Die wahre Geier-Wally: Anna Stainer-Knittel
Die Tiroler Porträt- und Blumenmalerin Anna Stainer-Knittel, geboren am 28. Juli 1841 in Elbigenalp im Lechtal, gestorben am 28. Februar 1915 in Wattens ist die wahre Geier-Wally und noch emanzipierter gewesen als ihre literarische Entsprechung. Die Tochter eines Tiroler Büchsenmachers galt als sehr selbstbewusst, was neben ihrem Abenteuer im Adlerhorst vor allem ihr Leben als eigenständige Künstlerin und Frau zeigt. Sie hatte bei den Eltern ein Kunststudium an einer Privatschule in München durchgesetzt, da Frauen der Zugang zur Kunstakademie verwehrt war. Nach ihrer Rückkehr hielt es sie nicht lange im Lechtal. Nachdem das Landesmuseum in Innsbruck eines ihrer Selbstporträts erwarb, übersiedelte sie nach Innsbruck. Hier machte sie sich bald einen Namen als Porträtmalerin. 1867 heiratete sie gegen den Willen der Eltern den Künstler Engelbert Stainer mit dem sie vier Kinder bekam. Dennoch arbeitete sie beständig und erfolgreich weiter und eröffnete 1873 auch noch eine Zeichen- und Malschule für Damen.
Ihr Abenteuer in der Felsenwand, das sie Jahre später wiederholte, regte die Phantasie ihrer Zeitgenossen, darunter auch der bayerische Reiseschriftsteller Ludwig Steub, so sehr an, dass dieser sich in mehreren Zeitschriften damit befasste:
Als die Tochter ungefähr siebzehn Jahre alt war traf es sich eines Tages, dass der Vater an hoher Felsenwand ein Adlernest entdeckte, aber es fand sich Niemand, der sich am Seile herunterlassen wollte, um es an der senkrechten Klippe auszunehmen. Im Gespräche mit dem Mädchen ließ der alte Jäger nun die Äußerung fallen, wenn er wüsste, dass sie vor der Gefahr nicht zittern würde – „Nein“, rief sie aufspringend, „Ich bin der Mann dazu!“ – und der Vater glaubte es, und das Wagnis gelang.
(Ludwig Steub: Das Annele im Adlerhorst. In: Ludwig Steub: Kleinere Schriften. Bd. 3. Cotta Verlag, Stuttgart 1874, S. 125)
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Die Tiroler Porträt- und Blumenmalerin Anna Stainer-Knittel, geboren am 28. Juli 1841 in Elbigenalp im Lechtal, gestorben am 28. Februar 1915 in Wattens ist die wahre Geier-Wally und noch emanzipierter gewesen als ihre literarische Entsprechung. Die Tochter eines Tiroler Büchsenmachers galt als sehr selbstbewusst, was neben ihrem Abenteuer im Adlerhorst vor allem ihr Leben als eigenständige Künstlerin und Frau zeigt. Sie hatte bei den Eltern ein Kunststudium an einer Privatschule in München durchgesetzt, da Frauen der Zugang zur Kunstakademie verwehrt war. Nach ihrer Rückkehr hielt es sie nicht lange im Lechtal. Nachdem das Landesmuseum in Innsbruck eines ihrer Selbstporträts erwarb, übersiedelte sie nach Innsbruck. Hier machte sie sich bald einen Namen als Porträtmalerin. 1867 heiratete sie gegen den Willen der Eltern den Künstler Engelbert Stainer mit dem sie vier Kinder bekam. Dennoch arbeitete sie beständig und erfolgreich weiter und eröffnete 1873 auch noch eine Zeichen- und Malschule für Damen.
Ihr Abenteuer in der Felsenwand, das sie Jahre später wiederholte, regte die Phantasie ihrer Zeitgenossen, darunter auch der bayerische Reiseschriftsteller Ludwig Steub, so sehr an, dass dieser sich in mehreren Zeitschriften damit befasste:
Als die Tochter ungefähr siebzehn Jahre alt war traf es sich eines Tages, dass der Vater an hoher Felsenwand ein Adlernest entdeckte, aber es fand sich Niemand, der sich am Seile herunterlassen wollte, um es an der senkrechten Klippe auszunehmen. Im Gespräche mit dem Mädchen ließ der alte Jäger nun die Äußerung fallen, wenn er wüsste, dass sie vor der Gefahr nicht zittern würde – „Nein“, rief sie aufspringend, „Ich bin der Mann dazu!“ – und der Vater glaubte es, und das Wagnis gelang.
(Ludwig Steub: Das Annele im Adlerhorst. In: Ludwig Steub: Kleinere Schriften. Bd. 3. Cotta Verlag, Stuttgart 1874, S. 125)