Streitbare Pazifistinnen
Augspurg und Heymann bleiben während des Ersten Weltkrieges radikale Pazifistinnen, die jegliche kriegsverlängernde Maßnahme ablehnen und sich deshalb auch weigern, Verwundete zu pflegen. Ihr ganzer Einsatz gilt einer internationalen Frauen-Friedensbewegung, die dem Schlachten ein Ende bereiten soll. Im Mai 1915 reisen sie zum ersten Internationalen Frauen-Friedens-Kongresses nach Den Haag. 1500 Delegierte aus zwölf Ländern fordern Frieden, Abrüstung, das Selbstbestimmungsrecht der Völker, Demokratie, einen internationalen Schiedsgerichtshof sowie die Gleichstellung der Frau in allen Bereichen. Sie gründen in Den Haag den Internationalen Frauenausschuss für dauernden Frieden (heute Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit IFFF). Obwohl ihnen bei ihrer Rückkehr von vielen ehemaligen Mitstreiterinnen Verachtung entgegenschlägt, gründen Augspurg und Heymann den Nationalen Frauenausschuss für dauernden Frieden. Für ihre Überzeugung nehmen sie zahlreiche Schikanen in Kauf.
Im Jahre 1915 – Monat und Tag sind mir nicht mehr in Erinnerung – fand in unserer Wohnung, Kaulbachstr. 12, die erste Haussuchung statt. Ein typisch bayerischer Beamter erschien, gewisslich servil und doch selbstbewusst, ständig bemüht, seine Beamtenwürde zu wahren; in Verwirrung gebracht, weil er merkte, dass diese Würde uns so wenig imponierte. Man spürte ganz deutlich, dieser bayerische Beamte besaß noch so viel Anstand, dass er sich geniert fühlte, fremde Schränke und Schreibtische zu durchwühlen.
(Lida Gustava Heymann: Erlebtes Erschautes. Ebda., S. 152.)
Die beiden streitbaren Pazifistinnen werden mit Ausreise- und Publikationsverboten belegt, ihr Telefon wird angezapft, ihre Post geöffnet. Im März 1917 wird Lida Gustava Heymann, die nicht wie Anita Augspurg bayerische Staatsbürgerin ist, wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit aus Bayern ausgewiesen:
Unter militärischer Beobachtung hatte ich am endgültigen Tage meiner Ausweisung auf dem Münchner Hauptbahnhof den Hamburger Schnellzug bestiegen, der mich aber anstatt nach Hamburg nur bis Augsburg brachte, wo ich übernachtete. Am nächsten Morgen nahm ich einen Bummelzug nach Starnberg, wo Anita mich erwartete und von wo wir zu Fuß nach unserem Landsitz im Isartal wanderten. Da wir in München und Umgebung, besonders im Isartal sehr bekannt waren, war größte Vorsicht geboten.
(Lida Gustava Heymann: Erlebtes Erschautes. Ebda., S. 92.)
Unter falschem Namen lebt Lida Gustava Heymann bis zum Kriegsende versteckt in München.
Weitere Kapitel:
Augspurg und Heymann bleiben während des Ersten Weltkrieges radikale Pazifistinnen, die jegliche kriegsverlängernde Maßnahme ablehnen und sich deshalb auch weigern, Verwundete zu pflegen. Ihr ganzer Einsatz gilt einer internationalen Frauen-Friedensbewegung, die dem Schlachten ein Ende bereiten soll. Im Mai 1915 reisen sie zum ersten Internationalen Frauen-Friedens-Kongresses nach Den Haag. 1500 Delegierte aus zwölf Ländern fordern Frieden, Abrüstung, das Selbstbestimmungsrecht der Völker, Demokratie, einen internationalen Schiedsgerichtshof sowie die Gleichstellung der Frau in allen Bereichen. Sie gründen in Den Haag den Internationalen Frauenausschuss für dauernden Frieden (heute Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit IFFF). Obwohl ihnen bei ihrer Rückkehr von vielen ehemaligen Mitstreiterinnen Verachtung entgegenschlägt, gründen Augspurg und Heymann den Nationalen Frauenausschuss für dauernden Frieden. Für ihre Überzeugung nehmen sie zahlreiche Schikanen in Kauf.
Im Jahre 1915 – Monat und Tag sind mir nicht mehr in Erinnerung – fand in unserer Wohnung, Kaulbachstr. 12, die erste Haussuchung statt. Ein typisch bayerischer Beamter erschien, gewisslich servil und doch selbstbewusst, ständig bemüht, seine Beamtenwürde zu wahren; in Verwirrung gebracht, weil er merkte, dass diese Würde uns so wenig imponierte. Man spürte ganz deutlich, dieser bayerische Beamte besaß noch so viel Anstand, dass er sich geniert fühlte, fremde Schränke und Schreibtische zu durchwühlen.
(Lida Gustava Heymann: Erlebtes Erschautes. Ebda., S. 152.)
Die beiden streitbaren Pazifistinnen werden mit Ausreise- und Publikationsverboten belegt, ihr Telefon wird angezapft, ihre Post geöffnet. Im März 1917 wird Lida Gustava Heymann, die nicht wie Anita Augspurg bayerische Staatsbürgerin ist, wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit aus Bayern ausgewiesen:
Unter militärischer Beobachtung hatte ich am endgültigen Tage meiner Ausweisung auf dem Münchner Hauptbahnhof den Hamburger Schnellzug bestiegen, der mich aber anstatt nach Hamburg nur bis Augsburg brachte, wo ich übernachtete. Am nächsten Morgen nahm ich einen Bummelzug nach Starnberg, wo Anita mich erwartete und von wo wir zu Fuß nach unserem Landsitz im Isartal wanderten. Da wir in München und Umgebung, besonders im Isartal sehr bekannt waren, war größte Vorsicht geboten.
(Lida Gustava Heymann: Erlebtes Erschautes. Ebda., S. 92.)
Unter falschem Namen lebt Lida Gustava Heymann bis zum Kriegsende versteckt in München.