Franz Joachim Behnisch / Bahnzeilenschreiber
Ein Schriftsteller, der viele Jahre in Weiden verbringt, ist der Gymnasiallehrer Franz Joachim Behnisch. 1952 hat es ihn schulisch in die „Max-Reger-Stadt“, in sein literarisches „Wald-Preppach“ verschlagen. Als Autor von Berlin-Romanen (Rummelmusik 1966, Neuaufl. 2006; Nicht mehr in Friedenau, 1982) und exzellenter Lyriker hat er sich nicht nur unter Insidern einen bleibenden Namen geschaffen.
Der leidenschaftliche Eisenbahnfahrer Franz Joachim Behnisch – als Studienreferendar in Regensburg fährt er öfters zusammen mit Ehrentraud Dimpfl (1923-2014) im Zug nach Weiden (von da aus zu seinem früheren Wohnort Erbendorf) – schreibt schon früh „Bahnzeilen“. So entstehen 1952 die Gedichte „Im Eilzug“, „An Nabburg vorbei“ oder „Etwas Aufenthalt“. Allerdings kommen in seiner satirischen Bahngeschichte Weißwürste zum Beispiel (1970) weder Weiden noch die Oberpfalz vor.
1979 entsteht sein Gedicht „Eisenbahnstadt“:
EISENBAHNSTADT, verräucherter Innenraum,
Kohlenplatzkirchen und Tenderkapellen,
Bedürfnis in Wartesälen voll Bierurin
und linkischen Zinken.
Durchlässige Häuser hören die Züge,
sie pfeifen im Souterrain.
Knipser und Kneifer pfeifen in Herrenzimmern
Mit ihrem Lochkartengedächtnis.
Zugführer tragen geweiht die Farbe
der Kohlentrimmer zu Markte,
während Fahnen auf Freifahrt stehen,
beackert von Winden, die
Mänteln zu ihrer Garderobe dienen.
Nachts pendeln Draisinen ohne Geruch an Abraum vorbei,
an dem Vorrat für Weihnachten hinter geladenen Zäunen.
Bitte ein Freibillet
für den Himmel der Lokomotiven,
wo angeblich alles so weitergeht, wo
für Vergeßliche überall Grünlicht und
rot ist die Hölle des Neinsagers, der
tritt auf der Stelle, denn
das Betreten der Gleisanlagen
ist ihm verboten.
(Zit. nach Dünninger, Eberhard [1992]: „Kern Teutschlands, Oberpfalz, Dein Ruhm hat mich entbrannt“. Literarische Entdeckungsreise durch zwölf Jahrhunderte. Amberg, S. 63.)
Sekundärliteratur:
Baron, Bernhard M. (2010): Franz Joachim Behnisch zum 90. Geburtstag. Zeit für eine literarische Renaissance. In: Literatur in Bayern 26. Nr. 101, S. 28-31.
Weitere Kapitel:
Ein Schriftsteller, der viele Jahre in Weiden verbringt, ist der Gymnasiallehrer Franz Joachim Behnisch. 1952 hat es ihn schulisch in die „Max-Reger-Stadt“, in sein literarisches „Wald-Preppach“ verschlagen. Als Autor von Berlin-Romanen (Rummelmusik 1966, Neuaufl. 2006; Nicht mehr in Friedenau, 1982) und exzellenter Lyriker hat er sich nicht nur unter Insidern einen bleibenden Namen geschaffen.
Der leidenschaftliche Eisenbahnfahrer Franz Joachim Behnisch – als Studienreferendar in Regensburg fährt er öfters zusammen mit Ehrentraud Dimpfl (1923-2014) im Zug nach Weiden (von da aus zu seinem früheren Wohnort Erbendorf) – schreibt schon früh „Bahnzeilen“. So entstehen 1952 die Gedichte „Im Eilzug“, „An Nabburg vorbei“ oder „Etwas Aufenthalt“. Allerdings kommen in seiner satirischen Bahngeschichte Weißwürste zum Beispiel (1970) weder Weiden noch die Oberpfalz vor.
1979 entsteht sein Gedicht „Eisenbahnstadt“:
EISENBAHNSTADT, verräucherter Innenraum,
Kohlenplatzkirchen und Tenderkapellen,
Bedürfnis in Wartesälen voll Bierurin
und linkischen Zinken.
Durchlässige Häuser hören die Züge,
sie pfeifen im Souterrain.
Knipser und Kneifer pfeifen in Herrenzimmern
Mit ihrem Lochkartengedächtnis.
Zugführer tragen geweiht die Farbe
der Kohlentrimmer zu Markte,
während Fahnen auf Freifahrt stehen,
beackert von Winden, die
Mänteln zu ihrer Garderobe dienen.
Nachts pendeln Draisinen ohne Geruch an Abraum vorbei,
an dem Vorrat für Weihnachten hinter geladenen Zäunen.
Bitte ein Freibillet
für den Himmel der Lokomotiven,
wo angeblich alles so weitergeht, wo
für Vergeßliche überall Grünlicht und
rot ist die Hölle des Neinsagers, der
tritt auf der Stelle, denn
das Betreten der Gleisanlagen
ist ihm verboten.
(Zit. nach Dünninger, Eberhard [1992]: „Kern Teutschlands, Oberpfalz, Dein Ruhm hat mich entbrannt“. Literarische Entdeckungsreise durch zwölf Jahrhunderte. Amberg, S. 63.)
Baron, Bernhard M. (2010): Franz Joachim Behnisch zum 90. Geburtstag. Zeit für eine literarische Renaissance. In: Literatur in Bayern 26. Nr. 101, S. 28-31.