Bayern im Sommer 1914: Bayern zieht in den Krieg
[Links: Bayerische Truppen verlassen den Fürther Hauptbahnhof am 7. und 8. August 1914, Postkarte. Rechts: Propagandapostkarte Kronprinz Rupprecht als „Sieger von Metz“.]
Der bayerischen Armee kommt als Großkampfverband zu Beginn des Ersten Weltkrieges eine eigenständige Rolle innerhalb der Westfront gegen Frankreich zu. Mit einer – bei Kriegsausbruch – Stärke der Armeespitze von 4089 Offizieren, Ärzten, Veterinären und Beamten, 83125 Unteroffizieren und Mannschaften sowie 16918 Pferden stellt sie den wesentlichen Teil des „linken Flügels“ im Reichsland Elsass-Lothringen, gegen das der französische Hauptangriff erwartet wird.
Die gewaltigen Festungssysteme an der Grenze zu Frankreich sind ein effektives Hindernis. Um einem fatalen längeren Zweifrontenkrieg zu entgehen (im Westen: gegen Frankreich; im Osten: gegen Russland), hat die deutsche Militärführung unter Generalstabschef Alfred Graf Schlieffen (1833-1913) Jahre zuvor einen Angriffsplan entwickelt, der eine nördliche Umgehung der französischen Festungen unter bewusster Verletzung der Neutralität Belgiens und Luxemburgs vorsieht – von Norden soll dann rasch gegen Paris vorgerückt werden. Der sog. „Schlieffenplan“ wird in der Folgezeit vom Chef des Großen Generalstabs Helmuth Johannes Ludwig von Moltke (dem „jüngeren Moltke“) weiterentwickelt, indem vor allem der defensive „linke Flügel“ verstärkt wird.
Mit dem Kriegsausbruch rückt gemäß Artikel 63 der Reichsverfassung der deutsche Kaiser Wilhelm II. an die Spitze sämtlicher deutscher Truppen. Die 6. Armee unter Generaloberst Kronprinz Rupprecht von Bayern (1869-1955), die neben der 7. Armee zum „linken Flügel“ zählt, besteht fast ausschließlich aus bayerischen Einheiten. Rupprecht zur Seite steht der Chef des Generalstabs, Generalmajor Konrad Krafft von Dellmensingen (1862-1953), den der Kronprinz noch aus früher Militärzeit her kennt.
In der am 2. August 1914 übergebenen Aufmarschanweisung für das Oberkommando der 6. Armee wird deutlich gemacht, dass die „Hauptkräfte des deutschen Heeres [...] durch Belgien und Luxemburg nach Frankreich vorgehen“ sollen. Im Falle eines überlegenen feindlichen Angriffs soll dagegen die linke Flanke bis zur Gelegenheit eines Gegenangriffs zurückweichen.
(Burger, Daniel [2014]: Die bayerische Armee im Kriegsjahr 1914, S. 73-78)
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[Links: Bayerische Truppen verlassen den Fürther Hauptbahnhof am 7. und 8. August 1914, Postkarte. Rechts: Propagandapostkarte Kronprinz Rupprecht als „Sieger von Metz“.]
Der bayerischen Armee kommt als Großkampfverband zu Beginn des Ersten Weltkrieges eine eigenständige Rolle innerhalb der Westfront gegen Frankreich zu. Mit einer – bei Kriegsausbruch – Stärke der Armeespitze von 4089 Offizieren, Ärzten, Veterinären und Beamten, 83125 Unteroffizieren und Mannschaften sowie 16918 Pferden stellt sie den wesentlichen Teil des „linken Flügels“ im Reichsland Elsass-Lothringen, gegen das der französische Hauptangriff erwartet wird.
Die gewaltigen Festungssysteme an der Grenze zu Frankreich sind ein effektives Hindernis. Um einem fatalen längeren Zweifrontenkrieg zu entgehen (im Westen: gegen Frankreich; im Osten: gegen Russland), hat die deutsche Militärführung unter Generalstabschef Alfred Graf Schlieffen (1833-1913) Jahre zuvor einen Angriffsplan entwickelt, der eine nördliche Umgehung der französischen Festungen unter bewusster Verletzung der Neutralität Belgiens und Luxemburgs vorsieht – von Norden soll dann rasch gegen Paris vorgerückt werden. Der sog. „Schlieffenplan“ wird in der Folgezeit vom Chef des Großen Generalstabs Helmuth Johannes Ludwig von Moltke (dem „jüngeren Moltke“) weiterentwickelt, indem vor allem der defensive „linke Flügel“ verstärkt wird.
Mit dem Kriegsausbruch rückt gemäß Artikel 63 der Reichsverfassung der deutsche Kaiser Wilhelm II. an die Spitze sämtlicher deutscher Truppen. Die 6. Armee unter Generaloberst Kronprinz Rupprecht von Bayern (1869-1955), die neben der 7. Armee zum „linken Flügel“ zählt, besteht fast ausschließlich aus bayerischen Einheiten. Rupprecht zur Seite steht der Chef des Generalstabs, Generalmajor Konrad Krafft von Dellmensingen (1862-1953), den der Kronprinz noch aus früher Militärzeit her kennt.
In der am 2. August 1914 übergebenen Aufmarschanweisung für das Oberkommando der 6. Armee wird deutlich gemacht, dass die „Hauptkräfte des deutschen Heeres [...] durch Belgien und Luxemburg nach Frankreich vorgehen“ sollen. Im Falle eines überlegenen feindlichen Angriffs soll dagegen die linke Flanke bis zur Gelegenheit eines Gegenangriffs zurückweichen.
(Burger, Daniel [2014]: Die bayerische Armee im Kriegsjahr 1914, S. 73-78)