Kronprinz Rupprecht wird u.a. das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse vom Kaiser verliehen – ist der Schlieffenplan nicht aufgegangen. Mit dem französischen Rückzug aus Elsass und Lothringen sind von Frankreichs Seite Kräfte für die Marne-Schlacht freigeworden. Der Weg vom Bewegungs- zum Stellungskrieg bis an den Rand der Materialschlacht, die sich vor Nancy bereits andeutet, vollzieht sich im Sommer 1914 mit radikaler Intensität. Was die Frontsoldaten weiter erwartet belegt das Kriegstagebuch des Armee-Oberkommandos 6 vom 11. Dezember 1914: „Es läßt sich nicht leugnen, daß die Einförmigkeit des Stellungskrieges in Verbindung mit den Einflüssen des schlechten Wetters die Stimmung, namentlich älterer Frontoffiziere, etwas herabgedrückt hat und Anzeichen von ‚Kriegsmüdigkeit’ erkennbar sind.“ Der Krieg dauert noch vier Jahre und kostet rund 200.000 bayerischen Soldaten das Leben.
(Burger, Daniel [2014]: Die bayerische Armee im Kriegsjahr 1914, S. 90-94)
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Nach der Marne-Schlacht und dem taktischen Zurückweichen deutscher Armeen kommt es zwischen dem 20. September und dem 20. Oktober 1914 zum sog. „Wettlauf zum Meer“, der eigentlich ein „Wettlauf um die Flanke“ beider Kriegsparteien ist. Das gegenseitig sich beschleunigende Manövrieren in Nordfrankreich und Belgien endet erst an der Küste bei Ostende.
Unter Kronprinz Rupprecht bildet man eine neue 6. Armee aus gemischten Verbänden; die in Elsass-Lothringen verbleibenden Einheiten der alten 7. Armee werden der 6. Armee einverleibt, so dass Rupprecht nun den Gesamtbefehl über die deutschen Truppen von Metz bis zur Schweizer Grenze hat.
Die schweren Kämpfe in Nordfrankreich verlieren sich jedoch im Stellungskampf. Schließlich verbleibt nur noch ein schmaler Landstreifen an Belgiens Küste zwischen Ypern und Nieuport, wo ein deutscher Durchbruchversuch nicht den gewünschten Erfolg bringt (sog. „Erste Flandernschlacht“). Zu den bayerischen Einheiten gehört die neue 6. bayerische Reservedivision, zu deren vier Regimentern das Reserve-Infanterieregiment 16 „List“ zählt. In letzterem kämpft auch der Österreicher Adolf Hitler als Kriegsfreiwilliger.
Die bayerischen Reserveeinheiten sind schlecht ausgerüstet und werden irrtümlich von deutscher Seite beschossen. Man kann aber die Front bis zur Küste schließen und die rechte deutsche Flanke vor der gegnerischen Umfassung schützen.
Unter dem Oberbefehl Rupprechts werden die 4., 6. und 2. Armee von der Obersten Heeresleitung neugruppiert. Die zu Kriegsbeginn geschlossene Formation bayerischer Einheiten hat sich nunmehr auf verschiedene Armeen verteilt. Die Verteidigung an der Westfront erstarrt und fordert viele Opfer – bei rund 30.0000 Soldaten in Elsass-Lothringen ca. 66.000 Mann. Die Ersatztruppen können die Verluste nicht ausgleichen.
Beurteilung: Trotz der gewonnenen Schlacht in Lothringen – Kronprinz Rupprecht wird u.a. das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse vom Kaiser verliehen – ist der Schlieffenplan nicht aufgegangen. Mit dem französischen Rückzug aus Elsass und Lothringen sind von Frankreichs Seite Kräfte für die Marne-Schlacht freigeworden. Der Weg vom Bewegungs- zum Stellungskrieg bis an den Rand der Materialschlacht, die sich vor Nancy bereits andeutet, vollzieht sich im Sommer 1914 mit radikaler Intensität. Was die Frontsoldaten weiter erwartet belegt das Kriegstagebuch des Armee-Oberkommandos 6 vom 11. Dezember 1914: „Es läßt sich nicht leugnen, daß die Einförmigkeit des Stellungskrieges in Verbindung mit den Einflüssen des schlechten Wetters die Stimmung, namentlich älterer Frontoffiziere, etwas herabgedrückt hat und Anzeichen von ‚Kriegsmüdigkeit’ erkennbar sind.“ Der Krieg dauert noch vier Jahre und kostet rund 200.000 bayerischen Soldaten das Leben.
(Burger, Daniel [2014]: Die bayerische Armee im Kriegsjahr 1914, S. 90-94)