Es ist unsere Pflicht uns einzumischen: Politische Schriftsteller nach dem Zweiten Weltkrieg
Im März 1958 gründete sich in München das Komitee gegen Atomrüstung. Neben Politikern wie dem bayerischen SPD-Vorsitzenden Waldemar von Knoeringen und der FDP-Landtagsabgeordneten Hildegard (Hamm-)Brücher waren es vor allem Schriftsteller, die vor den Gefahren der Atomkraft warnten. Vorsitzender des Komitees war Hans Werner Richter, seine Stellvertreter hießen Carl Amery und Karl-Heinz Stauder. Im Beirat saßen unter anderem Ingeborg Bachmann, Günter Eich, Gertrud von le Fort, Helmut Gollwitzer, Walter Jens, Erich Kästner, Inge Aicher-Scholl und Wolfgang Koeppen. Am 1. April erschien in der Zeitschrift Kultur ein Aufruf gegen die Atombewaffnung der Bundeswehr. Initiiert hatte ihn Hans Werner Richter, unterzeichnet war er von Ilse Aichinger, Alfred Andersch, Günter Eich, Ernst Rühmkorf, Martin Walser, Erich Kästner und zahlreichen anderen Schriftstellern. Viele der genannten sprachen sich in den nächsten Jahren auf Versammlungen und Demonstrationen als Redner gegen die atomare Aufrüstung aus. Auf Flugblättern warnte die geistige Elite Deutschlands eindringlich vor der Atomkraft:
Albert Schweitzer, Bertrand Russell, Albert Einstein, der Weltkirchenrat, die achtzehn Göttinger Professoren, neuntausend Gelehrte aus vierzig Ländern haben in letzter Zeit den Völkern und den Regierungen immer wieder erklärt, dass jede Atomrüstung, jeder neue Atombombenversuch die Menschheit zum Untergang führen. Trotzdem hat die Mehrheit unseres Parlaments beschlossen, deutsche Soldaten mit Atomwaffen auszurüsten. [...] Wir glauben nicht, dass über das Fortbestehen der Menschheit Minister und Generale allein entscheiden dürfen, gegen den Rat und die verzweifelten Warnungen der Naturwissenschaftler, der Theologen und der Philosophen. Wir glauben nicht, dass die Politik der Moral befehlen kann dazu schweigen. [...] Deshalb rufen wir unsere Mitbürger auf, zusammen mit uns gegen die Atomrüstung unseres Landes zu protestieren. [...]
(Komitee gegen Atomrüstung. Hans Werner Richter. Bavaria Druck GmbH, München, 13. Juni 1958. In: Sammlung Flugblätter und Flugschriften. Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung. Signatur. 6/FLBL000807)
Der Staat reagierte mit aller Härte und führte bei prominenten Mitgliedern des Komitees Hausdurchsuchungen durch. Schriftstücke und Mitgliederlisten wurden konfisziert. Die vom Komitee angestrebte Volksbefragung zur Atomrüstung wurde kurz darauf vom Bundesverfassungsgericht als verfassungswidrig abgelehnt.
Weitere Kapitel:
Im März 1958 gründete sich in München das Komitee gegen Atomrüstung. Neben Politikern wie dem bayerischen SPD-Vorsitzenden Waldemar von Knoeringen und der FDP-Landtagsabgeordneten Hildegard (Hamm-)Brücher waren es vor allem Schriftsteller, die vor den Gefahren der Atomkraft warnten. Vorsitzender des Komitees war Hans Werner Richter, seine Stellvertreter hießen Carl Amery und Karl-Heinz Stauder. Im Beirat saßen unter anderem Ingeborg Bachmann, Günter Eich, Gertrud von le Fort, Helmut Gollwitzer, Walter Jens, Erich Kästner, Inge Aicher-Scholl und Wolfgang Koeppen. Am 1. April erschien in der Zeitschrift Kultur ein Aufruf gegen die Atombewaffnung der Bundeswehr. Initiiert hatte ihn Hans Werner Richter, unterzeichnet war er von Ilse Aichinger, Alfred Andersch, Günter Eich, Ernst Rühmkorf, Martin Walser, Erich Kästner und zahlreichen anderen Schriftstellern. Viele der genannten sprachen sich in den nächsten Jahren auf Versammlungen und Demonstrationen als Redner gegen die atomare Aufrüstung aus. Auf Flugblättern warnte die geistige Elite Deutschlands eindringlich vor der Atomkraft:
Albert Schweitzer, Bertrand Russell, Albert Einstein, der Weltkirchenrat, die achtzehn Göttinger Professoren, neuntausend Gelehrte aus vierzig Ländern haben in letzter Zeit den Völkern und den Regierungen immer wieder erklärt, dass jede Atomrüstung, jeder neue Atombombenversuch die Menschheit zum Untergang führen. Trotzdem hat die Mehrheit unseres Parlaments beschlossen, deutsche Soldaten mit Atomwaffen auszurüsten. [...] Wir glauben nicht, dass über das Fortbestehen der Menschheit Minister und Generale allein entscheiden dürfen, gegen den Rat und die verzweifelten Warnungen der Naturwissenschaftler, der Theologen und der Philosophen. Wir glauben nicht, dass die Politik der Moral befehlen kann dazu schweigen. [...] Deshalb rufen wir unsere Mitbürger auf, zusammen mit uns gegen die Atomrüstung unseres Landes zu protestieren. [...]
(Komitee gegen Atomrüstung. Hans Werner Richter. Bavaria Druck GmbH, München, 13. Juni 1958. In: Sammlung Flugblätter und Flugschriften. Archiv der Friedrich-Ebert-Stiftung. Signatur. 6/FLBL000807)
Der Staat reagierte mit aller Härte und führte bei prominenten Mitgliedern des Komitees Hausdurchsuchungen durch. Schriftstücke und Mitgliederlisten wurden konfisziert. Die vom Komitee angestrebte Volksbefragung zur Atomrüstung wurde kurz darauf vom Bundesverfassungsgericht als verfassungswidrig abgelehnt.