Lola Montez in Selbstzeugnissen

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Lola Montez, Porträt von Joseph Karl Stieler, 1831.

Lola Montez ließ es sich nach ihrer Flucht aus Bayern nicht nehmen, ihre eigene Sichtweise der Dinge darzustellen. Dies tat sie in einer umfangreichen Autobiografie, die in zwei Bänden erschien. Ihr war wohl bewusst gewesen, wie sehr sie die engen Grenzen, welche ihr die Gesellschaft als Frau gesetzt hatte, überschritten hatte. Dass sie, ohne sich um ihren Ruf zu kümmern, frei und selbstbestimmt lebte und sich dieselben Rechte herausnahm wie ein Mann, hatte sie immer wieder in Schwierigkeiten gebracht. Doch sie bereute ihre Entscheidung für dieses Leben niemals.

Ich habe dem starken Geschlecht überall den Fehdehandschuh hingeworfen und ihm gezeigt, wie wenig Recht es hat, sich in moralischer Hinsicht über uns Frauen zu erheben. Ich habe den Frauen gezeigt, dass – wenn sie verständen, die Schwäche der Männer zu nützen, sie überall aufhören würden, das schwache Geschlecht zu sein. Es wäre kein Unrecht, sich jedes Vortheils gegen die Eitelkeit und Anmaßung der Männer zu bedienen. [...] Der Ruf einer Frau ist oft weiter nichts, als der Widerhall der Bosheiten der Männer, welche die Frauen gern schwach und schlecht sehen und hinterher eine moralische Entrüstung heucheln. Ihr habt gar kein Recht, über die Tugend einer Frau den Stab zu brechen, – so lange ihr nicht strenger gegen euch selbst seid.

(Lola Montez: Abschied von den Lesern. In: Memoiren der Lola Montez (Gräfin von Landsfeld). Hg. von Kerstin Wilhelms. Verlag Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1986)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl