Wo bleiben die Rechte der Frau? Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann
Anita Augspurg, geboren am 22. September 1857 in Verden an der Aller, gehört zu den bedeutendsten Frauenrechtlerinnen des 20. Jahrhunderts. Erzogen als höhere Tochter, wurde sie vor allem auf ein Leben als Ehefrau und Mutter vorbereitet. An ihrem 21. Geburtstag ergreift sie die einzige Möglichkeit, die sich Frauen ihrer Generation bietet, um unabhängig zu sein und absolviert in Berlin das Lehrerinnenseminar. Nach erfolgreichem Abschluss wendet sie sich der Schauspielerei zu, muss aber bald erkennen, dass ihr Talent nicht ausreicht.
Im Alter von 28 Jahren lernt sie in Dresden ihre erste Lebens- und Arbeitsgefährtin, die Holländerin Sophia Goudstikker, kennen. Die beiden Frauen übersiedeln ins liberale München und eröffnen hier ein Fotostudio. Anders als in den meisten Gewerben, gibt es im Fotografenhandwerk keine Beschränkungen für Frauen. Im April 1887 eröffnen sie in der Von-der-Tann-Straße 15 das Atelier Elvira für künstlerisches Lichtbild. 1897 werden sie von dem Jugendstil-Architekten August Endell einen Neubau errichten lassen, der ganz München beschäftigt: Auf der meergrünen Fassade befindet sich ein 13 x 7 Meter großes lilafarbenes Drachenrelief. Bald schon wird es Mode, sich im Atelier Elvira ablichten zu lassen. 1893 fertigen die beiden Frauen die Aufnahmen zur Silberhochzeit des bayerischen Prinzenpaares.
Anita Augspurg kommt rasch in Kontakt mit der örtlichen Frauenbewegung. Für sie ist die Frauenfrage vor allem eine juristische Frage. Um ihre Argumentation zur Gleichstellung der Frau juristisch zu untermauern, beginnt sie im Herbst 1893 in Zürich ein Studium der Rechtswissenschaften, das sie mit 40 Jahren als erste promovierte deutsche Juristin beenden wird. Im September 1896 tritt sie als Rednerin beim Internationalen Frauenkongress in Berlin auf. Im Publikum sitzt die 28-jährige Lida Gustava Heymann.
Sie entstammt einer reichen Kaufmanns- und Senatorenfamilie und wird am 15. März 1868 in Hamburg geboren. Während ihre Schwestern heiraten, wird Lida Gustava die engste Mitarbeiterin des Vaters. Als dieser 1896 stirbt, macht er sie zur Nachlassverwalterin seines Millionenvermögens. Lida Gustava nutzt ihr Erbe, um ihre politischen Ideale zu verwirklichen. Sie initiiert einen Mittagstisch für Arbeiterinnen und einen Kinderhort. 1897 eröffnet sie in Hamburg ein Frauenzentrum mit Beratungsstelle. Hier entsteht später eine Handelsschule für Mädchen. Zudem gründet sie den Verein „Frauenwohl“, der sich für die Gleichberechtigung der Frauen einsetzt, sowie einen Verein für Kleiderreform, der für vernunftmäßige modeunabhängige Frauenkleidung plädiert. Sie nutzt ihre Stellung als Vermögensverwalterin, um an entscheidenden Positionen Frauen zu platzieren. Gaststätten lässt sie zu Wohnungen oder Geschäften umbauen. Weil sie in der Frauenbildung den Schlüssel für die Gleichstellung der Frau sieht, studiert sie als Gasthörerin Geschichte, Politikwissenschaften und Volkswirtschaft in Berlin und München.
Sekundärliteratur:
Dünnebier, Anna; Scheu, Ursula (2002): Die Rebellion ist eine Frau. Anita Augspurg und Lida G. Heymann. Das schillerndste Paar der Frauenbewegung. Heinrich Hugendubel Verlag, München.
