Katholikin und Künstlerin

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Else Lasker-Schüler

1911 bekehrt sich Emmy Hennings zum Katholizismus. Ein Schritt, den Freunde wie Erich Mühsam, nicht recht ernst nehmen:

Emmy wird heute in der Ludwigskirche getauft. Ihr ist das eine prächtige Sensation – und es ist allerliebst zu sehen, wie sich bei ihr der Entschluss, katholisch zu werden, so durchaus deutlich aus Neugier, Sentimentalität und Geilheit zusammensetzt.

(Erich Mühsam: Tagebuch, München 14. Juli 1911. In: Ders.: Tagebücher, a.a.O., S. 43.)

Doch für Emmy ist mit der Taufe ein weiterer entscheidender Schritt verbunden. Unmittelbar im Anschluss daran beginnt sie, konsequent zu schreiben. Sie will endlich die Künstlerin hinter der Umhertaumelnden zum Vorschein bringen. Ihre Versuche, sich in der von Männern dominierten Kunstszene zu behaupten, bringt sie in Konkurrenz zu anderen Künstlerinnen. Eine besondere Rivalität entwickelt sich zunächst zwischen Else Lasker-Schüler und Emmy Hennings, wie Erich Mühsam aus dem Simplicissimus zu berichten weiß:

Die eifersüchtige Megäre, die komplett wahnsinnig ist, hat Emmy in Berlin mit Schimpfreden und Drohungen nachgestellt. [...] Ich hoffe sie fährt bald wieder ab. Es wäre recht widerwärtig, wenn Emmy wieder keine Ruhe vor ihr hätte. Ich bin aber entschlossen, trotz aller Freundlichkeiten der törichten Frau gegen mich, und trotz meiner Verehrung für manche ihrer Gedichte, Emmy sehr energisch gegen sie zu verteidigen.

(Erich Mühsam: Tagebuch, München 8. Mai 1911. In: Ders.: Tagebücher, a.a.O., S. 34.)

Gleichwohl ist es Else Lasker-Schüler, die Emmy Hennings hilft, nachdem sie vom Mob verprügelt worden war, weil sie bei einer Demonstration einen Kriegsgegner unterstützt hatte.

Die Dichterin Else Lasker-Schüler kam des Weges daher, sah mich weinen, fragte, warum, aber das war zuviel gefragt. Die Dichterin war sehr lieb zu mir, nahm mich mit ins Café Stephanie und ließ mir sofort einen Apfelkuchen mit Schlagsahen bringen. Da wurde mir etwas besser zumute, aber das linke Auge war sehr geschwollen und tat mir weh; Else Lasker-Schüler bestellte sofort eine Serviette und eine Schüssel mit frischem Wasser. Ja, und essigsaure Tonerde wünschte sie auch noch. Dann wurde ich behandelt und meine Freundin wollte mir das Auge verbinden, doch ich meinte, das lohne sich gar nicht, ich würde sicher noch mehr Prügel bekommen, heut' oder morgen.

(Emmy Ball-Hennings: Ruf und Echo. Mein Leben mit Hugo Ball. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1990, S. 97.)

Im Laufe ihres Lebens wird Emmy Hennings elf Bücher veröffentlichen.  

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl