Alfred Weber
Der Kultursoziologe Alfred Weber, geboren am 30. Juli 1868 in Erfurt, ist der jüngere Bruder des heute weitaus berühmteren Max Weber. Die Rivalität der Brüder entzündet sich nicht nur an unterschiedlichen wissenschaftlichen und weltanschaulichen Grundsätzen, sondern auch am Wettstreit um die Gunst Else von Richthofens, in die sich beide Männer verlieben. Nachdem es so aussieht, als habe Alfred das Rennen um Else gewonnen, zieht sich Max Weber nach langjähriger enger Freundschaft völlig von Else zurück:
Ein ganz plötzlich aufsteigendes Begehren rein sexueller Art. Aus der Art, wie sie auf freundliche Worte von mir über Gundolf reagierte, musste man mit voller Sicherheit annehmen, dass dieser es sei [...]. Vorher war es Salz. Erst nachher kam dann die Sache mit Alfred [...]. Die Person war eben einerlei und konnte sich von Tag zu Tag ändern.
(Max Weber Brief vom 20. Januar 1910. Max Weber Gesamtausgabe. Briefe 1909-1910 [MWG II/6]. Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 1994, S. 372f.)
Von den heftigen Gefühlen seiner Frau überrascht, droht Edgar Jaffé mit Scheidung. Schließlich einigt man sich auf eine räumliche Trennung. Else zieht mit den Kindern nach Wolfratshausen in die „Villa Vogelnest“. Alfred Weber bleibt Professor in Heidelberg, kommt aber ebenso wie Edgar Jaffé regelmäßig zu Besuch. Erst weit nach Jaffés Tod übersiedelt Else von Richthofen 1925 zu Alfred Weber nach Heidelberg.
Golo Mann schreibt in seinen Erinnerungen über Else von Richthofen als die Mutter seines Schulfreundes Hans, den er in den Schulferien besucht:
Frau Else war eine geborene von Richthofen, ihre Schwester die Witwe des Schriftstellers D. H. Lawrence, die in New Mexico lebte, und ich habe sie nie kennengelernt. Vor wenigen Jahren erschien in den USA ein Buch The Richthofen Sisters; nur aus ihm, spät, erfuhr ich so ganz, mit welch bedeutender Persönlichkeit ich es in Heidelberg zu tun gehabt hatte, wie solches mir öfters geschah. So viel wusste ich immerhin damals schon: sie war eng mit dem großen Max Weber befreundet gewesen, und war es nun mit dessen Bruder, Geheimrat Alfred Weber, von Haus aus Nationalökonom, während Max als Jurist begonnen hat. Dass die Beziehung der beiden Brüder einen zärtlichen Hintergrund besaß, ahnte ich nicht, naiv wie ich in solchen Dingen war. Vor allem aber wirkte Frau Else als geistige Beraterin, als Diotima der beiden.
(Golo Mann: Erinnerungen und Gedanken. Eine Jugend in Deutschland. S. Fischer, Frankfurt am Main 1986, S. 282.)
Zunächst getrennt wohnend, nehmen Else von Richthofen und Alfred Weber 1931 zwei nebeneinander liegende Wohnungen. Ihre Beziehung hält bis zu Alfred Webers Tod im Jahre 1958.
Weitere Kapitel:
Der Kultursoziologe Alfred Weber, geboren am 30. Juli 1868 in Erfurt, ist der jüngere Bruder des heute weitaus berühmteren Max Weber. Die Rivalität der Brüder entzündet sich nicht nur an unterschiedlichen wissenschaftlichen und weltanschaulichen Grundsätzen, sondern auch am Wettstreit um die Gunst Else von Richthofens, in die sich beide Männer verlieben. Nachdem es so aussieht, als habe Alfred das Rennen um Else gewonnen, zieht sich Max Weber nach langjähriger enger Freundschaft völlig von Else zurück:
Ein ganz plötzlich aufsteigendes Begehren rein sexueller Art. Aus der Art, wie sie auf freundliche Worte von mir über Gundolf reagierte, musste man mit voller Sicherheit annehmen, dass dieser es sei [...]. Vorher war es Salz. Erst nachher kam dann die Sache mit Alfred [...]. Die Person war eben einerlei und konnte sich von Tag zu Tag ändern.
(Max Weber Brief vom 20. Januar 1910. Max Weber Gesamtausgabe. Briefe 1909-1910 [MWG II/6]. Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 1994, S. 372f.)
Von den heftigen Gefühlen seiner Frau überrascht, droht Edgar Jaffé mit Scheidung. Schließlich einigt man sich auf eine räumliche Trennung. Else zieht mit den Kindern nach Wolfratshausen in die „Villa Vogelnest“. Alfred Weber bleibt Professor in Heidelberg, kommt aber ebenso wie Edgar Jaffé regelmäßig zu Besuch. Erst weit nach Jaffés Tod übersiedelt Else von Richthofen 1925 zu Alfred Weber nach Heidelberg.
Golo Mann schreibt in seinen Erinnerungen über Else von Richthofen als die Mutter seines Schulfreundes Hans, den er in den Schulferien besucht:
Frau Else war eine geborene von Richthofen, ihre Schwester die Witwe des Schriftstellers D. H. Lawrence, die in New Mexico lebte, und ich habe sie nie kennengelernt. Vor wenigen Jahren erschien in den USA ein Buch The Richthofen Sisters; nur aus ihm, spät, erfuhr ich so ganz, mit welch bedeutender Persönlichkeit ich es in Heidelberg zu tun gehabt hatte, wie solches mir öfters geschah. So viel wusste ich immerhin damals schon: sie war eng mit dem großen Max Weber befreundet gewesen, und war es nun mit dessen Bruder, Geheimrat Alfred Weber, von Haus aus Nationalökonom, während Max als Jurist begonnen hat. Dass die Beziehung der beiden Brüder einen zärtlichen Hintergrund besaß, ahnte ich nicht, naiv wie ich in solchen Dingen war. Vor allem aber wirkte Frau Else als geistige Beraterin, als Diotima der beiden.
(Golo Mann: Erinnerungen und Gedanken. Eine Jugend in Deutschland. S. Fischer, Frankfurt am Main 1986, S. 282.)
Zunächst getrennt wohnend, nehmen Else von Richthofen und Alfred Weber 1931 zwei nebeneinander liegende Wohnungen. Ihre Beziehung hält bis zu Alfred Webers Tod im Jahre 1958.