Elly Maldaque in Selbstzeugnissen
Als 1927 ihre Mutter verstarb, begann Elly Maldaque 34-jährig ein Tagebuch zu führen. Ihre Einträge zeigen die Entwicklung von einem mitfühlenden Menschen hin zu einer politisch denkenden Bürgerin.
Ich habe in den Sommermonaten eine vollständige innere Umstellung erfahren. Irene mit ihren umstürzlerischen Ideen hat mir Ungeheures gegeben u. ich habe alte Formen zerbrochen. Meinen Glauben, meinen persönlichen Gott, [...] habe ich von mir gegeben. U. ich habe es bewusst, und mit aller Überzeugung getan, weil ich alle Schäden gesehen und erkannt habe, die der [...] Glaube mir unwiederbringlich geschlagen und es an Tausenden immer noch tut. [...] Und all die falschen Moral- u. Gesellschaftsbegriffe, alles Alte habe ich in mir gestürzt.
(Elly Maldaque: Tagebuch 13. September 1927 In: Jürgen Schröder: Horváths Lehrerin von Regensburg. Der Fall Elly Maldaque. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1982, S. 81)
Ihr Tagebuch verdeutlicht auf eindrucksvolle Weise, was Elly Maldaque unter Kommunismus verstand: „Gut werden – das ist und bleibt das Einzige und Letzte – aber das Gute zur Erkenntnis bringen und tun – das ist es. U. wären sich alle in dem Willen einig, es gäbe doch stets ein Fluten und Stürmen gegeneinander, weil Täuschung und Irrung nie aufhören werden. Der Weisheit letzter Schluss ist die milde u. die unversiegbare Liebe.“ (Elly Maldaque: Tagebuch 13. September 1927. In: Jürgen Schröder: Horváths Lehrerin von Regensburg. Der Fall Elly Maldaque. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1982, S. 81)
Nachdem die Polizei das Tagebuch bei einer Hausdurchsuchung beschlagnahmt hatte, wurde versucht, aus dem Niedergeschriebenen Beweis zu gewinnen, dass Elly Maldaque eine rücksichtslose Kommunistin sei. Zu diesem Zweck wurden Auszüge veröffentlicht die stark verkürzt und aus dem Zusammenhang gerissen das Bild einer gefährlichen Frau ergaben, die ihre Schüler manipulierte. Dass sie dies niemals getan hatte, bestätigten sogar konservative Eltern, die sich schriftlich für sie einsetzten: „Gebt den Menschen ihre Rechte u. sie werden alle gut sein. Nun fällt mir alles leicht u. alles versteht sich von selbst und alle Kräfte stellen sich ein, seit ich den Urquell des Lebens erkannt habe und den Weg des Menschenrechts gehe.“ (Elly Maldaque: Tagebuch vom 9. Oktober 1928. In: Jürgen Schröder: Horváths Lehrerin von Regensburg. Der Fall Elly Maldaque. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1982, S. 83)
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Als 1927 ihre Mutter verstarb, begann Elly Maldaque 34-jährig ein Tagebuch zu führen. Ihre Einträge zeigen die Entwicklung von einem mitfühlenden Menschen hin zu einer politisch denkenden Bürgerin.
Ich habe in den Sommermonaten eine vollständige innere Umstellung erfahren. Irene mit ihren umstürzlerischen Ideen hat mir Ungeheures gegeben u. ich habe alte Formen zerbrochen. Meinen Glauben, meinen persönlichen Gott, [...] habe ich von mir gegeben. U. ich habe es bewusst, und mit aller Überzeugung getan, weil ich alle Schäden gesehen und erkannt habe, die der [...] Glaube mir unwiederbringlich geschlagen und es an Tausenden immer noch tut. [...] Und all die falschen Moral- u. Gesellschaftsbegriffe, alles Alte habe ich in mir gestürzt.
(Elly Maldaque: Tagebuch 13. September 1927 In: Jürgen Schröder: Horváths Lehrerin von Regensburg. Der Fall Elly Maldaque. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1982, S. 81)
Ihr Tagebuch verdeutlicht auf eindrucksvolle Weise, was Elly Maldaque unter Kommunismus verstand: „Gut werden – das ist und bleibt das Einzige und Letzte – aber das Gute zur Erkenntnis bringen und tun – das ist es. U. wären sich alle in dem Willen einig, es gäbe doch stets ein Fluten und Stürmen gegeneinander, weil Täuschung und Irrung nie aufhören werden. Der Weisheit letzter Schluss ist die milde u. die unversiegbare Liebe.“ (Elly Maldaque: Tagebuch 13. September 1927. In: Jürgen Schröder: Horváths Lehrerin von Regensburg. Der Fall Elly Maldaque. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1982, S. 81)
Nachdem die Polizei das Tagebuch bei einer Hausdurchsuchung beschlagnahmt hatte, wurde versucht, aus dem Niedergeschriebenen Beweis zu gewinnen, dass Elly Maldaque eine rücksichtslose Kommunistin sei. Zu diesem Zweck wurden Auszüge veröffentlicht die stark verkürzt und aus dem Zusammenhang gerissen das Bild einer gefährlichen Frau ergaben, die ihre Schüler manipulierte. Dass sie dies niemals getan hatte, bestätigten sogar konservative Eltern, die sich schriftlich für sie einsetzten: „Gebt den Menschen ihre Rechte u. sie werden alle gut sein. Nun fällt mir alles leicht u. alles versteht sich von selbst und alle Kräfte stellen sich ein, seit ich den Urquell des Lebens erkannt habe und den Weg des Menschenrechts gehe.“ (Elly Maldaque: Tagebuch vom 9. Oktober 1928. In: Jürgen Schröder: Horváths Lehrerin von Regensburg. Der Fall Elly Maldaque. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1982, S. 83)