Das Ende
Am 26. Juni 1942 starb Carola Neher im Lager Sol Ilezk an Typhus. Sie wurde in einem Massengrab verscharrt. Im Januar 1959 wurde sie im Zuge der Entstalinisierung rehabilitiert und der Fall „wegen der Nicht-Existenz des Verbrechens“ ad acta gelegt. Brecht und Feuchtwanger wurden den Vorwurf, sie im Stich gelassen zu haben, nie mehr los. Auch Uwe Johnson kam in seinem Romanzyklus Jahrestage darauf zu sprechen:
Ein Jahr lang teilten sie die Memoiren unter sich auf, die die Überlebenden der Stalinschen Straflager geschrieben haben, nur um herauszufinden, ob die sowjetische Geheimpolizei die Schauspielerin Carola Neher selbst umgebracht hat oder das von Hitlers Geheimer Staatspolizei besorgen ließ. Sie wünschten ihr Verhältnis zu gewissen Behauptungen und einem gewissen Schweigen des Dichters Brecht genauer einzustellen. Der Club der Carola Neher.
(Uwe Johnson: Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl. Bd. 1. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1988, S. 340)
Und Margarete Buber-Neumann, nicht nur eine der ersten Exilanten, die in der Bundesrepublik Deutschland Zeugnis über die Geschehnisse in der UdSSR ablegten, sondern auch eine der letzten, die über Carola Neher berichten konnte, schrieb in ihren Erinnerungen nicht nur über jenen Moment des Abschieds im Gefängnis in Moskau, sondern auch über Bertolt Brecht:
Als ich Carola umarmte, schluchzte sie: „Ich bin verloren...“ Das war das letzte, was ich von ihr hörte. Ich sah sie nie wieder. Bert Brecht, ihr Freund und Mitarbeiter, antwortete viele Jahre später, als man ihn nach Carola Nehers Schicksal fragte, sie leite in Leningrad ein Kindertheater, es gehe ihr gut. Von den Jahren ihrer Haft sprach er nicht. Die Wahrheit seiner Antwort ist mehr als zweifelhaft.
(Margarete Buber-Neumann: Als Gefangene bei Stalin und Hitler. Eine Welt im Dunkel. Ullstein Verlag, München 2002, S. 179)
Das Waschen:
C.N.
[...]
Jetzt höre ich, du sollst im Gefängnis sein.
Die Briefe, die ich für dich schrieb
Blieben unbeantwortet. Die Freunde, die ich für dich anging
Schweigen. Ich kann nichts für dich tun. Wie
Mag dein Morgen sein? Wirst du noch etwas tun für dich?
Hoffnungsvoll und verantwortlich
Mit guten Bewegungen, vorbildlich?
(Bertolt Brecht: Die Gedichte von Bertolt Brecht in einem Band. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1999, S. 606)
Weitere Kapitel:
Am 26. Juni 1942 starb Carola Neher im Lager Sol Ilezk an Typhus. Sie wurde in einem Massengrab verscharrt. Im Januar 1959 wurde sie im Zuge der Entstalinisierung rehabilitiert und der Fall „wegen der Nicht-Existenz des Verbrechens“ ad acta gelegt. Brecht und Feuchtwanger wurden den Vorwurf, sie im Stich gelassen zu haben, nie mehr los. Auch Uwe Johnson kam in seinem Romanzyklus Jahrestage darauf zu sprechen:
Ein Jahr lang teilten sie die Memoiren unter sich auf, die die Überlebenden der Stalinschen Straflager geschrieben haben, nur um herauszufinden, ob die sowjetische Geheimpolizei die Schauspielerin Carola Neher selbst umgebracht hat oder das von Hitlers Geheimer Staatspolizei besorgen ließ. Sie wünschten ihr Verhältnis zu gewissen Behauptungen und einem gewissen Schweigen des Dichters Brecht genauer einzustellen. Der Club der Carola Neher.
(Uwe Johnson: Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl. Bd. 1. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1988, S. 340)
Und Margarete Buber-Neumann, nicht nur eine der ersten Exilanten, die in der Bundesrepublik Deutschland Zeugnis über die Geschehnisse in der UdSSR ablegten, sondern auch eine der letzten, die über Carola Neher berichten konnte, schrieb in ihren Erinnerungen nicht nur über jenen Moment des Abschieds im Gefängnis in Moskau, sondern auch über Bertolt Brecht:
Als ich Carola umarmte, schluchzte sie: „Ich bin verloren...“ Das war das letzte, was ich von ihr hörte. Ich sah sie nie wieder. Bert Brecht, ihr Freund und Mitarbeiter, antwortete viele Jahre später, als man ihn nach Carola Nehers Schicksal fragte, sie leite in Leningrad ein Kindertheater, es gehe ihr gut. Von den Jahren ihrer Haft sprach er nicht. Die Wahrheit seiner Antwort ist mehr als zweifelhaft.
(Margarete Buber-Neumann: Als Gefangene bei Stalin und Hitler. Eine Welt im Dunkel. Ullstein Verlag, München 2002, S. 179)
Das Waschen:
C.N.
[...]
Jetzt höre ich, du sollst im Gefängnis sein.
Die Briefe, die ich für dich schrieb
Blieben unbeantwortet. Die Freunde, die ich für dich anging
Schweigen. Ich kann nichts für dich tun. Wie
Mag dein Morgen sein? Wirst du noch etwas tun für dich?
Hoffnungsvoll und verantwortlich
Mit guten Bewegungen, vorbildlich?
(Bertolt Brecht: Die Gedichte von Bertolt Brecht in einem Band. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1999, S. 606)