Bayern ist fortan ein Freistaat: Revolution in Bayern 1918

Dass sich die gesellschaftlichen Missstände 1918 in einer Revolution entluden hatte seine Ursache vornehmlich im Ersten Weltkrieg, der die gesellschaftlichen Grundlagen der Monarchie sukzessive untergrub und sozialen Sprengstoff freilegte. Insgesamt 910.000 bayerische Soldaten waren begeistert in den Ersten Weltkrieg gezogen. Über 400.000 wurden verwundet, 180.000 kehrten nicht mehr zurück, wurden „Kanonenfutter für Berlin“. Ab dem zweiten Kriegsjahr kam es zu ernsten Versorgungsengpässen im Land. Für das Agrarüberschussland Bayern wurde ein Abgabezwang von landwirtschaftlichen Gütern ans Reich eingeführt. Bald konnte die bayerische Regierung die Versorgung der eigenen Bevölkerung mit Nahrungsmitteln, Holz und Kohle nicht mehr sicherstellen. All dies schürte die ohnehin vorhandenen antipreußischen Ressentiments und führte zu immer größeren Zweifeln an der machtlosen bayerischen Obrigkeit. Nachdem sich im Spätsommer 1918 in der Bevölkerung die Erkenntnis durchsetzte, dass der Krieg verloren war, mehrten sich die Anzeichen für einen Aufstand. Dennoch kam es für viele überraschend, als sich am 7. November 1918 völlig ohne Gewalt in Bayern der Systemwechsel vollzog. Der Journalist und USPD-Politiker Kurt Eisner wurde zum ersten Ministerpräsidenten der Republik Bayern gewählt. Entgegen dem Rat seiner Anhänger beteiligte Eisner auch die SPD an der Regierung. Diese hatte sich aufgrund der vom König angekündigten Reformen bereits an der Macht gewähnt und war über die Revolution nicht erfreut. Die Rätefrage wurde zum Hauptstreitpunkt innerhalb der Regierung. Die SPD setzte auf Parlamentarismus, die Revolutionäre auf die Rätedemokratie. Eisner versuchte beides zu verbinden.

Sein Hauptaugenmerk aber lag auf einem raschen Friedensschluss mit den Ententemächten. Als einer der wenigen deutschen Politiker war er bereit, die Schuld Deutschlands am Ersten Weltkrieg anzuerkennen. Dies löste innerhalb der national-konservativen Kreise Empörung aus. Auch von links zeigt man sich bald unzufrieden mit seiner Politik. Anarchisten und Kommunisten ging die Revolution nicht weit genug. Von Seiten der SPD geriet Eisner unter Druck, als er sich weigerte, einen Termin für die Landtagswahlen festzulegen. Er befürchtete, dass die Demokratisierung noch nicht weit genug gediehen sei. Um die Regierungskoalition nicht zu sprengen setzte Eisner letztlich gegen seine Überzeugung die Wahl auf den 12. Januar 1919 fest.

Nicht zuletzt durch den Einfluss der Kirche wurde die erste Wahl im Freistaat Bayern für Eisner und die USPD zur Katastrophe. Sie erhielten nur 2,5 Prozent der Stimmen; Sieger waren die Bayerische Volkspartei und SPD. Als Kurt Eisner am 21. Februar 1919 von seinem Amt zurücktreten will, wird er auf dem Weg zum Landtag ermordet.

(Karl, Michaela [2008]: Die Münchener Räterepublik. Porträts einer Revolution. Patmos Verlag, Düsseldorf)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl

Sekundärliteratur:

Grau, Bernhard: Revolution, 1918/1919. In: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44332, (25.02.2014).

Revolution, Rätegremien und Räterepublik in Bayern, 1918/19. In: Bayerische Landesbibliothek Online, URL: http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/bayern1918, (25.02.2014).



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