Gustav Landauer
Neben Erich Mühsam ist der Humanist Gustav Landauer, Volksbeauftragter für Kultur und Erziehung, derjenige, dem die Baierische Räterepublik den Beinahmen „anarchistisch“ verdankt. Für Landauer war Revolution kein einmaliger gewaltsamer Akt, sondern ein permanenter Lernprozess, dessen Ergebnisse immer wieder aufs Neue hinterfragt werden mussten:
Sorge jede Generation tapfer und radikal für das, was ihrem Geist entspricht, es muss auch später noch Grund zu Revolutionen geben; und sie werden dann nötig, wenn neuer Geist sich gegen starr gewordene Residuen verflogenen Geistes wenden muss [...]. Das brauchen wir wieder: eine Neuregelung und Umwälzung durch den Geist, der nicht Dinge und Einrichtungen endgültig festsetzen, sondern der sich selbst als permanent erklären wird. Die Revolution muss ein Zubehör unserer Gesellschaftsordnung, muss die Grundregel unserer Verfassung sein.
(Gustav Landauer: Aufruf zum Sozialismus. F. J. Marcan-Verlag, Köln 1925, S. 135-137)
Landauers Kulturpolitik stellte den Proletarier in den Mittelpunkt. Das Volk sollte geschult werden, auch in Kunst und Literatur. Es wurden öffentliche Büchereien geplant sowie die Gründung von neuen Museen. Nationaltheater sollten entstehen, die bei freiem Eintritt besucht werden konnten Das Prinzregententheater wurde zum „ersten wahren Theater des Volkes in Baiern“ umfunktioniert. Ein Aktionsausschuss Revolutionärer Künstler sollte neue Kunst und Literatur für das Volk begründen. Seine bekannteste Maßnahme war die Schließung der Akademie der Künste, als Bruch mit dem Alten.
Den Untergang der Räterepublik erlebte Gustav Landauer als Untermieter von Else Eisner. Ein Denunziant verriet ihn an die einrückenden württembergischen Freikorps, die ihn umgehend verhafteten. Er wurde nach Stadelheim ins Gefängnis gebracht und dort am 2. Mai 1919 grausam ermordet. Gustav Landauer wurde auf dem Münchner Waldfriedhof beigesetzt. 1925 wurde ihm ein Grabmal errichtet. 1933 zerstörten die Nationalsozialisten dieses und schickten seine sterblichen Überreste an die Jüdische Gemeinde in München, nicht jedoch ohne die Rechnung für den Vorgang beizulegen. Gustav Landauer ruht heute neben Kurt Eisner in einem Gemeinschaftsgrab auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in München.
Sekundärliteratur:
Linse, Ulrich: Anarchismus. In: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44834, (25.02.2014).
Weitere Kapitel:
Neben Erich Mühsam ist der Humanist Gustav Landauer, Volksbeauftragter für Kultur und Erziehung, derjenige, dem die Baierische Räterepublik den Beinahmen „anarchistisch“ verdankt. Für Landauer war Revolution kein einmaliger gewaltsamer Akt, sondern ein permanenter Lernprozess, dessen Ergebnisse immer wieder aufs Neue hinterfragt werden mussten:
Sorge jede Generation tapfer und radikal für das, was ihrem Geist entspricht, es muss auch später noch Grund zu Revolutionen geben; und sie werden dann nötig, wenn neuer Geist sich gegen starr gewordene Residuen verflogenen Geistes wenden muss [...]. Das brauchen wir wieder: eine Neuregelung und Umwälzung durch den Geist, der nicht Dinge und Einrichtungen endgültig festsetzen, sondern der sich selbst als permanent erklären wird. Die Revolution muss ein Zubehör unserer Gesellschaftsordnung, muss die Grundregel unserer Verfassung sein.
(Gustav Landauer: Aufruf zum Sozialismus. F. J. Marcan-Verlag, Köln 1925, S. 135-137)
Landauers Kulturpolitik stellte den Proletarier in den Mittelpunkt. Das Volk sollte geschult werden, auch in Kunst und Literatur. Es wurden öffentliche Büchereien geplant sowie die Gründung von neuen Museen. Nationaltheater sollten entstehen, die bei freiem Eintritt besucht werden konnten Das Prinzregententheater wurde zum „ersten wahren Theater des Volkes in Baiern“ umfunktioniert. Ein Aktionsausschuss Revolutionärer Künstler sollte neue Kunst und Literatur für das Volk begründen. Seine bekannteste Maßnahme war die Schließung der Akademie der Künste, als Bruch mit dem Alten.
Den Untergang der Räterepublik erlebte Gustav Landauer als Untermieter von Else Eisner. Ein Denunziant verriet ihn an die einrückenden württembergischen Freikorps, die ihn umgehend verhafteten. Er wurde nach Stadelheim ins Gefängnis gebracht und dort am 2. Mai 1919 grausam ermordet. Gustav Landauer wurde auf dem Münchner Waldfriedhof beigesetzt. 1925 wurde ihm ein Grabmal errichtet. 1933 zerstörten die Nationalsozialisten dieses und schickten seine sterblichen Überreste an die Jüdische Gemeinde in München, nicht jedoch ohne die Rechnung für den Vorgang beizulegen. Gustav Landauer ruht heute neben Kurt Eisner in einem Gemeinschaftsgrab auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in München.
Linse, Ulrich: Anarchismus. In: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44834, (25.02.2014).