Germaine de Staël

https://www.literaturportal-bayern.de/images/lpbthemes/2014/klein/liebespaare_Anne_Louise_Germaine_de_Stal_500.jpg
Anne Louise Germaine de Staël-Holstein (1766-1817), französische Schriftstellerin

1807 erhält das Ehepaar Schelling Besuch von der französischen Schriftstellerin Germaine de Staël, die eine Reise durch Deutschland unternimmt, über die sie später ein mehrbändiges Werk verfasst. Darin erwähnt sie auch die Akademie der bildenden Künste.

Franken, Schwaben und Bayern waren vor der Errichtung der jetzigen Münchner Akademie ungemein träge und eintönige Länder; keine Künste, die Musik ausgenommen, wenig Literatur, ein harter Dialekt, der sich nur schwer der Aussprache der romanischen Sprachen anbequemte, keine Gesellschaft; große Zusammenkünfte, die eher langweiligen Feierlichkeiten als einer vergnüglichen Unterhaltung glichen, kriechende Höflichkeit gegen ein Aristokratie, der alle feinen Manieren fehlten, Gutherzigkeit und Biederkeit bei allen Ständen, dabei aber eine gewisse lächelnde Steifheit und Gezwungenheit, die Behaglichkeit und Würde nicht aufkommen lässt.

(Germaine de Staël: Über Deutschland. In: Elisabeth Tworek: „... und dazwischen ein schöner Rausch“. Dichter und Künstler aus aller Welt in München. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2008, S. 116.) 

Wilhelm August Schlegel war nach der Scheidung von Caroline Begleiter von Germaine de Staël und Erzieher ihres Sohnes geworden.

Wir haben hier kurz vor Weihnachten Frau von Staël nebst ihrer Familie und Schlegel gesehn. Diese Anwesenheit, welche etwa 8 Tage dauerte, hat uns viel angenehmes gewährt. Schlegel war sehr gesund und heiter, die Verhältnisse die freundschaftlichsten und ohne alle Spannungen. Er und Schelling waren unzertrennlich. Frau von St. hat über allen Geist hinaus, den sie besitzt, auch noch den Geist und das Herz gehabt Schlegel sehr lieb zu gewinnen. Sie ist ein Phänomen von Lebenskraft, Egoismus und unaufhörlich geistiger Regsamkeit. Ihr Äußeres wird durch ihr Inneres verklärt und bedarf es wohl; es giebt Momente oder Kleidung vielmehr, wo sie wie eine Marketenderin aussieht und man sich doch zugleich denken kann, daß sie die Phädra im höchsten tragischen Sinne darzustellen fähig ist.

(Caroline Schlegel an Luise Gotter. München 15. Januar 1808. In: Caroline Schlegel-Schelling: „Lieber Freund, ich komme weit her schon an diesem frühen Morgen“. Briefe. Hg. von Sigrid Damm. Luchterhand, Darmstadt 1980, S. 335.)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl