Madame Bäuerin
Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann waren nicht nur Bayerns berühmteste Suffragetten, sondern auch begeisterte Landwirtinnen. Anita träumte schon lange davon, ein eigenes Gut zu bewirtschaften, und hatte deshalb mehrere Semester an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin studiert. 1907 setzte sie ihre Pläne in die Tat um und erwarb zusammen mit Lida Gustava den Siglhof in der Nähe von Peissenberg. Ein Anwesen mit tausend Tagwerk Grund, Pferden, Kühen, Schweinen und Hühnern, Obstbäumen sowie einem Moor- und Torfwerk. Den beiden gelang es, mit ihrem ausschließlich weiblichen Personal den heruntergewirtschafteten Hof in ein Mustergut zu verwandeln:
In wenigen Jahren war der Besitz nicht wieder zu erkennen. Wiesen wurden drainiert, Sumpfland trocken gelegt, kahle Abhänge aufgeforstet, die Ausbeutung des Torfmoors intensiviert und auf dem Moor in Verbindung mit der staatlichen Moorkulturanstalt interessante Versuche mit dem Anbau von Getreide, Kartoffeln und Gemüse gemacht.
(Lida Gustava Heymann in Zusammenarbeit mit Dr. jur. Anita Augspurg: Erlebtes Erschautes. Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden 1850-1940. Hg. v. Margrit Twellmann. Ulrike Helmer Verlag, Frankfurt am Main 1992, S. 80)
Die Nachbarn beäugten die „Weiberwirtschaft“ der beiden Freigeister misstrauisch, zweimal kam es sogar zu schwerer Brandstiftung. Die Verbindung zwischen Augspurg und Heymann aber wurde in diesen Jahren eine Lebensverbindung:
Jedes Jahr brachte uns einander näher, vertiefte unsere Freundschaft, ließ uns erkennen, dass wir nicht nur in Fragen der Weltanschauung, dem Streben nach Wahrheit und Freiheit, sondern überhaupt bei allen Begebenheiten des täglichen Lebens – die so häufig zwischen Menschen dauernd Zwistigkeiten auslösen, zu Katastrophen des Unbehagens werden – in klösterlicher Harmonie standen.
(Lida Gustava Heymann in Zusammenarbeit mit Dr. jur. Anita Augspurg: Erlebtes Erschautes. Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden 1850-1940. Hg. v. Margrit Twellmann. Ulrike Helmer Verlag, Frankfurt am Main 1992, S. 77)
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Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann waren nicht nur Bayerns berühmteste Suffragetten, sondern auch begeisterte Landwirtinnen. Anita träumte schon lange davon, ein eigenes Gut zu bewirtschaften, und hatte deshalb mehrere Semester an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin studiert. 1907 setzte sie ihre Pläne in die Tat um und erwarb zusammen mit Lida Gustava den Siglhof in der Nähe von Peissenberg. Ein Anwesen mit tausend Tagwerk Grund, Pferden, Kühen, Schweinen und Hühnern, Obstbäumen sowie einem Moor- und Torfwerk. Den beiden gelang es, mit ihrem ausschließlich weiblichen Personal den heruntergewirtschafteten Hof in ein Mustergut zu verwandeln:
In wenigen Jahren war der Besitz nicht wieder zu erkennen. Wiesen wurden drainiert, Sumpfland trocken gelegt, kahle Abhänge aufgeforstet, die Ausbeutung des Torfmoors intensiviert und auf dem Moor in Verbindung mit der staatlichen Moorkulturanstalt interessante Versuche mit dem Anbau von Getreide, Kartoffeln und Gemüse gemacht.
(Lida Gustava Heymann in Zusammenarbeit mit Dr. jur. Anita Augspurg: Erlebtes Erschautes. Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden 1850-1940. Hg. v. Margrit Twellmann. Ulrike Helmer Verlag, Frankfurt am Main 1992, S. 80)
Die Nachbarn beäugten die „Weiberwirtschaft“ der beiden Freigeister misstrauisch, zweimal kam es sogar zu schwerer Brandstiftung. Die Verbindung zwischen Augspurg und Heymann aber wurde in diesen Jahren eine Lebensverbindung:
Jedes Jahr brachte uns einander näher, vertiefte unsere Freundschaft, ließ uns erkennen, dass wir nicht nur in Fragen der Weltanschauung, dem Streben nach Wahrheit und Freiheit, sondern überhaupt bei allen Begebenheiten des täglichen Lebens – die so häufig zwischen Menschen dauernd Zwistigkeiten auslösen, zu Katastrophen des Unbehagens werden – in klösterlicher Harmonie standen.
(Lida Gustava Heymann in Zusammenarbeit mit Dr. jur. Anita Augspurg: Erlebtes Erschautes. Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden 1850-1940. Hg. v. Margrit Twellmann. Ulrike Helmer Verlag, Frankfurt am Main 1992, S. 77)