Die Silberfüchsin: Carola Neher

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Carola Neher, Fotografie (Bayerische Staatsbibliothek/Porträtsammlung).

Die gefeierte Schauspielerin Carola Neher wurde am 2. November 1900 in München geboren. Ihr alkoholkranker Vater bereitete ihr keine schöne Kindheit. Nach dem Ende der Schule machte sie eine Ausbildung bei der Dresdner Bank. Heimlich jedoch nahm sie Schauspielunterricht, denn sie träumte von einem Leben in Glanz und Berühmtheit. Als ihr Vater 1918 verstarb, übersiedelte Carola Neher nach Baden-Baden. Hier ergatterte sie mit der ihr eigenen Chuzpe und ihrem umwerfenden Charme zwar einige kleinere Rollen, der ganz große Erfolg aber blieb aus. 1923 kehrte sie nach Bayern zurück und gehörte bald zum Kreis um Bertolt Brecht und Lion Feuchtwanger. In München verliebte sie sich in den Dichter Klabund. Der tuberkulöse Schriftsteller, den sie 1925 heiratete, verfasste einige Stücke für sie, mit denen ihr endlich der langersehnte Durchbruch gelang. 1926 wagten die beiden den Sprung nach Berlin, wo Carola Neher zum gefeierten Bühnenstar aufstieg. Das Publikum lag ihr zu Füßen, der ehemalige Kronprinz Wilhelm und Außenminister Gustav Stresemann buhlten um ihre Gunst. Während Carola Neher der Theaterstar der Weimarer Republik wurde, waren Klabunds Tage gezählt. Er verstarb am 14. August 1928 in Davos. Nach dem Tod ihres Mannes erlebte sie einige private Rückschläge, bis sie sich in den aus Bessarabien stammenden Ingenieur Anatol Becker verliebte. Der schillernden Fassade des Showbusiness überdrüssig und entsetzt über die Verhältnisse, in denen ein Großteil der Bevölkerung lebte, wandte sich Carola Neher dem Sozialismus zu und fand in Becker einen Seelenverwandten. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten beschlossen beide in der UdSSR ein neues Leben zu beginnen. Das Leben in Moskau wurde jedoch zur herben Enttäuschung für den verwöhnten Star. Schwanger reiste sie im Sommer 1934 nach Prag, in der Hoffnung, ein anderes Exilland zu finden. Nachdem sie im November 1934 aus Deutschland ausgebürgert wurde, musste sie nach Moskau zurückkehren. Hier war man aufgrund ihres schillernden Lebenswandels äußerst misstrauisch gegenüber der Schauspielerin, die mit ihrer Kritik nicht hinter dem Berg hielt. Im Sommer 1936 wurden nacheinander Anatol Becker und dann Carola Neher verhaftet. Ihr Sohn Georg kam in ein Kinderheim. Anatol Becker wurde hingerichtet, Carola Neher zu 10 Jahren Gulag verurteilt. Nach einer grausamen Odyssee durch mehrere Straflager starb sie schließlich 1942 nahe der kasachischen Grenze an Typhus. Im November 2013 wurde in München eine Straße nach dem größten Theaterstar der Weimarer Republik benannt.

(Kaulla, Guido von [1984]: „Und verbrenn´ in seinem Herzen“. Die Schauspielerin Carola Neher und Klabund. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl