Subversive Aktion München

https://www.literaturportal-bayern.de/images/lpbthemes/2014/klein/rebell_port-009501_240.jpg
LMU München (Bayerische Staatsbibliothek/Porträtsammlung)

Die Subversive Aktion entwickelte sich aus der Gruppe SPUR, der Münchener Sektion der Situationistischen Internationalen von Guy Debord. Ende 1961 war es zum Zerwürfnis zwischen der Situationistischen Internationalen und der Gruppe SPUR gekommen, weil diese ihr Programm allein mit den Avantgarde-Künstlern Europas verwirklichen wollte und eine Zusammenarbeit mit der Arbeiterklasse ablehnte. Im Februar 1962 wurde SPUR aus der Situationistischen Internationalen ausgeschlossen. Einige Mitglieder der Gruppe begannen daraufhin, ein eigenes Manifest für die revolutionäre Avantgarde zu verfassen. Im Herbst 1963 entstand in München, Nürnberg und Berlin die Subversive Aktion. Ein Name der zugleich Programm war, da die Gruppe davon ausging, dass der Mensch in dieser Gesellschaft nur durch die Subversive Aktion Befreiung findet. Die Gruppe sah sich als Vorreiterin einer revolutionären Avantgarde und versuchte durch Provokation die Repressivität der Gesellschaft bloßzustellen. Ihre Mitglieder wollten weg von der reinen Analyse der Verhältnisse und pochten darauf, dass Kritik in Aktion umschlagen musste.

Das theoretische Organ der Gruppe nannte sich Der Anschlag und wurde von Frank Böckelmann, dem Chefredakteur der Münchener literarischen Studentenzeitschrift Texturen herausgegeben. Dieser sah den Schriftsteller in besonderer Verantwortung.

Widerstand oder Schweigen. An der Unerbittlichkeit dieser Alternative muss jeder Verfasser von Texten, jeder Künstler sich entscheiden, ob ihm seine Bewusstseinsstufe und Sensibilität nur Mittel zum Zweck eines schalen Prestiges oder mehr ist, ob er bereit ist, in die Resistance zu gehen gegen etwas, das gefährlicher, schleichender und unwiderstehlicher ist als Hunger, Furcht und offene Gewalt. Wenn auch er versagt, wer sollte dann noch jene schwerelose, abgründige Erinnerung und Erwartung vor dem endgültigen Vergessen und die Sprache vor ihrer Mutation in sublime Propaganda retten?

(Frank Böckelmann: Texturen. Literarische Studentenzeitschrift. München September 1964. In: Frank Böckelmann/Herbert Nagel (Hg.): Subersive Aktion. Deer Sinn der Organisation ist ihr Scheitern. Verlag Neue Kritik, Frankfurt am Main 2002, S. 66)

Die provokanten Entlarvungsaktionen der Subversiven Aktion führten immer wieder zu Anzeigen. Mehrmals kam es wegen Gotteslästerung und unzüchtigem Verhalten zu Gerichtsverfahren. Mehrmals wurden die Druckerzeugnisse der Gruppe vom Münchener Sittendezernat beschlagnahmt.

Die Aufmerksamkeit der Bevölkerung war den Subversiven mit ihren Texten und Aktionen zwar gewiss, doch ihre Basis wesentlich zu erweitern gelang ihnen nicht. Letztlich blieben sie eine Randgruppe am politisch linken Spektrum.

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl