Die Geier-Wally auf der Bühne
Der Erfolg ihres Romans veranlasste Wilhelmine von Hillern aus dem Stoff ein Bühnenstück zu machen. Das Drama Die Geier-Wally: Schauspiel in 5 Akten wurde im November 1880 in Mannheim uraufgeführt. Theodor Fontane, der das Stück in Berlin sah, lobte es in einer Rezension als äußerst gelungen. Selbst als Schauspielerin erfahren, hatte von Hillern zugunsten des Spannungsbogens den Inhalt weitgehend auf den zweiten Teil ihres Romans begrenzt. Der Erfolg sollte ihr Recht geben. Das Stück eroberte in den Folgejahren die deutschen Bühnen und wurde unter dem Titel Eagle Wally sogar in London aufgeführt. 1949 wurde von Hillerns Stück von Paul Hartmann neu bearbeitet und um einen Akt gekürzt. In den 1960er-Jahren schrieb Hans Gnant die Fassung, die bis heute auf deutschen Bühnen zu sehen ist. Er entschärfte den Dialekt und orientierte sich an der ungebrochen populären Verfilmung von 1940.
Nachdem das Stück viele Jahre nur mehr auf Volksbühnen gespielt wurde, kehrte es in den letzten Jahren auf die städtischen Theaterbühnen zurück. Autoren wie der Regensburger Theatermacher und Autor Joseph Berlinger oder der österreichische Dramatiker Felix Mitterer nahmen sich des Stoffes an und sorgten für ein Revival der Geier-Wally. Mitterer schrieb seine Geier-Wally als Auftragswerk der Lechtaler Bühnen, die sich eine Rückkehr der Geier-Wally aus dem Ötztal ins Lechtal wünschten:
Was mich als Autor aber interessierte, war die Untersuchung einer Figur, die so eine unglaubliche Popularität erlangt hatte, dass sie von der Heldin eines Trivialromans zu einem unsterblichen Mythos aufgestiegen war. [...]
Ich warf allen trivialen Ballast ab und schälte den archaischen, existenziellen Kern heraus. Zuerst der Kampf gegen den übermächtigen Vater, der die Unbeugsame in die Bergeinsamkeit verbannt (was als Strafe aber nicht funktioniert, da Wally sich dort findet, eins wird mit der Natur), dann das stolze Beharren auf Eigenständigkeit gegenüber dem Geliebten und der gesamten männlich dominierten Umwelt, zuletzt schließlich – als Wallys verletzter Stolz zur Katastrophe und zum Tode des Geliebten führt – der neuerliche und freiwillige Rückzug in die Bergeinsamkeit.
(Felix Mitterer: Die Geierwally. In: Felix Mitterer: Stücke Bd. 3. Haymon Verlag, Innsbruck 2001, S. 119)
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Der Erfolg ihres Romans veranlasste Wilhelmine von Hillern aus dem Stoff ein Bühnenstück zu machen. Das Drama Die Geier-Wally: Schauspiel in 5 Akten wurde im November 1880 in Mannheim uraufgeführt. Theodor Fontane, der das Stück in Berlin sah, lobte es in einer Rezension als äußerst gelungen. Selbst als Schauspielerin erfahren, hatte von Hillern zugunsten des Spannungsbogens den Inhalt weitgehend auf den zweiten Teil ihres Romans begrenzt. Der Erfolg sollte ihr Recht geben. Das Stück eroberte in den Folgejahren die deutschen Bühnen und wurde unter dem Titel Eagle Wally sogar in London aufgeführt. 1949 wurde von Hillerns Stück von Paul Hartmann neu bearbeitet und um einen Akt gekürzt. In den 1960er-Jahren schrieb Hans Gnant die Fassung, die bis heute auf deutschen Bühnen zu sehen ist. Er entschärfte den Dialekt und orientierte sich an der ungebrochen populären Verfilmung von 1940.
Nachdem das Stück viele Jahre nur mehr auf Volksbühnen gespielt wurde, kehrte es in den letzten Jahren auf die städtischen Theaterbühnen zurück. Autoren wie der Regensburger Theatermacher und Autor Joseph Berlinger oder der österreichische Dramatiker Felix Mitterer nahmen sich des Stoffes an und sorgten für ein Revival der Geier-Wally. Mitterer schrieb seine Geier-Wally als Auftragswerk der Lechtaler Bühnen, die sich eine Rückkehr der Geier-Wally aus dem Ötztal ins Lechtal wünschten:
Was mich als Autor aber interessierte, war die Untersuchung einer Figur, die so eine unglaubliche Popularität erlangt hatte, dass sie von der Heldin eines Trivialromans zu einem unsterblichen Mythos aufgestiegen war. [...]
Ich warf allen trivialen Ballast ab und schälte den archaischen, existenziellen Kern heraus. Zuerst der Kampf gegen den übermächtigen Vater, der die Unbeugsame in die Bergeinsamkeit verbannt (was als Strafe aber nicht funktioniert, da Wally sich dort findet, eins wird mit der Natur), dann das stolze Beharren auf Eigenständigkeit gegenüber dem Geliebten und der gesamten männlich dominierten Umwelt, zuletzt schließlich – als Wallys verletzter Stolz zur Katastrophe und zum Tode des Geliebten führt – der neuerliche und freiwillige Rückzug in die Bergeinsamkeit.
(Felix Mitterer: Die Geierwally. In: Felix Mitterer: Stücke Bd. 3. Haymon Verlag, Innsbruck 2001, S. 119)