Das Hofatelier Elvira
Eine der Frauen, die mit großem persönlichen Engagement für eine Verbesserung der Stellung der Frau in der Gesellschaft eintraten, war Anita Augspurg aus Verden an der Aller. Die Tochter aus gutem Hause hatte sich zunächst als Lehrerin und Schauspielerin versucht, ehe sie gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Sophia Goudstikker, Tochter einer holländischen Kaufmannsfamilie in München, eine Photographenausbildung absolviert und in der Von-der-Tann-Straße 15 das Hofatelier Elvira eröffnete. Die beiden Frauen erteilten dem Jugendstilarchitekten August Endell den Auftrag, das Haus umzubauen und neu zu gestalten. Wahrzeichen des Hofateliers Elvira wurde ein dreizehn Meter breites und sieben Meter hohes violett- bis türkisfarbenes Drachenrelief auf einer meergrünen Fassade, welches dem Haus den Spitznamen „Drachenburg“ und den beiden Frauen den Unmut der braven Münchener Bürger einbrachte:
Viele strömten hinzu, um das herausfordernde, mit allem Gewohnten in Widerspruch stehende Schaustück zu bestaunen und setzten sich über das in seiner Verstiegenheit zu Spott und Unmut Reizende durch den Gedanken hinweg, dass alle an dem Haus Beteiligten „spinnen“.
(Katharina Festner/Christiane Raabe: Spaziergänge durch das München berühmter Frauen. Arche Verlag, Zürich/Hamburg 1996, S. 88)
So auffallend das Gebäude war, so außergewöhnlich waren auch seine Bewohnerinnen, die mit kurzhaarigem „Tituskopf“, im Herrensattel reitend oder auf dem Fahrrad durch den Englischen Garten fahrend, gesichtet wurden. Ihre unkonventionelle Art und ihre offen zur Schau getragene Unabhängigkeit erregten Anstoß, aber auch Bewunderung und bald war es Mode sich im „Atelier Elvira“ ablichten zu lassen.
Ihre Aufnahmen von Frauen, die wie vordem nur Männer am Schreibtisch saßen oder direkt und unverwandt in die Kamera blickten, revolutionierten die Porträtfotografie und wiesen auf ein neues Selbstverständnis der Frauen hin. Die Fotos der Dichterin Lou Andreas-Salomé oder der Frauenrechtlerin Ika Freudenberg zeigen selbstbewusste moderne Frauen, den Gegenentwurf zu dem im Kaiserreich propagierten Heimchen am Herd.
Weitere Kapitel:
Eine der Frauen, die mit großem persönlichen Engagement für eine Verbesserung der Stellung der Frau in der Gesellschaft eintraten, war Anita Augspurg aus Verden an der Aller. Die Tochter aus gutem Hause hatte sich zunächst als Lehrerin und Schauspielerin versucht, ehe sie gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Sophia Goudstikker, Tochter einer holländischen Kaufmannsfamilie in München, eine Photographenausbildung absolviert und in der Von-der-Tann-Straße 15 das Hofatelier Elvira eröffnete. Die beiden Frauen erteilten dem Jugendstilarchitekten August Endell den Auftrag, das Haus umzubauen und neu zu gestalten. Wahrzeichen des Hofateliers Elvira wurde ein dreizehn Meter breites und sieben Meter hohes violett- bis türkisfarbenes Drachenrelief auf einer meergrünen Fassade, welches dem Haus den Spitznamen „Drachenburg“ und den beiden Frauen den Unmut der braven Münchener Bürger einbrachte:
Viele strömten hinzu, um das herausfordernde, mit allem Gewohnten in Widerspruch stehende Schaustück zu bestaunen und setzten sich über das in seiner Verstiegenheit zu Spott und Unmut Reizende durch den Gedanken hinweg, dass alle an dem Haus Beteiligten „spinnen“.
(Katharina Festner/Christiane Raabe: Spaziergänge durch das München berühmter Frauen. Arche Verlag, Zürich/Hamburg 1996, S. 88)
So auffallend das Gebäude war, so außergewöhnlich waren auch seine Bewohnerinnen, die mit kurzhaarigem „Tituskopf“, im Herrensattel reitend oder auf dem Fahrrad durch den Englischen Garten fahrend, gesichtet wurden. Ihre unkonventionelle Art und ihre offen zur Schau getragene Unabhängigkeit erregten Anstoß, aber auch Bewunderung und bald war es Mode sich im „Atelier Elvira“ ablichten zu lassen.
Ihre Aufnahmen von Frauen, die wie vordem nur Männer am Schreibtisch saßen oder direkt und unverwandt in die Kamera blickten, revolutionierten die Porträtfotografie und wiesen auf ein neues Selbstverständnis der Frauen hin. Die Fotos der Dichterin Lou Andreas-Salomé oder der Frauenrechtlerin Ika Freudenberg zeigen selbstbewusste moderne Frauen, den Gegenentwurf zu dem im Kaiserreich propagierten Heimchen am Herd.