Die Sonnenstürmer

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Isar-Wasser, Otto Strützel 1908

1913 erkrankt Anita Augspurg schwer an einer Lungenentzündung, der eine eitrige Rippenfellentzündung folgt. Nur durch die fürsorgliche Pflege Lida Gustava Heymanns überlebt sie. Doch die harte Arbeit auf dem Siglhof ist ihr unmöglich geworden. Schweren Herzens trennen sie sich vom Gut und übersiedeln zurück ins Haus Wiesel nach Irschenhausen, das ihnen jedoch bald zu klein wird.

Wir durchstreiften das Isartal nach einem für uns passenden größeren Grund. Da gab es wieder lustige Unterhaltung: zu suchen, zu finden, zu verwerfen, Luftschlösser zu bauen, und schließlich wählten wir bei Icking, hochgelegen, eine 13 Tagwerk große Wiese, an die sich südöstlich ein Stück Wald anschloss. Das Grundstück hatte eine majestätische Aussicht auf unser geliebtes bayerisches Gebirge und das Isartal. Auf dem höchsten Punkt des Grundstückes wurde rasch eine kleine Alpen-Blockhütte errichtet, die uns bei Wetterunbill Unterschlupf gab, denn mit dem Bau, Park und Gartenanlage wurde sofort begonnen, und wir wollten alles selbst angeben, ständig überwachen und mitarbeiten. Wir waren fest entschlossen, hier unseren endgültigen Ruhesitz aufzuschlagen.

(Lida Gustava Heymann: Erlebtes Erschautes. Ebda., S. 90.)

Nach einigen Auseinandersetzungen mit dem Architekten – „Architekten sind immer schwer davon zu überzeugen, dass Häuser nicht Selbstzweck, sondern Nutzen und Freude ihrer Besitzer sind. Letzten Endes bleiben wir Sieger“ (Ebda., S. 91.) – beziehen sie im Frühjahr 1916 ihr Domizil und nennen es aufgrund seiner exponierten Lage „Burg Sonnensturm“:

Weder der Betrieb des Siglhofes, noch der Aufbau von Burg Sonnensturm waren ein Hindernis für unsere öffentliche Betätigung; im Gegenteil, wir machten die Erfahrung, dass vielseitige private Beschäftigung vor Einseitigkeit und Sterilität im öffentlichen Leben schützt. Neu belebt, mit frischer Kraft kehrten wir stets in die Stadt zurück, sobald das politische Leben sich wieder regte. Dass das keine Täuschung unserseits war, geht schon daraus hervor, dass unsere politischen Mitarbeiter uns damals den Beinamen „Die Sonnenstürmer“ gaben, den wir freudig und gern akzeptierten.

(Lida Gustava Heymann: Erlebtes Erschautes. Ebda., S. 92.)

Die Inflation nach dem Krieg zwingt die beiden Frauen jedoch dazu sich von Burg Sonnensturm zu trennen.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl