Ernst Toller II
Ernst Toller hatte bereits nach den Wahlen von 1930 davor gewarnt, „dass die Nationalsozialistische Partei gekennzeichnet ist durch ihren Willen zur Macht und zur Machtbehauptung. Sie wird es sich wohl gefallen lassen, auf demokratische Weise zur Macht zu gelangen, aber keinesfalls auf Geheiß der Demokratie sie wieder abgeben.“ (Ernst Toller: Reichskanzler Hitler. Die Weltbühne 7. Oktober 1930. In: Ernst Toller: Kritische Schriften Reden und Reportagen. Gesammelte Werke Band 1. Carl Hanser Verlag, München/Wien 1995, S. 70f.)
In geradezu hellseherischer Weitsicht entwarf er das Szenario einer nationalistischen Herrschaft. Doch seine Aufrufe zur Bildung einer Volksfront gegen den Nationalsozialismus verhallten ungehört. Als am 10. Mai 1933 seine Bücher dem Feuer übergeben wurden, befand sich Ernst Toller längst im Exil. Auf der unmittelbar danach stattfindenden Tagung des PEN-Clubs in Ragusa forderte Toller seine Schriftstellerkollegen auf, mutig gegen die Barbarei des Nationalsozialismus Stellung zu beziehen:
Wir leben in einer Zeit des tobenden Nationalismus, des brutalen Rassenhasses. [...] Wahnsinn beherrscht die Zeit, Barbarei regiert die Menschen. Die Luft um uns wird dünner und dünner. [...] In allen Jahrhunderten [...] wurden die Männer des Geistes und der Wahrheit gemetzelt, verfolgt, getötet, weil sie sich nicht beugten und eher den Tod wählten als die Lüge, weil sie an ein Welt der Freiheit, der Gerechtigkeit, der Menschlichkeit glaubten.
(Ernst Toller: Rede auf dem Pen-Club-Kongress. in: Ernst Toller: Kritische Schriften Reden und Reportagen. Gesammelte Werke Band 1. Carl Hanser Verlag, München/Wien 1995, S. 172f.)
Immer wieder wandte er sich explizit an seine Kollegen:
Ich kenne nur zu gut die Verzweiflung des Dichters, der in solcher Zeit und in solcher Welt lebend, fragt: Was hat meine Arbeit für einen Sinn? Wozu Gedichte schreiben, wozu Romane, wozu Dramen? [...] Aber wer so spricht, ist kurzsichtig. Tatsachen triumphieren eine kurze Zeit, am Ende sind sie ohnmächtig vor der Gewalt der Idee. Jedes Unrecht, das irgendwo in der Welt geschieht, geht uns an. Vor den Geboten des Herzens und der Gerechtigkeit gibt es keine nationalen Grenzen. Auch Diktatoren haben Furcht, die Furcht vor dem Urteil der Welt.
(Ernst Toller: Rede im Englischen jungen Pen-Club. In: Ernst Toller: Kritische Schriften Reden und Reportagen. Gesammelte Werke Band 1. Carl Hanser Verlag, München/Wien 1995, S. 192f.)
Am 22. Mai 1939 erhängte sich Ernst Toller im Bad seines Hotelzimmers in New York. Zuletzt hatte er keine Kraft mehr, seine eigenen Worte zu leben: „Wir werden nicht müde werden im Exil. Damit gäben wir uns auf und verließen jenes Deutschland, an das wir glauben, das leidende, das im geheimen kämpfende Deutschland, das morgen siegen wird – trotz alledem!“ (Ernst Toller: Vom Werk des Dramatikers. Schriftstellerkongress in Moskau 1934. In: Ernst Toller: Kritische Schriften Reden und Reportagen. Gesammelte Werke Band 1. Carl Hanser Verlag, München/Wien 1995, S. 182)
Weitere Kapitel:
Ernst Toller hatte bereits nach den Wahlen von 1930 davor gewarnt, „dass die Nationalsozialistische Partei gekennzeichnet ist durch ihren Willen zur Macht und zur Machtbehauptung. Sie wird es sich wohl gefallen lassen, auf demokratische Weise zur Macht zu gelangen, aber keinesfalls auf Geheiß der Demokratie sie wieder abgeben.“ (Ernst Toller: Reichskanzler Hitler. Die Weltbühne 7. Oktober 1930. In: Ernst Toller: Kritische Schriften Reden und Reportagen. Gesammelte Werke Band 1. Carl Hanser Verlag, München/Wien 1995, S. 70f.)
In geradezu hellseherischer Weitsicht entwarf er das Szenario einer nationalistischen Herrschaft. Doch seine Aufrufe zur Bildung einer Volksfront gegen den Nationalsozialismus verhallten ungehört. Als am 10. Mai 1933 seine Bücher dem Feuer übergeben wurden, befand sich Ernst Toller längst im Exil. Auf der unmittelbar danach stattfindenden Tagung des PEN-Clubs in Ragusa forderte Toller seine Schriftstellerkollegen auf, mutig gegen die Barbarei des Nationalsozialismus Stellung zu beziehen:
Wir leben in einer Zeit des tobenden Nationalismus, des brutalen Rassenhasses. [...] Wahnsinn beherrscht die Zeit, Barbarei regiert die Menschen. Die Luft um uns wird dünner und dünner. [...] In allen Jahrhunderten [...] wurden die Männer des Geistes und der Wahrheit gemetzelt, verfolgt, getötet, weil sie sich nicht beugten und eher den Tod wählten als die Lüge, weil sie an ein Welt der Freiheit, der Gerechtigkeit, der Menschlichkeit glaubten.
(Ernst Toller: Rede auf dem Pen-Club-Kongress. in: Ernst Toller: Kritische Schriften Reden und Reportagen. Gesammelte Werke Band 1. Carl Hanser Verlag, München/Wien 1995, S. 172f.)
Immer wieder wandte er sich explizit an seine Kollegen:
Ich kenne nur zu gut die Verzweiflung des Dichters, der in solcher Zeit und in solcher Welt lebend, fragt: Was hat meine Arbeit für einen Sinn? Wozu Gedichte schreiben, wozu Romane, wozu Dramen? [...] Aber wer so spricht, ist kurzsichtig. Tatsachen triumphieren eine kurze Zeit, am Ende sind sie ohnmächtig vor der Gewalt der Idee. Jedes Unrecht, das irgendwo in der Welt geschieht, geht uns an. Vor den Geboten des Herzens und der Gerechtigkeit gibt es keine nationalen Grenzen. Auch Diktatoren haben Furcht, die Furcht vor dem Urteil der Welt.
(Ernst Toller: Rede im Englischen jungen Pen-Club. In: Ernst Toller: Kritische Schriften Reden und Reportagen. Gesammelte Werke Band 1. Carl Hanser Verlag, München/Wien 1995, S. 192f.)
Am 22. Mai 1939 erhängte sich Ernst Toller im Bad seines Hotelzimmers in New York. Zuletzt hatte er keine Kraft mehr, seine eigenen Worte zu leben: „Wir werden nicht müde werden im Exil. Damit gäben wir uns auf und verließen jenes Deutschland, an das wir glauben, das leidende, das im geheimen kämpfende Deutschland, das morgen siegen wird – trotz alledem!“ (Ernst Toller: Vom Werk des Dramatikers. Schriftstellerkongress in Moskau 1934. In: Ernst Toller: Kritische Schriften Reden und Reportagen. Gesammelte Werke Band 1. Carl Hanser Verlag, München/Wien 1995, S. 182)