Frauen für den Frieden

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Anita Augspurg und Lida Gustave Heymann (Bayerische Staatsbibliothek/Porträtsammlung).

Im Ersten Weltkrieg erwiesen sich Augspurg und Heymann als radikale Pazifistinnen, die jegliche kriegsverlängernde Maßnahme ablehnten und sich auch weigerten, Verwundete zu pflegen. Ihr Einsatz galt einer internationalen Frauen-Friedensbewegung, die dem Schlachten ein Ende bereiten sollte. Im Mai 1915 reisten Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann als Delegierte zum ersten Internationalen Frauen-Friedens-Kongress nach Den Haag. 1500 Delegierte aus zwölf Ländern versammelten sich hier und forderten Frieden, Abrüstung, das Selbstbestimmungsrecht der Völker, Demokratie, einen internationalen Schiedsgerichtshof sowie die Gleichberechtigung der Frau in allen Bereichen. Es folgte die Gründung eines „Internationalen Frauenausschusses für dauernden Frieden“. Obwohl ihnen bei ihrer Rückkehr von vielen ehemaligen Mitstreiterinnen Verachtung entgegenschlug, gründeten Augspurg und Heymann in ihrer Wohnung in der Kaulbachstraße den „Nationalen Frauenausschuss für dauernden Frieden“. Dafür nahmen sie Überwachung, Hausdurchsuchung und andere Schikanen in Kauf. Die beiden streitbaren Pazifistinnen wurden mit Ausreise- und Publikationsverboten belegt, ihr Telefon wurde angezapft, ihre Post geöffnet. Im März 1917 wurde Lida Gustava Heymann, die nicht wie Anita Augspurg bayerische Staatsbürgerin war, wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit aus Bayern ausgewiesen. Sie kehrte unter falschem Namen zurück und lebte bis zum Kriegsende versteckt in München.

Je näher der Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreiches rückte, umso mehr Frauen begannen, sich politisch zu engagieren. An den großen Fabrikarbeiterstreiks im Januar 1918 in Nürnberg und München waren viele Frauen beteiligt. Als die Nahrungsmittelversorgung zusammenbrach, kam es von Juli bis August 1918 Woche für Woche zu Hungerdemonstration von Frauen auf dem Münchner Marienplatz. Einmal warfen verzweifelte Frauen bei einer dieser Hungerrevolten die Fenster des Münchener Rathauses ein. Als im Herbst 1918 der Krieg endgültig verloren war, rückte nicht nur der Friede, sondern auch die Erfüllung mancher Forderung der Frauen in greifbare Nähe. Kurt Eisner rief am 8. November 1918 nicht nur den Freistaat Bayern aus, sondern auch das Frauenwahlrecht. Lida Gustava Heymann berichtet wie sie diesen großen Tag erlebte:

Ein Telegramm verkündete im Reiche: „Bayern ist zur Republik erklärt“. Diese Botschaft traf mich in Hamburg am frühen Morgen des 8. Novembers. Bald meldete mein Telefon: „Hier München“. Freudeselig klang Anitas vertraute Stimme: „Bayern Republik! Kurt Eisner hat das Wahlrecht der Frauen für Bayern proklamiert. Deutschland muss folgen.“

(Lida Gustava Heymann in Zusammenarbeit mit Dr. jur. Anita Augspurg: Erlebtes Erschautes. Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden 1850-1940. Hg. v. Margrit Twellmann. Ulrike Helmer Verlag, Frankfurt am Main 1992, S. 174f.)

Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Michaela Karl