Bayern zieht in den Krieg: Bis zur Marne-Schlacht
[Links: Französische Soldaten hinter einem Graben, September 1914, Bibliothèque nationale de France. Rechts: Französische Soldaten bei der Rast im Wald während der Schlacht an der Marne, 1914, Fotografie von Jules Gervais-Courtellemont (1863-1931).]
Zu seiner Überraschung erhält das Armee-Oberkommando der 6. Armee in den Folgetagen den Auftrag, eine Deckungs- und Verfolgungsgruppe zu bilden. Am 25. und 26. August 1914 sollen die bayerischen Truppen die Mosel zwischen den Festungen von Toul und Épinal überqueren, wenn der Feind zurückweicht; zugleich soll der Grand Couronné beschossen werden. Die 6. Armee soll die beiden französischen Armeen 1 und 2 trennen und mittels Vormarsch zwischen Toul und Épinal den deutschen Schwenkungsflügel entscheidend unterstützen. Das vorgeschobene Sperrfort Manonviller östlich von Lunéville gerät nun ins Fadenkreuz. Mit schwerstem Geschütz wird es beschossen, was zur Kapitulation des Forts führt.
Die Schlacht um die befestigten Höhen des Grand Couronné (4.-13. September 1914) – auch unter der Bezeichnung „Position de Nancy“ bekannt – wird von zentraler Bedeutung für die französische Verteidigung. Obwohl die Deutschen eine gewaltige Menge an schweren Geschützen auffahren, können die Franzosen standhalten. Es kommt zum Eklat, als die Versorgung mit schwerer Artilleriemunition von der bayerischen 6. Armee zur preußischen 5. Armee „umgeleitet“ wird – Rupprecht droht mit Rücktritt! Am 5. September kommt es zur Verlegung je eines Armeekorps der 6. und 7. Armee nach Norden, um in Belgien eine neue 7. Armee zu bilden.
Ein französischer Gegenangriff auf den deutschen rechten Flügel weitet sich schließlich zur „Schlacht an der Marne“ (5.-12. September 1914) aus. Um diesen Gegenangriff abzuwehren, zieht die Oberste Heeresleitung große Truppenteile und Material vom linken Flügel ab, damit der rechte Flügel in Nordfrankreich und Belgien besser gestärkt wird. Das wiederum besiegelt das Ende der deutschen Offensive in Lothringen, da mit dem Abzug auch die schwere Artillerie vor Nancy betroffen ist. Zudem machen sich Sorgen in der Obersten Heeresleitung um die 1. und 2. Armee breit, was zum taktischen Rückzug und zum Ende der Angriffsoperationen des rechten Flügels führt.
Am 13. September 1914 rücken französische Truppen wieder in Pont-à-Mousson und Lunéville ein. Für die auf dem linken Flügel zurückbleibenden bayerischen Einheiten steht allenfalls die Sicherung des Erreichten, längs der deutschen Reichsgrenze über den Vogesenkamm, an. Der nervlich angeschlagene Generalstabschef von Moltke wird de facto vom preußischen Kriegsminister Erich von Falkenhayn (1861-1922) abgelöst.
(Burger, Daniel [2014]: Die bayerische Armee im Kriegsjahr 1914, S. 84-90)
Weitere Kapitel:
[Links: Französische Soldaten hinter einem Graben, September 1914, Bibliothèque nationale de France. Rechts: Französische Soldaten bei der Rast im Wald während der Schlacht an der Marne, 1914, Fotografie von Jules Gervais-Courtellemont (1863-1931).]
Zu seiner Überraschung erhält das Armee-Oberkommando der 6. Armee in den Folgetagen den Auftrag, eine Deckungs- und Verfolgungsgruppe zu bilden. Am 25. und 26. August 1914 sollen die bayerischen Truppen die Mosel zwischen den Festungen von Toul und Épinal überqueren, wenn der Feind zurückweicht; zugleich soll der Grand Couronné beschossen werden. Die 6. Armee soll die beiden französischen Armeen 1 und 2 trennen und mittels Vormarsch zwischen Toul und Épinal den deutschen Schwenkungsflügel entscheidend unterstützen. Das vorgeschobene Sperrfort Manonviller östlich von Lunéville gerät nun ins Fadenkreuz. Mit schwerstem Geschütz wird es beschossen, was zur Kapitulation des Forts führt.
Die Schlacht um die befestigten Höhen des Grand Couronné (4.-13. September 1914) – auch unter der Bezeichnung „Position de Nancy“ bekannt – wird von zentraler Bedeutung für die französische Verteidigung. Obwohl die Deutschen eine gewaltige Menge an schweren Geschützen auffahren, können die Franzosen standhalten. Es kommt zum Eklat, als die Versorgung mit schwerer Artilleriemunition von der bayerischen 6. Armee zur preußischen 5. Armee „umgeleitet“ wird – Rupprecht droht mit Rücktritt! Am 5. September kommt es zur Verlegung je eines Armeekorps der 6. und 7. Armee nach Norden, um in Belgien eine neue 7. Armee zu bilden.
Ein französischer Gegenangriff auf den deutschen rechten Flügel weitet sich schließlich zur „Schlacht an der Marne“ (5.-12. September 1914) aus. Um diesen Gegenangriff abzuwehren, zieht die Oberste Heeresleitung große Truppenteile und Material vom linken Flügel ab, damit der rechte Flügel in Nordfrankreich und Belgien besser gestärkt wird. Das wiederum besiegelt das Ende der deutschen Offensive in Lothringen, da mit dem Abzug auch die schwere Artillerie vor Nancy betroffen ist. Zudem machen sich Sorgen in der Obersten Heeresleitung um die 1. und 2. Armee breit, was zum taktischen Rückzug und zum Ende der Angriffsoperationen des rechten Flügels führt.
Am 13. September 1914 rücken französische Truppen wieder in Pont-à-Mousson und Lunéville ein. Für die auf dem linken Flügel zurückbleibenden bayerischen Einheiten steht allenfalls die Sicherung des Erreichten, längs der deutschen Reichsgrenze über den Vogesenkamm, an. Der nervlich angeschlagene Generalstabschef von Moltke wird de facto vom preußischen Kriegsminister Erich von Falkenhayn (1861-1922) abgelöst.
(Burger, Daniel [2014]: Die bayerische Armee im Kriegsjahr 1914, S. 84-90)