Weitere Kapitel:
Anita Augspurg, geboren am 22. September 1857 in Verden an der Aller, gehört zu den bedeutendsten Frauenrechtlerinnen des 20. Jahrhunderts. Erzogen als höhere Tochter, wurde sie vor allem auf ein Leben als Ehefrau und Mutter vorbereitet. An ihrem 21. Geburtstag ergreift sie die einzige Möglichkeit, die sich Frauen ihrer Generation bietet, um unabhängig zu sein und absolviert in Berlin das Lehrerinnenseminar. Nach erfolgreichem Abschluss wendet sie sich der Schauspielerei zu, muss aber bald erkennen, dass ihr Talent nicht ausreicht.
Im Alter von 28 Jahren lernt sie in Dresden ihre erste Lebens- und Arbeitsgefährtin, die Holländerin Sophia Goudstikker, kennen. Die beiden Frauen übersiedeln ins liberale München und eröffnen hier ein Fotostudio. Anders als in den meisten Gewerben, gibt es im Fotografenhandwerk keine Beschränkungen für Frauen. Im April 1887 eröffnen sie in der Von-der-Tann-Straße 15 das Atelier Elvira für künstlerisches Lichtbild. 1897 werden sie von dem Jugendstil-Architekten August Endell einen Neubau errichten lassen, der ganz München beschäftigt: Auf der meergrünen Fassade befindet sich ein 13 x 7 Meter großes lilafarbenes Drachenrelief. Bald schon wird es Mode, sich im Atelier Elvira ablichten zu lassen. 1893 fertigen die beiden Frauen die Aufnahmen zur Silberhochzeit des bayerischen Prinzenpaares.
Anita Augspurg kommt rasch in Kontakt mit der örtlichen Frauenbewegung. Für sie ist die Frauenfrage vor allem eine juristische Frage. Um ihre Argumentation zur Gleichstellung der Frau juristisch zu untermauern, beginnt sie im Herbst 1893 in Zürich ein Studium der Rechtswissenschaften, das sie mit 40 Jahren als erste promovierte deutsche Juristin beenden wird. Im September 1896 tritt sie als Rednerin beim Internationalen Frauenkongress in Berlin auf. Im Publikum sitzt die 28-jährige Lida Gustava Heymann.
Sie entstammt einer reichen Kaufmanns- und Senatorenfamilie und wird am 15. März 1868 in Hamburg geboren. Während ihre Schwestern heiraten, wird Lida Gustava die engste Mitarbeiterin des Vaters. Als dieser 1896 stirbt, macht er sie zur Nachlassverwalterin seines Millionenvermögens. Lida Gustava nutzt ihr Erbe, um ihre politischen Ideale zu verwirklichen. Sie initiiert einen Mittagstisch für Arbeiterinnen und einen Kinderhort. 1897 eröffnet sie in Hamburg ein Frauenzentrum mit Beratungsstelle. Hier entsteht später eine Handelsschule für Mädchen. Zudem gründet sie den Verein „Frauenwohl“, der sich für die Gleichberechtigung der Frauen einsetzt, sowie einen Verein für Kleiderreform, der für vernunftmäßige modeunabhängige Frauenkleidung plädiert. Sie nutzt ihre Stellung als Vermögensverwalterin, um an entscheidenden Positionen Frauen zu platzieren. Gaststätten lässt sie zu Wohnungen oder Geschäften umbauen. Weil sie in der Frauenbildung den Schlüssel für die Gleichstellung der Frau sieht, studiert sie als Gasthörerin Geschichte, Politikwissenschaften und Volkswirtschaft in Berlin und München.
Dünnebier, Anna; Scheu, Ursula (2002): Die Rebellion ist eine Frau. Anita Augspurg und Lida G. Heymann. Das schillerndste Paar der Frauenbewegung. Heinrich Hugendubel Verlag, München.