Ein schwerer Schlag
Unmittelbar nach Ausrufung der Republik wandten sich Kurt Eisner und Ludwig Gandorfer an die Bauern mit der Aufforderung, durch Lebensmittellieferungen in die Städte die neue Regierung zu unterstützen.
Ludwig Gandorfer wurde auserkoren, in Eisners Auftrag nach Niederbayern zu fahren, um die Ablieferung und den Transport der Lebensmittel nach München zu organisieren. Am Sonntag, den 10. November 1918 bestiegen sieben Personen den vom Münchener Soldatenrat beschlagnahmten Fiat des Prinzen Joachim Albrecht von Preußen. Die Fahrt ging vom Landtag in Richtung Schleißheim, und das, obwohl das Ziel der Reise Niederbayern war. In einer Kurve bei Schleißheim kam es zu einem folgenschweren Unfall. Der Wagen kam von der Straße ab, prallte gegen einen Baum und stürzte die Böschung hinab. Die drei auf dem Rücksitz befindlichen Personen wurden aus dem Auto geschleudert. Ludwig Gandorfer verstarb noch an der Unfallstelle.
Für den jungen Freistaat Bayern war der Tod einer seiner wichtigsten Führungspersönlichkeiten ein schwerer Schlag. Vier Tage später erinnerte Kurt Eisner bei der Revolutionsfeier im Nationaltheater an seinen niederbayerischen Mitstreiter:
Durch die Zeiten wird einst wie eine Legendengestalt die Person des blinden Bauern aus Niederbayern schreiten, in dessen Kopfe dieses Werk seherisch vorbereitet wurde. [...] Des einen Mannes wollen wir gedenken, des Bauern, des blinden Bauern aus Niederbayern, Ludwig Gandorfer, mit dem ich Arm in Arm an jenem wilden Nachmittag und Abend durch die Straßen Münchens gestürmt bin, an jenem Tage, der die neue Freiheit schuf. Sein Herz war voll der Ahnungen einer neuen Zeit. Und es ist ein grauenvolles Schicksal, dass er den Sieg seines Gedankens nicht überleben durfte. Aber dieses Zusammenarbeiten eines einfachen Schriftstellers, eines geistigen Arbeiters aus der Stadt, mit einem begabten, tapferen, heldenmütigen Bauern vom Lande: das ist ein Anzeichen, ein Symbol der neuen Demokratie, die hier in Bayern, in Deutschland, auf der Welt werden soll.
(Kurt Eisner. Die neue Zeit. München 1919, S. 32f. Zit. nach: Michaela Karl: Die Münchener Räterepublik. Porträts einer Revolution. Patmos Verlag, Düsseldorf 2008, S. 69)
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Unmittelbar nach Ausrufung der Republik wandten sich Kurt Eisner und Ludwig Gandorfer an die Bauern mit der Aufforderung, durch Lebensmittellieferungen in die Städte die neue Regierung zu unterstützen.
Ludwig Gandorfer wurde auserkoren, in Eisners Auftrag nach Niederbayern zu fahren, um die Ablieferung und den Transport der Lebensmittel nach München zu organisieren. Am Sonntag, den 10. November 1918 bestiegen sieben Personen den vom Münchener Soldatenrat beschlagnahmten Fiat des Prinzen Joachim Albrecht von Preußen. Die Fahrt ging vom Landtag in Richtung Schleißheim, und das, obwohl das Ziel der Reise Niederbayern war. In einer Kurve bei Schleißheim kam es zu einem folgenschweren Unfall. Der Wagen kam von der Straße ab, prallte gegen einen Baum und stürzte die Böschung hinab. Die drei auf dem Rücksitz befindlichen Personen wurden aus dem Auto geschleudert. Ludwig Gandorfer verstarb noch an der Unfallstelle.
Für den jungen Freistaat Bayern war der Tod einer seiner wichtigsten Führungspersönlichkeiten ein schwerer Schlag. Vier Tage später erinnerte Kurt Eisner bei der Revolutionsfeier im Nationaltheater an seinen niederbayerischen Mitstreiter:
Durch die Zeiten wird einst wie eine Legendengestalt die Person des blinden Bauern aus Niederbayern schreiten, in dessen Kopfe dieses Werk seherisch vorbereitet wurde. [...] Des einen Mannes wollen wir gedenken, des Bauern, des blinden Bauern aus Niederbayern, Ludwig Gandorfer, mit dem ich Arm in Arm an jenem wilden Nachmittag und Abend durch die Straßen Münchens gestürmt bin, an jenem Tage, der die neue Freiheit schuf. Sein Herz war voll der Ahnungen einer neuen Zeit. Und es ist ein grauenvolles Schicksal, dass er den Sieg seines Gedankens nicht überleben durfte. Aber dieses Zusammenarbeiten eines einfachen Schriftstellers, eines geistigen Arbeiters aus der Stadt, mit einem begabten, tapferen, heldenmütigen Bauern vom Lande: das ist ein Anzeichen, ein Symbol der neuen Demokratie, die hier in Bayern, in Deutschland, auf der Welt werden soll.
(Kurt Eisner. Die neue Zeit. München 1919, S. 32f. Zit. nach: Michaela Karl: Die Münchener Räterepublik. Porträts einer Revolution. Patmos Verlag, Düsseldorf 2008, S. 69)