Romanbiographien: Internationale Stimmen

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Lola Montez, Abreise nach Amerika, Karikatur.

Nicht nur deutsche AutorInnen interessierten sich für die spanische Tänzerin, auch international blieb sie bis heute begehrtes Thema. Die irische Schriftstellerin Marion Urch lässt Lola Montez selbst ihre Geschichte erzählen – von Anfang an:

Ich möchte Ihnen von einem kleinen Mädchen erzählen, das ich einmal kannte. [...] Ich möchte mit Ihnen einunddreißig, zweiunddreißig Jahre zurückgehen. Erlauben Sie mir, die Zeit wie eine verschrumpelte Schale von einer noch saftigen Frucht abzuschälen. Ich möchte sie weiter zurückführen als zu jenem letzten großartigen Auftritt in Manhattan, weiter als nach Berlin, Paris und London, bis ganz an den Anfang – nach Irland im Jahr 1820.

(Marion Urch: Die Tänzerin. Ein Lola Montez-Roman. Aus dem Englischen von Christine Pavesicz. Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2011, S. 11)

Die französische Autorin Catherine Hermary-Vieille bettet die Geschichte Lolas in einen lebenslangen Konflikt mit der Mutter ein, die Lola ihre Schönheit und ihren Erfolg neidet.

Margaret ging ein Stückchen vor und drückte ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn. Lola war noch schöner, als die Miniatur vermuten ließ, ein wenig einschüchternd waren auch ihre Körpergröße und die intensiv leuchtenden Augen. Die Worte, die Margaret sich zurechtgelegt hatte, konnten nur lächerlich wirken. Es war zwecklos, diesem jungen, resoluten Geschöpf etwas vormachen zu wollen.

„Nun, du hast dich wahrlich verändert, mein Liebling! Wie glücklich ich bin, dich wiederzusehen. Hast du schon gepackt?“

Lola wich ein wenig zurück. Ein liebevoller Kuss, ein zärtlicher Blick hätten an ihr Herz gerührt, aber sie fand ihre Mutter unverändert, so kalt, fast feindselig, wie sie sie die ganze Zeit in Erinnerung gehabt hatte.

(Catherine Hermary-Vieille: Der König und die Tänzerin. Die Leidenschaft der Lola Montez. Aus dem Französischen von Maria Buchwald. Gustav Lübbe Verlag 1994, S. 99)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl