Die schöne Bernauerin
In der Bevölkerung führte der grausame Tod der Augsburger Baderstochter zu einer bis heute ungebrochenen Solidarisierung, die sich in zahlreichen Liedern wiederspiegelt. Hans Sachs schrieb 1546 Die ertrenkt Jungfrau, es folgte diebayerische Bearbeitung eines 1604 in Danzig entstandenen Meisterliedes. Am bekanntesten aber ist bis heute die Volksballade von der Bernauerin. Sie wurde zunächst mündlich überliefert, ehe sie 1782 zum ersten Mal als Niederschrift auftaucht. Das Lied, das es in unzähligen Varianten gibt, schildert die Ereignisse zu Gunsten Agnes Bernauers. In der Volksliedforschung gilt es als sogenanntes demokratisches Volkslied, da es sich inhaltlich auf Seiten der Schwachen gegen die Obrigkeit positioniert.
Lied von der schönen Bernauerin
Es reiten drei Reiter zu München hinaus.
Sie reiten wohl vor der Bernauerin Haus:
„Bernauerin, bist du drinnen, ja drinnen?“
Und als die Bernauerin trat heraus,
zwei Henkersknecht standen vor ihrem Haus:
„Bernauerin, was willst du werden, ja werden?“
„Willst du werden ein Henkersweib
oder willst du lassen dein jungfrischen Leib
wohl in dem Donauwasser, ja Wasser.“
„Und eh ich will lassen mein Herzog entwegn,
so will ich lassen mein jungfrisches Lebn
ertrinken im Donauwasser, ja Wasser.
Der Herzog ist mein, und ich bin sein;
der Herzog ist mein, und ich bin sein:
sind wir gar treu versprochen, ja versprochen.“
Sobald sie in das Wasser kam,
den heiligen Nicolai rufet sie an:
„O laß mich nicht ertrinken, ja ertrinken.“
Sobald sie auf das Land nauskam,
der leidige Henker stand schon wieder da,
stoßt sie hinab ins Wasser, ja Wasser.
„Ach leidiger Henker, was hab ich dir getan,
daß du bist meinem Leben so gram
und stoßt mich in das Wasser, ja Wasser.“
„Du hast mir meiner Lebtag nichts Leids getan,
als daß du den Herzog Albrecht willst han
und bist nur ein Baders Tochter, ja Tochter.“
Es stund kaum an den dritten Tag,
dem Herzog, dem kam eine traurige Klag:
Bernauerin ist ertrunken, ja ertrunken.
„Auf rufet mir alle Fischer daher,
sie sollen fischen bis ins Schwarze Meer,
daß sie mein feins Lieb suchen, ja suchen.“
Es kamen auch gleich alle Fischer daher
und haben gefischt bis ins Schwarze Meer,
die Bernauerin habn sie gfunden, ja gfunden.
Sie legen's dem Herzog wohl in den Schoß,
der Herzog viel tausend Tränen vergoß,
er tät gar herzlich weinen, ja weinen.
„So rufet mir her fünftausend Mann!
einen neuen Krieg will ich fangen an
mit meinem Herrn Vater eben, ja eben."
Es stund kaum an den dritten Tag,
dem Herzog, dem kam eine traurige Klag:
sein Herr Vater ist gestorben, ja gestorben.
„Die mir helfen mein Vater begrabn,
rote Manteln müssen sie habn,
rot müssen sie sich tragen, ja tragen.
Und die mir helfen mein feins Lieb begrabn,
schwarze Manteln müssen sie habn,
schwarz müssen sie sich tragen, ja tragen.
So wollen wir stiften ein ewige Meß,
daß man der Bernauerin nicht vergeß,
man wolle für sie beten, ja beten.“
(Bezirk Oberbayern: Balladen, Moritaten und gesungene Geschichten III. München 1992, S. 11)
Weitere Kapitel:
In der Bevölkerung führte der grausame Tod der Augsburger Baderstochter zu einer bis heute ungebrochenen Solidarisierung, die sich in zahlreichen Liedern wiederspiegelt. Hans Sachs schrieb 1546 Die ertrenkt Jungfrau, es folgte diebayerische Bearbeitung eines 1604 in Danzig entstandenen Meisterliedes. Am bekanntesten aber ist bis heute die Volksballade von der Bernauerin. Sie wurde zunächst mündlich überliefert, ehe sie 1782 zum ersten Mal als Niederschrift auftaucht. Das Lied, das es in unzähligen Varianten gibt, schildert die Ereignisse zu Gunsten Agnes Bernauers. In der Volksliedforschung gilt es als sogenanntes demokratisches Volkslied, da es sich inhaltlich auf Seiten der Schwachen gegen die Obrigkeit positioniert.
Lied von der schönen Bernauerin
Es reiten drei Reiter zu München hinaus.
Sie reiten wohl vor der Bernauerin Haus:
„Bernauerin, bist du drinnen, ja drinnen?“
Und als die Bernauerin trat heraus,
zwei Henkersknecht standen vor ihrem Haus:
„Bernauerin, was willst du werden, ja werden?“
„Willst du werden ein Henkersweib
oder willst du lassen dein jungfrischen Leib
wohl in dem Donauwasser, ja Wasser.“
„Und eh ich will lassen mein Herzog entwegn,
so will ich lassen mein jungfrisches Lebn
ertrinken im Donauwasser, ja Wasser.
Der Herzog ist mein, und ich bin sein;
der Herzog ist mein, und ich bin sein:
sind wir gar treu versprochen, ja versprochen.“
Sobald sie in das Wasser kam,
den heiligen Nicolai rufet sie an:
„O laß mich nicht ertrinken, ja ertrinken.“
Sobald sie auf das Land nauskam,
der leidige Henker stand schon wieder da,
stoßt sie hinab ins Wasser, ja Wasser.
„Ach leidiger Henker, was hab ich dir getan,
daß du bist meinem Leben so gram
und stoßt mich in das Wasser, ja Wasser.“
„Du hast mir meiner Lebtag nichts Leids getan,
als daß du den Herzog Albrecht willst han
und bist nur ein Baders Tochter, ja Tochter.“
Es stund kaum an den dritten Tag,
dem Herzog, dem kam eine traurige Klag:
Bernauerin ist ertrunken, ja ertrunken.
„Auf rufet mir alle Fischer daher,
sie sollen fischen bis ins Schwarze Meer,
daß sie mein feins Lieb suchen, ja suchen.“
Es kamen auch gleich alle Fischer daher
und haben gefischt bis ins Schwarze Meer,
die Bernauerin habn sie gfunden, ja gfunden.
Sie legen's dem Herzog wohl in den Schoß,
der Herzog viel tausend Tränen vergoß,
er tät gar herzlich weinen, ja weinen.
„So rufet mir her fünftausend Mann!
einen neuen Krieg will ich fangen an
mit meinem Herrn Vater eben, ja eben."
Es stund kaum an den dritten Tag,
dem Herzog, dem kam eine traurige Klag:
sein Herr Vater ist gestorben, ja gestorben.
„Die mir helfen mein Vater begrabn,
rote Manteln müssen sie habn,
rot müssen sie sich tragen, ja tragen.
Und die mir helfen mein feins Lieb begrabn,
schwarze Manteln müssen sie habn,
schwarz müssen sie sich tragen, ja tragen.
So wollen wir stiften ein ewige Meß,
daß man der Bernauerin nicht vergeß,
man wolle für sie beten, ja beten.“
(Bezirk Oberbayern: Balladen, Moritaten und gesungene Geschichten III. München 1992, S. 11)