Im Exil
Am 2. Februar 1933 erreicht Anita Auspurg und Lida Gustava Heymann auf Mallorca die Nachricht vom Wahlsieg der NSDAP. Eine Rückkehr nach München ist damit ausgeschlossen, die Schweiz wird den beiden Weltbürgerinnen zum Exil.
Weltbürgertum kennt keine Grenze! Wenn die Sonne schien, leuchtete sie uns nicht nur in unserem Heimatlande; im Garten am Stern in Weimar, an der wildschäumenden grünen Isar, über der majestätischen Zugspitze, sondern gleich herrlich an der Seine und Limmat, am Nil, in den Dolomiten, auf der Akropolis, im Timgad. [...] Die Sprache der Natur ist überall gleich erhaben und zwingend. Wer unsentimental denkt, findet letzten Endes, wo immer er auf der Welt lebt, seine Heimat.
(Lida Gustava Heymann: Erlebtes Erschautes. Ebda., S. 306.)
Anita ist 75, Lida Gustava 65 Jahre alt, als sich ihr Leben noch einmal grundlegend ändert. Nachdem die Nationalsozialisten ihr Vermögen beschlagnahmen, sind sie völlig mittellos. Zudem ist die Schweiz über die unzähligen Emigranten alles andere als glücklich. Immer wieder müssen sich die Frauen den Kontrollen der Fremdenpolizei unterziehen und sind in ihrer politischen Arbeit stark eingeschränkt. Aufgrund der Strapazen und der erzwungenen politischen Isolation verschlechtert sich Anita Augspurgs Gesundheitszustand zusehends. Ab 1937 ist die 80-jährige nahezu ein Pflegefall, liebevoll umsorgt von ihrer Lebensgefährtin.
Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, wird die Zentrale der IFFF von Genf nach New York verlegt. Für Heymann und Augspurg bedeutet diese Entscheidung zusätzliche Isolation. An eine Ausreise in die Vereinigten Staaten ist aufgrund von Augspurgs schlechtem Gesundheitszustand nicht zu denken. Die beiden verfassen nun ihre gemeinsame Autobiographie. In Erlebtes Erschautes legen sie Zeugnis ab über ihren Kampf für Frauenrechte und Frieden, aber auch über ihre untrennbare Verbindung. Zwei Jahre später stirbt Lida Gustava am 19. Juli 1943 an Krebs. Anita Augspurg folgt ihr nur fünf Monate später unter großen Schmerzen am 20. Dezember 1943.
14 Jahre später, am 3. Mai 1957, wird im Grundgesetz der noch jungen Bundesrepublik Deutschland mit Artikel 117 die formale Gleichberechtigung von Mann und Frau wirksam.
Weitere Kapitel:
Am 2. Februar 1933 erreicht Anita Auspurg und Lida Gustava Heymann auf Mallorca die Nachricht vom Wahlsieg der NSDAP. Eine Rückkehr nach München ist damit ausgeschlossen, die Schweiz wird den beiden Weltbürgerinnen zum Exil.
Weltbürgertum kennt keine Grenze! Wenn die Sonne schien, leuchtete sie uns nicht nur in unserem Heimatlande; im Garten am Stern in Weimar, an der wildschäumenden grünen Isar, über der majestätischen Zugspitze, sondern gleich herrlich an der Seine und Limmat, am Nil, in den Dolomiten, auf der Akropolis, im Timgad. [...] Die Sprache der Natur ist überall gleich erhaben und zwingend. Wer unsentimental denkt, findet letzten Endes, wo immer er auf der Welt lebt, seine Heimat.
(Lida Gustava Heymann: Erlebtes Erschautes. Ebda., S. 306.)
Anita ist 75, Lida Gustava 65 Jahre alt, als sich ihr Leben noch einmal grundlegend ändert. Nachdem die Nationalsozialisten ihr Vermögen beschlagnahmen, sind sie völlig mittellos. Zudem ist die Schweiz über die unzähligen Emigranten alles andere als glücklich. Immer wieder müssen sich die Frauen den Kontrollen der Fremdenpolizei unterziehen und sind in ihrer politischen Arbeit stark eingeschränkt. Aufgrund der Strapazen und der erzwungenen politischen Isolation verschlechtert sich Anita Augspurgs Gesundheitszustand zusehends. Ab 1937 ist die 80-jährige nahezu ein Pflegefall, liebevoll umsorgt von ihrer Lebensgefährtin.
Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, wird die Zentrale der IFFF von Genf nach New York verlegt. Für Heymann und Augspurg bedeutet diese Entscheidung zusätzliche Isolation. An eine Ausreise in die Vereinigten Staaten ist aufgrund von Augspurgs schlechtem Gesundheitszustand nicht zu denken. Die beiden verfassen nun ihre gemeinsame Autobiographie. In Erlebtes Erschautes legen sie Zeugnis ab über ihren Kampf für Frauenrechte und Frieden, aber auch über ihre untrennbare Verbindung. Zwei Jahre später stirbt Lida Gustava am 19. Juli 1943 an Krebs. Anita Augspurg folgt ihr nur fünf Monate später unter großen Schmerzen am 20. Dezember 1943.
14 Jahre später, am 3. Mai 1957, wird im Grundgesetz der noch jungen Bundesrepublik Deutschland mit Artikel 117 die formale Gleichberechtigung von Mann und Frau wirksam.