Erich Mühsam
Eine der schillerndsten Figuren der Räterepublik war der anarchistische Schriftsteller Erich Mühsam. Dieser hatte lange für die Errichtung einer Räterepublik gekämpft und beobachtete gespannt, wie die Stimmung in Bayern sich, auch nach Niederschlagung des Spartakusaufstandes in Berlin im Januar 1919, zunehmend radikalisierte. Am Sonntag, den 16. Februar 1919 hatte der revolutionäre Arbeiterrat auf der Theresienwiese eine Demonstration anberaumt, die Mühsam aufmerksam verfolgte:
Von den öffentlichen Gebäuden in ganz München wehten die roten Fahnen, ebenso von vielen Privathäusern, an denen der Zug vorbeikam. Es mögen etwa 15 000 Personen daran teilgenommen haben. [...] Mehrere Regimenter der Münchener Garnison stellten geschlossene Formationen. Die Schwerverwundeten wurden in Wagen mitgefahren. Viele Mitglieder des Rätekongresses beteiligten sich, diverse Betriebe waren durch Abordnungen vertreten. [...] Der Zug durchzog inzwischen unter gewaltigen Hochrufen auf Sowjetrussland und den Bolschewismus und Flüchen auf Noske, Auer, Scheidemann, Rosshaupter, die Presse und die Bourgeoisie die Hauptstraßen der Stadt.
(Erich Mühsam: Von Eisner bis Leviné. Die Entstehung der bayerischen Räterepublik. Fanal Verlag, Berlin 1929, S. 23)
Nach der Ermordung Kurt Eisners forderte Mühsam am 28. Februar 1919 auf dem Kongress der Soldaten-, Arbeiter- und Bauernräte die Ausrufung der Räterepublik. Sein Antrag wurde mit 70 zu 234 Gegenstimmen abgelehnt. Erst am 7. April 1919 ging Mühsams lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Bei der Verteilung der Ämter bewarb er sich um das Amt des Volksbeauftragten für Auswärtiges. „Die meisten Hörer schmunzelten bei Mühsams Rede. Er war ein sprudelnder, witziger Geist, ein guter Mensch, aber so ausgesprochen literarischer Bohemien, dass sich niemand ihn in einer würdigen Amtsposition vorstellen konnte.“
(Ernst Niekisch: Gewagtes Leben. Begegnungen und Begebnisse. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln/Berlin 1958, S. 67)
Sekundärliteratur:
Linse, Ulrich: Anarchismus. In: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44834, (25.02.2014).
Weitere Kapitel:
Eine der schillerndsten Figuren der Räterepublik war der anarchistische Schriftsteller Erich Mühsam. Dieser hatte lange für die Errichtung einer Räterepublik gekämpft und beobachtete gespannt, wie die Stimmung in Bayern sich, auch nach Niederschlagung des Spartakusaufstandes in Berlin im Januar 1919, zunehmend radikalisierte. Am Sonntag, den 16. Februar 1919 hatte der revolutionäre Arbeiterrat auf der Theresienwiese eine Demonstration anberaumt, die Mühsam aufmerksam verfolgte:
Von den öffentlichen Gebäuden in ganz München wehten die roten Fahnen, ebenso von vielen Privathäusern, an denen der Zug vorbeikam. Es mögen etwa 15 000 Personen daran teilgenommen haben. [...] Mehrere Regimenter der Münchener Garnison stellten geschlossene Formationen. Die Schwerverwundeten wurden in Wagen mitgefahren. Viele Mitglieder des Rätekongresses beteiligten sich, diverse Betriebe waren durch Abordnungen vertreten. [...] Der Zug durchzog inzwischen unter gewaltigen Hochrufen auf Sowjetrussland und den Bolschewismus und Flüchen auf Noske, Auer, Scheidemann, Rosshaupter, die Presse und die Bourgeoisie die Hauptstraßen der Stadt.
(Erich Mühsam: Von Eisner bis Leviné. Die Entstehung der bayerischen Räterepublik. Fanal Verlag, Berlin 1929, S. 23)
Nach der Ermordung Kurt Eisners forderte Mühsam am 28. Februar 1919 auf dem Kongress der Soldaten-, Arbeiter- und Bauernräte die Ausrufung der Räterepublik. Sein Antrag wurde mit 70 zu 234 Gegenstimmen abgelehnt. Erst am 7. April 1919 ging Mühsams lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Bei der Verteilung der Ämter bewarb er sich um das Amt des Volksbeauftragten für Auswärtiges. „Die meisten Hörer schmunzelten bei Mühsams Rede. Er war ein sprudelnder, witziger Geist, ein guter Mensch, aber so ausgesprochen literarischer Bohemien, dass sich niemand ihn in einer würdigen Amtsposition vorstellen konnte.“
(Ernst Niekisch: Gewagtes Leben. Begegnungen und Begebnisse. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln/Berlin 1958, S. 67)
Linse, Ulrich: Anarchismus. In: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44834, (25.02.2014).