Die Weidener Eisenbahn in der Literatur

Im Jahre 1859 war die Bahnlinie Regensburg-Amberg-Nürnberg und 1861 Schwandorf-Furth gebaut worden. Am 1. Oktober 1863 fuhr der erste Zug im Weidener Bahnhof ein, er kam von Irrenlohe. Am 1. Dezember 1863 übergab man auch die Strecke Weiden-Bayreuth ihrer Bestimmung. Zwei Jahre später konnte man Eger erreichen. Am 15. Oktober 1875 wurde die Bahnlinie von Weiden nach Neukirchen eröffnet.

Die Eisenbahn nach Weiden und die Eisenbahn aus Weiden waren die lokalen Weichenstellungen für den Aufbruch in das moderne Industriezeitalter. Mit dem ersten einfahrenden Zug in den neuen Bahnhof Weiden am 1. Oktober 1863 war „auch das Zeichen gegeben zum Anbruch einer neuen Zeit, und die in den folgenden Jahrzehnten so beispiellos rasch wachsende Bevölkerungsziffer hat die Stadt hauptsächlich der Eisenbahn zu verdanken“. Bewegt wurde der Gedanke des Eisenbahnbaus in der Oberpfalz durch einen äußerst engagierten Mann: den Juristen, Abgeordneten, Handelsminister und Staatsrat Gustav von Schlör (1820-1883), Ehrenbürger der Stadt Weiden seit dem 7. Januar 1878.

Kultur und Eisenbahn ergeben eine Symbiose. Bahnhöfe tauchen in der schönen Literatur auf (Gabriele Wohmann: Gedichte Passau, Gleis 3, 1972; Sten Nadolny: Roman Netzkarte, 1999; Peter Bichsel: Geschichten Eisenbahnfahren, 2002), Züge wurden gemalt (Wassily Kandinsky: Eisenbahn bei Murnau, 1909), vertont (Udo Lindenberg: Sonderzug nach Pankow, 1983) und verfilmt (Berlin-Express, 1948; Kressin stoppt den Nordexpress, 1971; Der letzte Zug, 2006).

Links: Bahnhof Weiden, 1902 auf einer historischen Postkarte (Stadtarchiv Weiden). Rechts: Bahnstreckeneröffnung 1863 (Eisenbahnmuseum Weiden).

Wenn auch heute viele Literaten statt der Eisenbahn lieber die Autobahn A 93 benutzen und an Weiden vorbeifahren, geht auch hier der Gedanke an Goethes Italienische Reise von 1786 – wie er in rascher Fahrt in einer Schnellkutsche die Oberpfalz durchreiste – um sein „Land, wo die Zitronen blühn“ schnell zu erreichen: „Was lass’ ich nicht alles rechts und links liegen, um den einen Gedanken auszuführen, der fast zu alt in meiner Seele geworden ist!“

Weil aber das Reisen mit der Eisenbahn auch angenehm und kurzweilig sein kann und man dabei auch noch Zeit für Besinnung, Reisenotizen, Tagebucheinträge, Bildbeschreibungen und Aphorismen hat, lohnt es sich doch – oder wieder – mit der Bahn zu fahren.

Sieht der Bahnhof Weiden seit seiner Eröffnung neben zahlreichen Berufspendlern, Handlungsreisenden, Touristen, Soldaten-Transporten (Truppenübungsplatz Grafenwöhr) auch „gekrönte Häupter“ (u.a. König Wilhelm I. am 21. Juli 1864, König Ludwig II. von Bayern am 10. November 1866) und den ersten bayerischen republikanischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner (USPD) im Januar 1919, so sind es doch die Literaten, die diese Station verewigt haben – denn „was bleibet aber, stiften die Dichter“ (Hölderlin, Andenken).

Verfasst von: Bernhard M. Baron / Bayerische Staatsbibliothek

Sekundärliteratur:

http://www.eisenbahn-im-film.de/, (02.05.2014).

http://www.musicweb-international.com/railways_in_music.htm, (02.05.2014).

http://www.eisenbahnfreunde-weiden.de, (02.05.2014).

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Martenstein, Harald; Wiele, Jan; Kullman, Katja (2015): Einsteigen, bitte! Eine literarisch-fotografische Entdeckungsreise. Berlin.

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