Die pfälzische Amazone
Die Pfalz galt als revolutionärste Gegend in Bayern. Hier befehligte die deutsche Schriftstellerin Mathilde Franziska Anneke gemeinsam mit ihrem Mann, dem Revolutionsführer Fritz Anneke, die 1200 Mann starke Artillerie der pfälzischen Volkswehr.
Ich ritt an der Seite meines Gatten neben unseren Kanonen das Pferd des Adjutanten. [...] Meine Erscheinung musste den Männern des Gebirges etwas fabelhaft vorkommen, denn oft bevor sie die Zügel meines Pferdes freigaben und mich durchpassieren ließen, musste ich entweder ihnen selbst Zutrauen eingeflößt, oder musste Anneke für mich gebürgt haben. [...] So misstrauisch ich aber auch begrüßt worden war, so treuherzig aber und mit festem Händedruck entließen mich die gestrengen Männer, als sie hörten, dass ich mit ihnen in den Kampf ziehen wolle.
(Mathilde Franziska Anneke: Mutterland. Memoiren einer Frau aus dem badisch-pfälzischen Feldzuge 1848/1849. Tende Verlag, Münster 1982, S. 28)
Allerdings verschaffte ihr Engagement auch viele Gegner und führte zu öffentlichen Anfeindungen. Sie wurde als „Mannweib“ gescholten und in den Zeitungen häuften sich die Karikaturen der uniformierten Mathilde. Bei der entscheidenden Schlacht im Juli 1849 im badischen Raststatt war auch das Ehepaar Anneke zugegen.
Stundenlang waren Anneke und ich schweigend neben einander geritten, sprechen konnten wir nicht mehr, denn das Bewusstsein unserer verlorenen Hoffnung, unserer verlorenen Schlacht presste uns die Brust zusammen. Endlich aber brach ich das Schweigen in einer Frage an ihn: Ob wir denn wirklich verloren. Sein einfaches „Ja“ als Antwort, klingt mir wie die Todesverkündigung noch durch die Seele.
Mathilde Franziska Anneke: Mathilde Franziska Anneke: Mutterland. Memoiren einer Frau aus dem badisch-pfälzischen Feldzuge 1848/1849. Tende Verlag, Münster 1982, S. 70)
In letzter Sekunde flohen die Annekes durch ein noch offenes Stadttor. Mathilde Franziska Anneke ging in die USA und wurde dort eine der führenden Persönlichkeiten der Frauenbewegung. 1988 ehrte die Deutsche Post Mathilda Franziska Anneke mit einer Briefmarke in der Reihe „Frauen der deutschen Geschichte“.
Weitere Kapitel:
Die Pfalz galt als revolutionärste Gegend in Bayern. Hier befehligte die deutsche Schriftstellerin Mathilde Franziska Anneke gemeinsam mit ihrem Mann, dem Revolutionsführer Fritz Anneke, die 1200 Mann starke Artillerie der pfälzischen Volkswehr.
Ich ritt an der Seite meines Gatten neben unseren Kanonen das Pferd des Adjutanten. [...] Meine Erscheinung musste den Männern des Gebirges etwas fabelhaft vorkommen, denn oft bevor sie die Zügel meines Pferdes freigaben und mich durchpassieren ließen, musste ich entweder ihnen selbst Zutrauen eingeflößt, oder musste Anneke für mich gebürgt haben. [...] So misstrauisch ich aber auch begrüßt worden war, so treuherzig aber und mit festem Händedruck entließen mich die gestrengen Männer, als sie hörten, dass ich mit ihnen in den Kampf ziehen wolle.
(Mathilde Franziska Anneke: Mutterland. Memoiren einer Frau aus dem badisch-pfälzischen Feldzuge 1848/1849. Tende Verlag, Münster 1982, S. 28)
Allerdings verschaffte ihr Engagement auch viele Gegner und führte zu öffentlichen Anfeindungen. Sie wurde als „Mannweib“ gescholten und in den Zeitungen häuften sich die Karikaturen der uniformierten Mathilde. Bei der entscheidenden Schlacht im Juli 1849 im badischen Raststatt war auch das Ehepaar Anneke zugegen.
Stundenlang waren Anneke und ich schweigend neben einander geritten, sprechen konnten wir nicht mehr, denn das Bewusstsein unserer verlorenen Hoffnung, unserer verlorenen Schlacht presste uns die Brust zusammen. Endlich aber brach ich das Schweigen in einer Frage an ihn: Ob wir denn wirklich verloren. Sein einfaches „Ja“ als Antwort, klingt mir wie die Todesverkündigung noch durch die Seele.
Mathilde Franziska Anneke: Mathilde Franziska Anneke: Mutterland. Memoiren einer Frau aus dem badisch-pfälzischen Feldzuge 1848/1849. Tende Verlag, Münster 1982, S. 70)
In letzter Sekunde flohen die Annekes durch ein noch offenes Stadttor. Mathilde Franziska Anneke ging in die USA und wurde dort eine der führenden Persönlichkeiten der Frauenbewegung. 1988 ehrte die Deutsche Post Mathilda Franziska Anneke mit einer Briefmarke in der Reihe „Frauen der deutschen Geschichte“.