Frieda von Richthofen
Die größte Rivalin in der Beziehung zu Otto Gross ist jedoch Elses jüngere Schwester Frieda. Die beiden verbindet eine so innige Beziehung, dass Otto Gross, entgegen seiner kulturtheoretischen Ansichten von der freien Sexualität, Frieda drängt, ihren Mann zu verlassen.
Meine Geliebte, Du meine wunderbare – ich liebe Dich mit meiner ewigen Liebe und hoffenden Sehnsucht – ich lebe alle Tage mit einer stillen Erwartung Deinem Kommen entgegen. Du wirst ja wohl kommen, Frieda [...] es lohnt den Kampf, sich frei zu machen, gerade heute – die Welt ist weit und tief und wunderbar in ihrem Sich-Verjüngen – – gerade heute, Frieda, gerade für Dich – – – sie lohnt es, wenn man sie vertrauend liebt – – was wiegen tausend „gute Menschen“ und all' ihr Sein und Thuen gegen Einen, der liebend sich dem ersten Werden des unbekannten Kommenden giebt? Und Du und ich, wir lieben uns in dieser heimlichen und unendlichen Liebe, in diesem schweren heissen Frühlingsrausch Vorausgeborener – – komm, Frieda, komm zu mir – ich liebe Dich, wie ich diese Zeit und ihre Zukunftsvorzeichen liebe.
(Meine Geliebte Du wunderbare. Otto Gross an Frieda Weekly, Brief 16. In: Raimund Dehmlow: Du Kreuz des Südens über meiner Fahrt. Briefe von Otto Gross an Frieda Weekly 2003. URL: http://www.dehmlow.de/index.php?option=com_content&view=article&id=171:brief-16&catid=43:briefe&Itemid=27, 08.07.2014.)
An Else schreibt er:
Du namenlose Geliebte Du! Du, gestern am Telefon, das war eine furchtbare Tantalusqual – ich habe mich so verzweifelt in Deine Stimme verliebt – ich sah und fühlte Dich – den Zauber der feinen Nuancen und diese neue Klarheit, die schöne Sicherheit, die neu dazu kommt – so rein und treu war Deine Stimme gestern und in ihr war ein Vibrieren aus neu erschlossenen Tiefen... das ist mein leitendes Ideal: die große Elementarkraft, die Erotik muss wie das Wasser sein – segnend, befruchtend, geliebt, beherrscht – das ist mein leitendes Wissen: wer die Erotik vergewaltigen will, den vergewaltigt die Erotik. – Erst wer die Erotik erkennte und bejaht, so wie sie ist – erst der beherrscht sei auch soweit, dass er versprechen kann, immer er selbst zu sein.
(Otto Gross an Else von Richthofen. In: Martin Green: Else und Frieda die Richthofen-Schwestern. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1980, S. 74.)
Weitere Kapitel:
Die größte Rivalin in der Beziehung zu Otto Gross ist jedoch Elses jüngere Schwester Frieda. Die beiden verbindet eine so innige Beziehung, dass Otto Gross, entgegen seiner kulturtheoretischen Ansichten von der freien Sexualität, Frieda drängt, ihren Mann zu verlassen.
Meine Geliebte, Du meine wunderbare – ich liebe Dich mit meiner ewigen Liebe und hoffenden Sehnsucht – ich lebe alle Tage mit einer stillen Erwartung Deinem Kommen entgegen. Du wirst ja wohl kommen, Frieda [...] es lohnt den Kampf, sich frei zu machen, gerade heute – die Welt ist weit und tief und wunderbar in ihrem Sich-Verjüngen – – gerade heute, Frieda, gerade für Dich – – – sie lohnt es, wenn man sie vertrauend liebt – – was wiegen tausend „gute Menschen“ und all' ihr Sein und Thuen gegen Einen, der liebend sich dem ersten Werden des unbekannten Kommenden giebt? Und Du und ich, wir lieben uns in dieser heimlichen und unendlichen Liebe, in diesem schweren heissen Frühlingsrausch Vorausgeborener – – komm, Frieda, komm zu mir – ich liebe Dich, wie ich diese Zeit und ihre Zukunftsvorzeichen liebe.
(Meine Geliebte Du wunderbare. Otto Gross an Frieda Weekly, Brief 16. In: Raimund Dehmlow: Du Kreuz des Südens über meiner Fahrt. Briefe von Otto Gross an Frieda Weekly 2003. URL: http://www.dehmlow.de/index.php?option=com_content&view=article&id=171:brief-16&catid=43:briefe&Itemid=27, 08.07.2014.)
An Else schreibt er:
Du namenlose Geliebte Du! Du, gestern am Telefon, das war eine furchtbare Tantalusqual – ich habe mich so verzweifelt in Deine Stimme verliebt – ich sah und fühlte Dich – den Zauber der feinen Nuancen und diese neue Klarheit, die schöne Sicherheit, die neu dazu kommt – so rein und treu war Deine Stimme gestern und in ihr war ein Vibrieren aus neu erschlossenen Tiefen... das ist mein leitendes Ideal: die große Elementarkraft, die Erotik muss wie das Wasser sein – segnend, befruchtend, geliebt, beherrscht – das ist mein leitendes Wissen: wer die Erotik vergewaltigen will, den vergewaltigt die Erotik. – Erst wer die Erotik erkennte und bejaht, so wie sie ist – erst der beherrscht sei auch soweit, dass er versprechen kann, immer er selbst zu sein.
(Otto Gross an Else von Richthofen. In: Martin Green: Else und Frieda die Richthofen-Schwestern. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1980, S. 74.)